Moskauer Patriarch appelliert an Armenien und Aserbaidschan
In Zeiten der Krise dürfe nun „nicht jenen Kräften gefolgt werden, die von zunehmenden Spannungen im Kaukasus profitieren wollen“; ein neuer Krieg im Kaukasus würde Terroristen und Extremisten anziehen, die der Region auf lange Zeit Frieden und Ruhe rauben würden. Auch Papst Franziskus hatte beim Mittagsgebet in der vergangenen Woche seiner Sorge über die Verschärfung des Konfliktes Ausdruck verliehen.
Seit vielen Jahren für die Beilegung des Konfliktes tätig
Die russisch-orthodoxe Kirche sei seit vielen Jahren in friedenstiftenden Aktivitäten zur Regelung des Karabach-Konflikts engagiert, betonte der Moskauer Patriarch, der sich seit 1989 persönlich an der Suche nach friedlichen Wegen zur Lösung des Konflikts zwischen Armenien und Azerbaidschan beteiligt. Vor 25 Jahren - im Juni 1995 - habe auf Initiative der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau das erste „trilaterale Treffen“ stattgefunden. Bei diesem Treffen sei eine gemeinsame Erklärung verabschiedet worden, in der deutlich gemacht wurde, dass der armenisch-azerbaidschanische Konflikt keine „religiösen Motive“ habe.
Es sei wichtig, heute daran zu erinnern, weil Versuche gemacht würden, künstlich den religiösen Faktor in den interethnischen Konflikt einzubringen, "um die Konfrontation zu vertiefen", betonte der Patriarch. Im September 2017 habe es eine weitere gemeinsame Erklärung gegeben, in der hervorgehoben wurde, dass das armenische und das azerbaidschanische Volk immer Seite an Seite leben werden und daher "keine andere Perspektive als Frieden und Zusammenarbeit" haben.
Der "trilaterale Dialog" erlaube es ihm, sich an die religiösen Führungspersönlichkeiten in Armenien und in Azerbaidschan zu wenden, stellte der Patriarch fest: „Ich bitte den armenischen Katholikos-Patriarchen und den azerbaidschanischen Scheich-ul-Islam als 'liebe Brüder', jene Errungenschaften zu bewahren, die wir in brüderlichen Begegnungen festigen konnten“.
Die russisch-orthodoxe Kirche bete intensiv darum, dass der Konflikt so bald wie möglich beendet werde, betonte Kyrill I. Er hoffe, dass man in Jerewan und Baku die Weisheit aufbringen werde, die Feindseligkeiten zu beenden, das Misstrauen zu reduzieren und „beidseitig akzeptable Entscheidungen für die Streitfragen“ zu finden.
Situation bleibt angespannt
Die Zusammenstöße an der armenisch-azerbaidschanischen Grenze zwischen den benachbarten Orten Tovuz (Azerbaidschan) und Tavush (Armenien) beim Dreiländereck mit Georgien begannen am 12. Juli und dauerten bis 15. Juli. In den letzten Tagen stabilisierte sich die Situation, bleibt aber weiter gespannt. Das Gebiet von Nagorno-Karabach - das nur wenige Kilometer entfernt ist - war nicht betroffen.
Der Konflikt um Arzach dauert seit dem Ende der Sowjetunion. Arzach war eine armenisch besiedelte autonome Republik innerhalb Azerbaidschans, die sich - auch auf dem Hintergrund der anti-armenischen Pogrome in azerbaidschanischen Städten 1988 - im Jahr 1991 als selbständig erklärte. In der Folge kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die 1994 mit einem Waffenstillstand beendet wurden. Die Milizen von Arzach konnten den größten Teil der kleinen Republik mit der historisch bedeutsamen Hauptstadt Stepanakert bewahren und im Zusammenwirken mit der armenischen Armee auch den Korridor von Latschin auf azerbaidschanischem Gebiet besetzen, der die Verbindung zwischen Arzach und der armenischen Republik darstellt. Aktuell bemüht sich auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), den Dauerkonflikt unter Kontrolle zu halten.
(poi/kap - cs)
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