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Ein bis auf die Grundmauern niedergebranntes Gebäude nach einem Fulani-Angriff (Archivbild) Ein bis auf die Grundmauern niedergebranntes Gebäude nach einem Fulani-Angriff (Archivbild) 

Nigeria: Fulani-Nomaden sorgen für Angst und Schrecken

Der Priester Patrick Alumuku aus der nigerianischen Erzdiözese Abuja schlägt Alarm: In seinem Land versetzen marodierende Gruppen von Fulani-Nomaden die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Sie kommen aus dem Niger, Tschad und Mali, und sie bewegen sich in Gruppen von „40, aber auch 100 bis 200 Menschen, greifen Dörfer an, rauben so viel sie nehmen können und fliehen dann“.

Das sagt Alumuku im Gespräch mit Radio Vatikan. Doch die Frage, die sich viele stellen, laute: „Wieso wurden sie überhaupt ins Land gelassen?“ Patrick Alumuku ist Kommunikationschef der Hauptstadtdiözese.

Es waren etwa 150 gut bewaffnete Männer, die auf Motorrädern kamen und unter der Bevölkerung von sechs Dörfern im Bundesstaat von Katsina, im Nordwesten Nigerias, Panik säten. In einem rund fünfstündigen Angriff schossen sie zunächst auf die Menschen, die sich ihnen in den Weg stellten – dann plünderten sie die Geschäfte und raubten das Vieh. Mindestens 57 Opfer sind zu beklagen. Dies berichteten, noch unter Schock, die Bewohner der betroffenen Dörfer selbst: Kadisau, Hayin Kabalawa, Garke, Makera, Kwakwere und Maiganguna.

Seit 2011 mindestens 8.000 Todesopfer

Es handele sich um den „zigsten“ Überfall von Banditen, die nicht nur Terror und Mord in der Gegend verbreiten, sondern auch vor Entführungen nicht zurückschrecken, um Lösegeld zu erpressen. Seit 2011 sind diesen Gewaltattacken mindestens 8.000 Menschen zum Opfer gefallen, während 200.000 Menschen aus ihrem Zuhause fliehen mussten.

„Schon seit längerer Zeit wurde diesen Gruppen von Fulani-Nomaden auf nicht offizielle Weise der Zugang zum Land gewährt, denn sie kommen aus anderen Ländern wie Niger, Tschad oder Mali“, unterstreicht Patrick Alamuku. „Sie kamen zu Abertausenden nach Nigeria, um sich dort niederzulassen. Und die Frage, die sich viele stellten, war, wieso das gestattet wurde. Anfangs dachte man, dass man sie hereingelassen hätte, damit sie an den Wahlen oder an irgendwelchen Kämpfen teilnehmen könnten. Aber mit dem Verstreichen der Zeit und nach den Wahlen hat man gesehen, dass die Regierung unter Präsident Muhammad Buhari – der selbst ein Fulani ist – ihnen keinen richtigen Platz zugewiesen hat. Deshalb haben diese Gruppen damit angefangen, Dörfer anzugreifen, um an Essen und Geld zu kommen.“

Gehört selbst zu den Fulani: Präsident Buhari
Gehört selbst zu den Fulani: Präsident Buhari

Besonders Christen im Visier

Besonders gern nehmen die Banditen, die sich einigen Quellen zufolge dem Dschihad verschrieben haben, christliche Dörfer ins Visier. Nigeria ist auch eines der Länder, die weltweit für christliche Geistliche am gefährlichsten sind. Immer wieder werden Geistliche entführt, um Geld von ihren Gemeinden zu erpressen – doch oftmals gehen diese Episoden blutig aus.

„In letzter Zeit sind diese Fulani überall unterwegs, sie bewegen sich in Gruppen von 40, aber auch 100 oder 200 Menschen, sie greifen die Dörfer an, raffen alles an sich, was sie können, und flüchten dann. Sie konzentrieren sich auf die Orte, von denen sie wissen, dass sie etwas Geld finden, oder auf christliche Dörfer, vor allem im Norden. Es sind Gruppen, die am Dschihad in Nigeria teilhaben. Heute Morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Fulani mittlerweile im gesamten Land verteilt sind und dass es sich um etwa 50.000 bis 100.000 Menschen handelt, von Nord bis Süd.“

Junger Fulani im Senegal
Junger Fulani im Senegal

Netzwerk dschihadistischer Gruppen über Staatengrenzen hinweg

Die International Crisis Group (ICG) und verschiedene internationale Beobachtungsstellen befürchten in diesem Zusammenhang, dass Nigeria zu einer Verbindungsstelle zwischen den verschiedenen dschihadistischen Gruppierungen der Sahel-Zone und des Tschadsees werden könnte, wo die Terrororganisation Boko Haram aktiv ist. Den Dschihadisten der Gruppe Islamischer Staat in Westafrika (ISWAP) wird auch der jüngste größere Überfall in Felo im Nordosten des Landes zugerechnet, der 81 Opfer forderte.

„Es gab schon immer Beziehungen zwischen den Gruppen der Sahel-Zone, Boko Haram und diesen dschihadistischen Gruppierungen“, erklärt der Kommunikationschef der Erzdiözese Abuja. „Es ist, als wären sie alle Mitglieder derselben Realität: sie arbeiten zusammen, haben die gleiche ,Agenda‘, was die Islamisierung des Landes betrifft. Das hat dazu geführt, dass in den vergangenen Tagen in der Nationalversammlung, in der Vertreter des ganzen Landes sitzen, die Regierung aufgefordert wurde, etwas Konkretes für den Schutz der ländlichen Bevölkerung zu unternehmen.“

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12. Juni 2020, 13:49