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Trump beim "National Day of Prayer" am 2. Mai in Washington Trump beim "National Day of Prayer" am 2. Mai in Washington 

Jesuit: Abtreibungsfrage für US-Wahl mitentscheidend

Die Abtreibungsfrage oder die Diskussion um gleichgeschlechtliche Ehen spielen im US-Wahlkampf eine wesentliche wichtigere Rolle, als man dies in Europa annehmen würde.

Darauf hat der Münchner Jesuit und USA-Experte Godehard Brüntrup in einem Interview mit der Kooperationsredaktion von Kirchenzeitungen hingewiesen. Für Präsident Donald Trump seien „die bibeltreuen, fundamentalistischen Christen, die sogenannten Evangelikalen“ zur Wiederwahl unbedingt vonnöten. Man schätze aber, dass ihn auch 40 bis 45 Prozent der Katholiken wählen würden.

Ob das im November tatsächlich der Fall sein wird, sei offen, „aber Trump steht natürlich für ein wertekonservatives Programm“, so Brüntrup. Trump habe wie kein Präsident vor ihm viele konservative Richter an den Obersten Gerichtshof berufen, die etwa gegen Abtreibung sind – „das ist ein riesiges Thema in den USA“. Dadurch habe er viele Christen für sich gewinnen können.

„In Amerika ist die Trennung von Staat und Kirche viel strenger als bei uns“

Trump stehe auch dafür, dass es wieder Schulgebete geben darf, so der Jesuit: „In Amerika ist die Trennung von Staat und Kirche viel strenger als bei uns. Das nahm zum Teil Auswüchse in der Art an, dass man in der Schule nicht beten darf.“ Auf die Seite der Religionsgemeinschaften habe sich der Präsident auch bei der Frage der Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe gestellt oder bei der Diskussion, ob katholische Krankenhäuser gezwungen werden müssen, Abtreibungen durchzuführen, weil sie sonst die staatlichen Zuschüsse verlieren. Trump habe ein Programm, das konservative Christen aller Konfessionen akzeptieren, so Brüntrup.

Trump sei natürlich „alles andere als ein christlicher Charakter. Es mangelt ihm an Demut, er redet obszön über Frauen und er ist ein Lügner“, aber, so der Jesuit: „So lange er die wichtigsten politischen Ziele dieser Klientel verfolgt, nehmen sie seine Charakterschwächen in Kauf.“ Wenn die Alternative die Position der Demokraten sei, dass z. B. Abtreibung bis zum Ende des neunten Monats erlaubt ist, wählten sie lieber den Republikaner Trump. Für den demokratischen Kandidaten Joe Biden, der Katholik ist, werde das ein großes Problem darstellen, „denn nur wer die Position der Demokraten teilt, darf kandidieren“.

„Demonstrationen aus dem Ruder gelaufen“

Auf die Anti-Rassismus-Demonstration in den USA angesprochen, meinte Brüntrup: „Auf der einen Seite ist es gut, dass gegen diese schrecklichen Verbrechen protestiert wird. Auf der anderen Seite sind in den USA die zunächst friedlichen und gerechtfertigten Demonstrationen dann aber völlig aus dem Ruder gelaufen. (..) Wenn wir uns vorstellen, in Wien oder München würden Nacht für Nacht marodierende Banden durch die Stadt ziehen, Geschäfte plündern und sie in Brand setzen, dann würden wir auch wollen, dass wieder Ordnung und Sicherheit herrscht. Man hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen.“

Die Kirche müsse nun den Spagat schaffen, „indem sie sich zum einen klar und deutlich für die Bürgerrechte der Benachteiligten einsetzt; und zum anderen ist es ganz wichtig, dass sie am Erbe Martin Luther Kings festhält, nämlich der absoluten Gewaltlosigkeit und sie somit auch diese Plünderungen verurteilt“. Mittlerweile seien dabei auch schon Leute ermordet worden.

Brüntrup ist Professor für Philosophie an der Hochschule für Philosophie in München und Gastprofessor an der St. Louise University in den USA. Über 111 Millionen Euro für leidende Christen

(kap – sk)
 

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17. Juni 2020, 12:41