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Bischof Petar Palic Bischof Petar Palic 

Bosnien-Herzegowina/Kroatien: Völker Ex-Jugoslawiens brauchen Wahrheit

Die Spannungen innerhalb von Bosnien und Herzegowina sind nach Ansicht des neuen katholischen Bischofs von Mostar Folge einer „kollektiven Alzheimer-Erkrankung“ der Völker im ehemaligen Jugoslawien bezüglich der Balkankriege der 1990er-Jahre. Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit gebe es kein Fundament für die Zukunft, sagte Petar Palic in einem ausführlichen Interview mit der in Sarajevo erscheinenden katholischen Wochenzeitung „Katolicki Tjednik“.

Kritisch äußerte er sich darin auch über den Dayton-Vertrag von 1995. In vielen Aspekten würden Souveränität und Bedeutung der kroatischen Bevölkerung infrage gestellt, so der Bischof. Angesichts der anhaltenden Unklarheiten und politischen Spannungen frage er sich, ob das Abkommen abgesehen von der Beendigung des Krieges etwas gebracht habe.

Die katholische Kirche wolle ihren Beitrag dazu leisten, dass alle drei Völker des Landes souverän, geordnet und gleichberechtigt miteinander leben können, so Palic. Dazu stünden der Kirche keine politischen Mittel zu Verfügung - sie benötige diese aber auch nicht, fügte der Bischof hinzu. Aufgabe der Kirche sei es, das Evangelium zu verkünden, die Würde und Rechte aller Menschen, besonders derer, die bedroht sind, zu verteidigen. Dazu sei es nötig, Laien zu ermächtigen, sich in Kirche und Gesellschaft stärker als bisher zu engagieren.

Notwendigkeit der Zusammenarbeit

In dem Interview betonte Palic auch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Kroaten über die Landesgrenzen hinaus. Die katholische Kirche habe die kroatische Identität geformt. Zugleich stellte er fest, dass das, was Theologen als „müdes Christentum“ in Europa bezeichnen, längst auch in Kroatien und Bosnien-Herzegowina festzustellen sei. Vieles an bislang allgemein anerkannten, christlichen Werten werde zunehmend infrage gestellt.

Auch die Rolle der Priester verändere sich. Dieser werde im öffentlichen Leben zunehmend irrelevant. Zugleich sei die Erwartung an ihn vor allem das Zeugnis des Lebens und seine Verfügbarkeit. Von Priestern heute werde erwartet, dass sie das Leben der Gläubigen mit all seinen Schwierigkeiten teilen und präsent sind, so der neue katholische Bischof von Mostar.

Bischof Palic stammt aus einer kroatischen Familie im Kosovo. Seine Ausbildung erhielt er in Skopje, Subotica und Zagreb. Von 2005 bis 2009 studierte er an der Universität Graz Moraltheologie. Währenddessen war er in der Pfarrseelsorge in Dobl in der Steiermark tätig. Palic wirkte danach als Bischofsvikar und Generalvikar der Diözese Dubrovnik. Ab 2017 war er Sekretär der kroatischen Bischofskonferenz und seit 2018 Bischof der Insel Hvar.

(kap - mg)

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15. Oktober 2020, 11:18