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Das berüchtigte Camp Moria auf Lesbos Das berüchtigte Camp Moria auf Lesbos 

Caritas Griechenland: Migranten aufs Festland zu holen ist prioritär

Die Leiterin der griechischen Caritas, Maria Alverti, hat einmal mehr auf die dramatische Lage der Migranten in den Lagern auf Inseln wie Lesbos, Chios und Samos verwiesen. Von mehr mehr als 120.000 Migranten im Land müssten derzeit immer noch 32.000 auf den Inseln ausharren. Die Einrichtungen seien „unmenschlich und unwürdig”, sagte Alverti im Interview des italienischen Diözesanmagazins „L'azione”.

„Die Notwendigkeit, die Inseln zu entlasten, hat für das Leben der Menschen, die dort festsitzen, oberste Priorität“, so die Caritas-Leiterin. Die Coronakrise habe den Rückstau beim Abarbeiten der Asylanträge weiter verzögert.

Seit mehreren Monaten kämen in Griechenland kaum noch Flüchtlinge und Migranten an, berichtet Alverti. Die Zusammenstöße an der Grenze entlang des Flusses Evros im März 2020 hätten die Regierung dazu gebracht, Polizei und Armee an die nordgriechisch-türkischen Grenze zu schicken, seither habe das Land von dort keine Ankünfte mehr verzeichnet. Auch über das Meer kämen erheblich weniger Menschen, weil Frontex und die griechische Küstenwache ihre Seepatrouillen verstärkt hätten.

Besonders schlimm: Moria auf Lesbos

Besonders schlimm bleibe die Lage für die Tausenden von Menschen im Camp Moria auf Lesbos, das offiziell gar nicht bestehe. Die Menschen stünden in langen Schlangen vor der Essensausgabe und den Toiletten an und seien jeder Witterung ausgesetzt. Eltern müssten ihre Kinder andauernd vor Gewalt oder gar sexuellem Missbrauch schützen. Zwischen Angehörige verschiedener Nationalitäten komme es zu Kämpfen und Feindseligkeiten.

„Es gibt eine Menge Angst und Frustration“

„Es gibt eine Menge Angst und Frustration“, sagte Alverti. „Niemand hat etwas zu tun, keine Arbeit, keine Beschäftigung, nichts, was die Zeit bis zum Abschluss des Asylverfahrens verkürzen könnte. Bei unseren Besuchen auf den Inseln hört man im Gespräch mit den Menschen viel über ihre Hoffnung, endlich ein neues Leben zu beginnen. Und nach der langen Anreise aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Pakistan sind die Bedingungen auf den Inseln, die diese Tausenden von Menschen aufnehmen, eine große Enttäuschung und Frustration. Sie warten Monate, in einigen Fällen sogar mehr als ein Jahr, bis sie endlich auf dem griechischen Festland ankommen.“

Viele der Ankommenden begreifen Griechenland nur als Zwischenstation. Insgesamt blieben sie aber im Schnitt zwischen zwei und vier Jahre hier, ehe sie nach Mittel- und Nordeuropa weiterreisen. Einige wenige entschlössen sich auch zu bleiben, sagte Alverti. „Griechenland könnte ein schönes Land zum Leben sein ... aber nicht für die Ausgeschlossenen, egal ob Ausländer oder Griechen, Drogenabhängige oder Obdachlose, Migranten oder Flüchtlinge.“

(L'azione – gs)

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11. August 2020, 15:41