Pakistan: Christ getötet, da er in einem Muslim-Viertel wohnte
Qamar Rafiq, ein Bekannter der Familie, berichtete dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“: „Nadeem hatte im Mai ein Haus in Peschawar gekauft. Wiederholt wurden er und seine Familie von einem muslimischen Nachbarn bedroht. Er wollte sie zwingen, das Stadtviertel zu verlassen, da dieser Ort nichts für ,schmutzige Christen‘ sei.“
Am 4. Juni sei die Situation eskaliert, so Rafiq: „Der Nachbar und seine Kinder forderten Nadeems Familie erneut auf, das Viertel zu verlassen, sonst hätten sie mit ernsten Konsequenzen zu rechnen.“ Um sich und seine Familie zu schützen, habe Nadeem die Polizei verständigt. Doch bevor diese eingetroffen sei, habe der Nachbar auf den Familienvater und seine Angehörigen geschossen, die ihm zu Hilfe eilten. „Nachbarn, die die Schüsse hörten, schlossen ihre Türen. Niemand kam, um den Verletzten zu helfen“, erzählt der Freund der Familie. Nadeem sei schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo er nach mehreren Operationen am 29. Juni verstarb. Die anderen Familienmitglieder überlebten.
„Der Angriff auf Nadeems Familie zeigt, wie verletzlich die Christen in Pakistan sind und wie leicht sie Opfer von Gewalt werden können“, erklärte Rafiq. Die Familie habe bereits einen Anschlag auf eine Kirche im Jahr 2013 überlebt, weitere Angehörige seien dabei jedoch umgekommen.
Attacken und Diskriminierung während der Corona-Pandemie nehmen zu
„Der Fall von Nadeem Joseph stellt eine klare Verletzung der Menschenrechte und der Gesetze dar“, erklärte der Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz und Bischof von Islamabad-Rawalpindi, Joseph Arshad. Er forderte Ordnungskräfte und Regierung auf, den Beschuldigten vor Gericht zu bringen und Nadeems Familie zu schützen, da diese noch immer in Lebensgefahr sei.
Obwohl Christen nur rund zwei Prozent der pakistanischen Bevölkerung stellen, stehen sei seit Jahren im Visier radikaler Islamisten. Während der Corona-Pandemie komme es vermehrt zu Attacken auf Christen und andere religiöse Minderheiten, berichten Projektpartner von „Kirche in Not“. Auch gab es Berichte, wonach religiöse Minderheiten durch muslimische Hilfsorganisationen während des Lockdowns bei der Verteilung von Hilfsgütern benachteiligt worden seien. „Kirche in Not“ hatte deshalb in drei pakistanischen Diözesen die Verteilung von Lebensmitteln unterstützt.
Im Gespräch mit dem Hilfswerk unterstrich auch der ehemalige Provinzpolitiker und Sprecher der christlichen Gemeinschaft in der westpakistanischen Provinz Punjab, Joel Amir Sahotra, die zunehmende religiöse Diskriminierung: „Die Menschen sind nicht bereit, ihre Wohnungen an Nichtmuslime zu vermieten. Oft sagen sie sogar, dass Nichtmuslime sie nicht betreten dürfen“, erklärte Sahotra. „Was ist das für eine Denkweise? Ich weiß nicht, ob die Menschen im Westen diese schwierige Situation verstehen, in der wir uns hier in Pakistan wegen unserer Religion befinden.“
(kirche in not - mg)
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