Niger: Unbändige Freude über die Freilassung von Pierluigi Maccalli
Der in Mali befreite Missionar Pierluigi Macalli ist mittlerweile in seine Heimat Madignano in der Provinz Cremona zurückgekehrt, wo er von Familie und Freunden begeistert empfangen wurde. Zwei Jahre hatte seine Gefangenschaft in den Händen von Terroristen gedauert, bis auf ein verwackeltes Video gab es nur wenige Lebenszeichen von ihm. Besondere Freude hat seine Freilassung bei der Gemeinschaft seiner Mitbrüder in Niger ausgelöst. Der Priester Mauro Armanino nahm gerade an der Diözesanversammlung in Nigers Hauptstadt Naimey teil, als er von dem glücklichen Ausgang des Alptraums erfuhr.
„Wir waren gerade in der Sitzung“, erzählt er, „als wir die wunderbare Nachricht erhalten haben. Am Morgen hatte ich die Messe zelebriert und dabei erwähnt, dass Pierluigis Zimmer in unserem Haus noch immer für ihn bereitsteht: Zimmer Nr. 2, in dem er lebte, bevor er entführt wurde.“ Die Messe sei dann – wie üblich – mit dem Gebet für seine Freilassung ausgeklungen, so der Mitbruder des Entführten. „Gott sei Dank war es das letzte Mal! Aber ich muss sagen: wir waren uns immer sicher, dass er früher oder später freikommen würde…“
Eine Gewissheit, die vor allem die Armen gehabt hätten, die wüssten, dass ihr Leben in den Händen Gottes liegt und ihre Geschichte von Gott abhängt, der nicht immer nach dem Plan der Menschen handelt, erläutert der Missionar: „Als wir in unserer Gemeinschaft sein Foto gezeigt haben, auf dem er lächelt, haben die Menschen ganz spontan angefangen, zu tanzen.“
„Padre Gigi“, wie der entführte Priester in seiner Gemeinschaft liebevoll genannt wird, habe ihn angerufen und gesagt: „Wir leben noch“… „Dieser Satz war eine Art Code, den wir in Liberia während des Bürgerkrieges benutzt hatten, um uns zu begrüßen. Ein Satz, der unsere Verbundenheit sofort wieder hergestellt hat. Seine Stimme klang leidgeprüft, aber heiter.“
Einzelheiten zu seiner Entführung und Gefangenschaft habe Pierluigi Maccalli während des kurzen Telefonates nicht preisgegeben, doch er habe viermal nach der Gemeinschaft von Bowanga gefragt, in der er gelebt hatte: „Ein Zeichen, dass seine ganze Sorge nach wie vor ihnen gilt“, stellt Armanino fest. Nächstes Jahr werde Maccalli seine Gemeinschaft besuchen, doch was dann geschähe, wisse man noch nicht, „denn die Situation in Niger ist kompliziert“, stellt der Missionar fest, der nach wie vor in dem afrikanischen Land tätig ist:
„Ich selbst kann Niamey nicht ohne Eskorte verlassen, aber mit Eskorte wird man schnell zur Zielscheibe. In der Gegend, in der Pierluigi tätig war, gibt es keine Priester mehr. Nur die Katecheten und die Gemeindevorstände sind geblieben. Unter tausend Schwierigkeiten halten sie den Glauben der Gemeinde lebendig.“ Nur sonntags könnten Priester die Messe in weiter entfernten Gemeinden feiern. Doch dies gelte nur für Afrikaner, und mit der Vorgabe, dass man vor Dunkelheit wieder in die Stadt zurückkehren müsse - Weiße sollten besser zuhause bleiben, beschreibt der italienische Missionar die Situation vor Ort. Nachdem im August sechs französische Mitarbeiter einer NGO und ihre zwei einheimischen Führer bei einem Ausflug in einen Naturpark ermordet worden waren, hatte die Regierung von Niger den Notstand ausgerufen. Die Situation ist angespannt; kriminelle Banden nehmen vor allem Ausländer ins Visier: sie sind begehrte Geiseln, um Geld oder Gefangenenaustäusche zu erpressen. Dschihadistische Terroristen treiben in Niger - so wie in der gesamten Sahelzone - nach wie vor ihr Unwesen, sind für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.
Dennoch ist der Priester überzeugt: „Padre Pierluigi“ ist niemals so sehr Missionar gewesen wie in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft, dem ihm auferzwungenen Schweigen zum Trotz: „Oft verstehen wir die Mission als ein ,Tun' unsererseit - dabei bedeutet Mission doch vor allem, Gott in unserem Leben wirken zu lassen. Die Tatsache, dass man Pierluigi gefangen gehalten hat, er sich nicht frei bewegen konnte, keine Stimme mehr hatte, zeigt doch, dass Gott in ihm ,gesprochen hat‘. Und das zeigt uns auch einmal mehr, dass Mission nicht durch unser Tun geschieht, sondern dadurch, dass wir Gottes Handeln in unserem Leben aufscheinen lassen. Pierluigis Leben war nie so fruchtbar wie in diesen zwei Jahren....“
(vatican nwes - cs)
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