Indien: „Schwarzer Tag“ für die ausgestoßenen Dalits
Mario Galgano und Michele Raviart - Vatikanstadt
Eine der am weitesten verbreiteten Ursachen für Diskriminierung in Indien betrifft die Situation der Dalits, der „Ausgestoßenen", wie ihr Name aussagt. Die Perspektive ist die des traditionellen Hinduismus, demzufolge auch Christen, Buddhisten, Muslime und Sikhs zu den „Ausgestoßenen“ zählen. Doch in Indien gibt es seit 70 Jahren eine Gegenbewegung, die sich damit nicht abfindet. Aus diesem Grund wird seit 1950 jedes Jahr am 10. August der „Schwarze Tag“ gefeiert, der auch von der katholischen Kirche gefördert wird, in Erinnerung an die Verabschiedung des dritten Absatzes der Verfassung über die „Scheduled Castes“, der die Rechte der Dalits auf Religionsfreiheit garantiere.
Eine subtile Gewalt
Im Laufe der Jahre wurden auch Sikhs und Buddhisten in ihren Rechten anerkannt, aber noch nicht Christen und Muslime, die weiterhin Opfer von Diskriminierung und manchmal von Gewalt sind. „Die Gewalt ist nicht direkt, aber sie ist sehr subtil, sehr verborgen“, erklärt Felix Machado, Erzbischof von Vasai in der Nähe von Mumbai, gegenüber Vatican News. „Im täglichen Leben reicht es aus, zu wissen, dass man ein Dalit ist - und in Indien kann man sich nicht verstecken, weil die Kaste der Zugehörigkeit so klar ist wie der Schein der Sonne - und die Kinder zum Beispiel keine Mittel finden, um zur Schule zu gehen. Die Kirche tut viel, aber es gibt Grenzen. In meiner Diözese in dem Gebiet, in dem es Dalits gibt, haben wir Schulen. Wir tun alles, um alle zu erreichen, aber die Regierung hilft ihnen überhaupt nicht.“
Das Leiden durch das Coronavirus
Indien ist derzeit das drittgrößte Land der Welt in Bezug auf die Zahl der Coronavirus-Infektionen mit über zwei Millionen positiven Fällen. Die meisten von ihnen sind Dalits. „Es sind die Arbeiter, die von einem Teil des Landes in einen anderen reisen, je nachdem, wo es Arbeit gibt“, erklärt Erzbischof Machado. „Sie werden ausgebeutet und werden bei dem Versuch, nach Hause zurückzukehren, verfolgt. Konkret heißt das, dass Maßnahmen getroffen werden, die die Bewegungsfreiheit im Land einschränkt. Das einzig Gute daran ist, dass die Ansteckung damit begrenz wird. Aber für die Betroffenen ist es wirklich ein Kreuzweg.“
Die am stärksten von Covid-19 bedrohten
Auch die Lebensbedingungen der Dalits machen es schwierig, die Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. „Es gibt viel Leid, weil sie in den ärmsten, stark überbevölkerten Gebieten leben“, fährt der Erzbischof fort. „Und dann gibt es kein Wasser, keine sanitären Einrichtungen, und so sind die Dalits am anfälligsten für das Virus. Wie können sie sich die Hände waschen, wenn es kein Wasser gibt? Wie können sie Seife finden? Die Jobs, die Dalits ausüben, sind Jobs, die sie oft mit den Reichen in Kontakt bringen, aber niemand will sie mehr. Wie können sie in das Haus von jemandem gelangen, wenn alle glauben, dass jemand so Armes das Virus in sich trägt?“
Das Engagement der Kirche für den Dialog
„Es gibt viele, die helfen und etwas tun, Menschenrechtsgruppen, es gibt Menschen aller Religionen“, so Erzbischof Machado abschließend. „Wir haben auch einen interreligiösen Dialog, der sich sehr auf dieses Problem konzentriert. Es gibt viele, die kommen, um zu helfen, aber die Gesellschaft hat diese Barriere noch nicht überwunden. Dieses Leiden ist unerträglich. Die Kirche setzt sich sehr dafür ein, und wir hoffen, dass dieser Tag in Indien dazu führt, das Gewissen der Menschen zu wecken.“
(vatican news)
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