Suche

Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon in Myanmar Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon in Myanmar 

Asien nach dem Virus: „Gier oder Gemeinwohl?“

Am „Scheideweg“ sieht Asiens Gesellschaften Kardinal Charles Maung Bo. „Wird sich Asien für die individuelle Gier entscheiden oder wird es sich für das Gemeinwohl einsetzen?“, so spitzt der Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen in einem Rundbrief an alle Bischöfe und Kirchen die Frage zu.

In dem Brief wirbt er ausgehend von Papst Franziskus’ Enzyklika „Fratelli tutti“ für neue gesellschaftliche Weichenstellungen nach der Corona-Krise und einen neuen Aufbruch der Kirche.  Die kommenden Jahre seien entscheidend für die Zukunft des Kontinents, betont der asiatische Kirchenmann: „Asien steht am Scheideweg. Der Weg, den wir einschlagen, wird über das Erbe entscheiden, das wir unserer nächsten Generation hinterlassen.“

Es wüten viele Pandemien  

„Es gibt mehr als eine Pandemie auf der Welt“, so zitiert Kardinal Bo Papst Franziskus. Auch in Asien seien zahlreiche Probleme zu beobachten, darunter soziale Ungerechtigkeit, Hass und Diskriminierung, Menschenhandel und andere Verstöße gegen die Menschenrechte sowie auch die in vielen asiatischen Ländern immer noch legale Todesstrafe. Solchen Missständen gelte es sich entgegenzustemmen, appelliert der aus Myanmar stammende Kardinal, der auch mit Konsumgier und einer Wirtschaft ins Gericht geht, die nicht auf das Gemeinwohl zielt.

„Wir sind aufgerufen, die Kultur der Verschwendung zu kritisieren und die Menschenrechte von verletzlichen Gliedern der Gesellschaft zu verteidigen: Frauen, Kinder, ethnische Minderheiten, Flüchtlinge, ungeborene Kinder, ältere Menschen und viele andere. Die Achtung der Menschen und des Gemeinwohls wächst nur aus wahrer Brüderlichkeit“, greift er das Motto der Papst-Enzyklika auf.

Umkehr statt oberflächlicher Antworten

Nach der Corona-Pandemie gelte es neu Wege der Solidarität zu beschreiten und einen grundlegenden Wandel einzuleiten. Bereits jetzt lasse sich beobachten, wie viele asiatische Regierungen versuchten, „zu den bekannten Wirtschafts- und Sozialmodellen zurückzukehren“, die jedoch „gescheitert“ seien, urteilt Kardinal Bo. Chaos, Angst, Verlust und Zukunftsangst infolge der Corona-Pandemie dürften jetzt nicht die Oberhand gewinnen, warnt er. Der Papst dränge in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ dazu, „keine oberflächlichen Antworten auf diesen Moment der Krise zu geben“.

An die Kirchenvertreter der asiatischen Länder wendet sich Kardinal Bo mit dem Aufruf, auf einen solchen Wandel hinzuwirken: „Wir hören nie auf, auf einer Mission zu sein. Jetzt ist es an der Zeit, gegenseitigen Respekt aufzubauen und so zu leben, wie wir uns die Welt in der Zukunft wünschen. Wenn die Kirche lebt, muss sie uns immer wieder überraschen.“

(asianews – pr)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

13. Oktober 2020, 23:11