Suche

Christlicher Pilger am Karfreitag auf der Via Dolorosa Christlicher Pilger am Karfreitag auf der Via Dolorosa 

Kirchenführer warnen Israel vor Annexionen

Namhafte Exponenten christlicher Kirchen haben Israel in einer gemeinsamen Erklärung davor gewarnt, Teile des Westjordanlands zu annektieren.

Der Aufruf ist von drei emeritierten Führungsgestalten unterzeichnet: dem emeritierten katholischen Patriarchen Michel Sabbah, dem emeritierten anglikanischen Bischof Riah Abu El Assal und dem emeritierten lutherischen Bischof Munib Younan. Alle drei Bischöfe sind Palästinenser.

„Das Heilige Land steht in Flammen“, heißt es in dem Statement, das von einem „Kriegszustand“ spricht. „Wir schreiben diesen Appell als arabische palästinensische Christen, die seit Pfingsten hier leben und zur hiesigen Gesellschaft gehören.“ Das Heilige Land brauche dringend eine „Versöhnung, die auf gleicher Würde und gleichen Rechten für alle Völker basiert“.

Versöhnlicher Ton

Leider habe die Corona-Pandemie die öffentliche Aufmerksamkeit vom Nahost-Konflikt, „der alten Krankheit unseres Landes“, abgelenkt. Der Konflikt sei „ein Streit zwischen den beiden Völkern des Landes“, der schon über hundert Jahre anhalte.

„Wir sind tief besorgt über die Leiden und Ungerechtigkeiten, die unserem Volk auferlegt werden. Alle, die glauben, dass dieses das Land der Erlösung ist, sollten handeln und beiden Völkern bei einer Versöhnung helfen.“

An der Grabeskirche in Jerusalem
An der Grabeskirche in Jerusalem

Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung

Ausdrücklich bekennen sich die drei palästinensischen Bischöfe zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Heiligen Land. „Die Mehrheit der Staaten anerkennt bereits den Staat Israel und den Staat Palästina. Wir rufen einfach dazu auf, das, was längst anerkannt ist, jetzt auch zur Wirklichkeit zu machen. Helft Israel dabei, Sicherheit zu bekommen! Helft Palästina dabei, seine Unabhängigkeit zu erlangen! Helft beiden Staaten, Seite an Seite in Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit und Demokratie zu leben!“

Der „Schlüssel des Friedens“ liege in Jerusalem: „Wenn hier Friede einkehrt, dann kann der Friede in die ganze Welt kommen.“ Umso wichtiger sei, dass die israelische Regierung sich „in dieser kritischen Zeit“ an die Resolutionen der Vereinten Nationen halte und von einseitigen Schritten Abstand nehme. Auffallend ist, dass sich der Appell, der das Datum 15. Juni trägt, aller scharfen Formulierungen oder Spitzen gegen Israel enthält.

„Wir fürchten um die Zukunft der palästinensischen Christen“

Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu plant eine einseitige Annexion von Teilen des besetzten palästinensischen Westjordanlands ab dem 1. Juli. Allerdings stößt der Plan ausgerechnet in den Kreisen rechtsgerichteter israelischer Siedler auf unerwarteten Widerstand.

„Wir fürchten besonders für die Zukunft der palästinensischen Christen im Heiligen Land“, so der Appell der drei Bischöfe weiter. „Wenn der Konflikt weitergeht und es keine Hoffnung auf Gerechtigkeit am Horizont gibt, dann wird der Druck zur Emigration anhalten.“

(abouna.org - sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

22. Juni 2020, 10:34