Italien hat ein neues Marienheiligtum
Fabio Colagrande und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Das neue Marienheiligtum bringt neues geistliches Leben in eine vor zehn Jahren aufgegebene Kirche in der Abruzzen-Stadt Avezzano zurück. Der Ortsbischof Pietro Santoro errichtete den diözesanen Wallfahrtsort am vergangenen 13. Mai, Gedenktag der Muttergottes von Fatima, in der Kirche, die dem Heiligen Franz von Assisi geweiht ist. Er kam damit einem ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus nach. Dieser hatte in einem Brief an den Provinzoberen der Kapuziner in den Abruzzen, Pater Nicola Grassi, angeregt, für die Verehrung der Muttergottes der Stille „einen Ort, eine Kirche” zu finden.
Der Herzstück des Heiligtums ist eine Ikone, erzählt Pater Emiliano Antenucci. „Ich habe sie vor zehn Jahren von den Benediktinernonnen der Insel San Giulio d´Orta ,schreiben´ lassen, und dann hat allmählich in Italien, aber auch außerhalb, eine Verehrung für dieses Bild eingesetzt. Der Heilige Vater hat beschlossen, eine Kopie davon im Apostolischen Palast anzubringen, und ich hatte die Freude, ein paarmal mit ihm darüber zu sprechen. Papst Franziskus hat dann selbst meinem Provinzoberen geschrieben mit der Bitte, die Verehrung der Muttergottes der Stille durch das Gottesvolk zu ermöglichen.”
Papst Franziskus und seine Sympathie für die Muttergottes der Stille
Sicherlich erreichten den Papst Dutzende Ikonen und Heiligenbilder aus aller Welt, denkt Pater Antenucci. Für die Ikone der Muttergottes der Stille habe Franziskus aber „einen besonderen Blick” gehabt. „Ich weiß, dass er sie verehrt, vor ihr betet und dem Personal im Vatikan Heiligenbilder von ihr geschenkt hat”, erzählt der Kapuziner. Sein Wunsch: dass die Verehrung der Muttergottes der Stille sich weiter verbreitet. Er denkt etwa an eine offizielle Hinzufügung des alten Titels „Maria, Jungfrau der Stille” und ein liturgisches Gedenken samstags.
In der Tatsache, dass der neue Wallfahrtsort ausgerechnet während der Corona-Pandemie seine Pforten öffnet, sieht der Kapuziner ein Zeichen der Vorsehung. „In dieser Zeit der Prüfung glaube ich, dass die Eröffnung eines Marienheiligtums, das dem Schweigen gewidmet ist, vor allem ein Zeichen großer Hoffnung ist, ein Impuls, mit dem richtigen geistlichen Schritt neu zu beginnen. Aber ich glaube, es ist auch ein Zeichen der Prophetie gegen die Diktatur des Lärms, die unsere Gesellschaft durchdringt, und, um es mit Papst Franziskus zu sagen, gegen das Geschwätz, das auch in der Kirche präsent ist.”
Viele Menschen hätten in den verangenen, schwierigen Wochen und Monaten Gelegenheit gehabt, wieder mehr in Stille zu sein – und das tut gut, hält der Ordensmann fest. „Es war auch eine nützliche Zeit für das stille Gebet, denn aus der Stille werden Worte geboren: Gedanken, Journalismus, Theater, Musik, Kunst. Die Stille ist die wichtigste Werkstatt überhaupt, um im Leben etwas zu tun.”
Das Bistum, die Gläubigen und die Priester hätten den neuen Marienwallfahrtsort mit Freude begrüßt, als „Lichtpunkt”, wie der Kapuziner es ausdrückt, als Ort der Spiritualität für die ganze Diözese Avezzano in der gebirgigen süditalienischen Landschaft. Alles in allem ist die Muttergottes der Stille „ein etwas untypisches Heiligtum”, erklärt der Pater. Große Pilgergruppen erwartet er erst einmal nicht. Stattdessen: ein Ort der Stille, des Schweigens, des Gebets, der geistlichen Bildung und Unterscheidung. „Als Rektor setze ich viel auf diesen Aspekt: Ich möchte einen Ort, der hilft, im spirituellen Leben zu wachsen, und gleichzeitig auch eine innere Reise zu machen. Es soll eine Oase des Geistes sein, an die alle kommen und sich bei Jesus und Maria erfrischen können.”
(vatican news)
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