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Müll an einem See in Guatemala Müll an einem See in Guatemala 

Schöpfungszeit: Darüber nachdenken, wie wir leben

Einen dringenden Wandel hin zu mehr Umwelt- und Klimaschutz fordert die katholische Agentur für Entwicklung in Übersee (CAFOD). Umweltverschmutzung und Klimawandel zerstörten die Lebensgrundlagen der Menschen. Jeder Einzelne müsse seinen Lebensstil ändern, und Politiker sollten sich endlich mehr am Gemeinwohl statt an Eigeninteressen orientieren, sagte Neil Thorns von CAFOD im Gespräch mit Radio Vatikan.

Lydia O’Kane und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

CAFOD betreibt internationale Entwicklungshilfe und ist die offizielle Hilfsorganisation der katholischen Kirche in England und Wales sowie Teil von Caritas Internationalis. Papst Franziskus habe den Ernst der Lage schon lange erkannt, sagt Cafod-Pressesprecher Neil Thorns im Interview mit uns.

„Franziskus‘ Botschaft ist absolut klar: Es muss dringend gehandelt werden, sei es beim Thema Klima, angesichts des weltweit zunehmenden Verschwindens der Natur, sei es mit Blick auf unsere Wirtschaft. Er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass unsere Wirtschaft zu sehr auf, wenn man so will, ,überflüssige' und an Konsum orientierte Güter ausgerichtet ist – und nicht daran, wie Wirtschaft und Leben gut zusammen passen und wie der Handel auch für die Ärmsten Vorteile bringen kann.“

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CAFOD beteiligt sich, wie viele andere katholische Organisationen weltweit, an der „Zeit der Schöpfung“ vom 1. September bis zum 4. Oktober. In dem Aktionszeitraum widmen sich Christen überall auf der Welt explizit der Schöpfung und dem Umweltschutz . Neil Thorns hofft, dass nicht nur die Schöpfungszeit, sondern auch die Corona-Pandemie dazu beitragen kann, dass die Menschen ihr Verhalten ändern:

„Ich hoffe, dass wir uns durch diese Krise zum besseren Wandeln können.“

„Ich hoffe, dass aufgrund der Pandemie die Leute ihre Beziehung zur Natur verändern – weil sie sehen, wie sie während des Lockdown wieder aufblühte, wie die Luft sauberer und klarer wurde und wie Tiere zurückkamen. Vielleicht hat sich auch die Beziehung zum Essen geändert: Ich denke, es gibt jetzt ein größeres Bewusstsein dafür, woher unser Essen kommt und wie wir Zugang dazu haben. Ich hoffe also, dass sich unsere Beziehung zu unserem Planeten, der Natur und auch untereinander sowie zu Gott verbessert hat – wie es ja auch Papst Franziskus immer wieder anmahnt. Ich hoffe, dass wir uns durch diese Krise zum Besseren wandeln können.“

Systemwandel im Herzen starten

Die Coronavirus-Pandemie habe schon länger währende Probleme deutlicher  werden lassen und aufgezeigt, welche Ungerechtigkeiten es weltweit gibt. Diese hätten sich außerdem noch verschärft, erklärt Thorns. Papst Franziskus widmet sich derzeit bei seinen Generalaudienzen den Auswirkungen der Corona-Pandemie und betont dabei immer wieder, dass es an uns allen liegt, als bessere Menschen aus dieser Krise hervorzugehen. Dass sieht auch Thorns so:

„Ich weiß, dass ich meinen Lebensstil ändern muss.“

 „Ich denke, es ist unmöglich, die Wurzeln der Probleme anzugehen, den wirklichen Systemwandel, den es braucht, zu bewirken, wenn nicht jeder von uns das auch im eigenen Herzen verankert. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir leben. Ich bin mir zum Beispiel sehr bewusst, dass mein Konsum hier in England sich auf die Natur und unsere Ressourcen auswirkt. Ich weiß, dass ich meinen Lebensstil ändern muss.“

2021 mehrere entscheidende Treffen 

Mit Blick auf den Klimawandel erinnert Thorns daran, dass im kommenden Jahr entscheidende Termine anstehen: das G7-Treffen in England, das G-20 Treffen in Italien, in China wird das UN-Biodiversitäts-Treffen stattfinden, und im November steht in Glasgow der Cop-26 Klimagipfel an.

„Wie sollten die Politiker diese Treffen angehen? Sie sollten überlegen, wie wirklich etwas verändert werden kann. Sie sollten an die Langzeitwirkungen denken, und sie sollten die Armen ins Zentrum stellen. Sie sollten auch ihren Job als Politiker wirklich als Berufung sehen, bei der es darum geht, das Beste für alle zu tun. Viele denken allerdings nur kurzfristig, an die nächsten Wahlen und an das, was die Wähler wünschen und was für sie persönlich das Beste wäre – für die Welt und das Gemeinwohl aber schlechter. Leider ist letzteres bisher viel häufiger der Fall gewesen. Hier muss sich die Politik ändern. Darauf drängt auch Papst Franziskus immer wieder: Politik ist eine Berufung! Und dass müssen die Politiker spüren und mit ihren Taten zeigen – indem sie sich am Gemeinwohl ausrichten und nicht an dem, was für einen persönlich am besten ist.“

„Job als Politiker wirklich als Berufung sehen, bei der es darum geht, das Beste für alle zu tun.“

Papst Franziskus Sozialenzyklika „ Laudato si“, die vor fünf Jahren veröffentlicht wurde und eindringlich einen Wandel der Gesellschaft hin zu einem Leben im Einklang mit der Natur fordert, hat aus Sicht von Thorns immerhin schon einiges bewirkt. Einige Politiker würden sich inzwischen stärker für Umweltschutz und gegen Klimawandel engagieren. Und auch jedem Einzelnen habe der Papst mit dem Schreiben klar gemacht, dass er sich persönlich für Umweltschutz starkmachen und das eigene Handeln ändern müsse, sagt Neil Thorns von der katholischen Agentur für Entwicklung in Übersee (CAFOD).

(vatican news - sst)

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14. September 2020, 11:42