Ägypten: 100 perfekt erhaltene Sarkophage entdeckt
Die ungewöhnlich gut erhaltenen Holzsärge dienten zur Bestattung wohlhabender Menschen, eventuell höherer Beamter, aus der Spätzeit (700 bis 300 vor Christus) und der ptolemäischen Periode (323 bis 30 vor Christus) des antiken Ägypten. Die geschlossenen Holzsärge, deren bunte Ausschmückungen noch deutlich erkennbar sind, wurden in drei zwölf Meter tiefen Schächten entdeckt. Gemeinsam mit ihnen wurden auch 40 goldverzierte Statuen an die Oberfläche gebracht.
Mit der Entdeckung ging auch eine Premiere in Ägypten einher: Vor den Augen der Weltöffentlichkeit wurde eine der Mumien geröntgt. Mit dieser Methode können die Forscher feststellen, auf welche Weise das Gehirn des Verstorbenen entfernt wurde, was einen der Schritte darstellt, die für die Mumifizierung nötig sind. Die Mumien, die mit reichen Verzierungen ausgestattet sind, sind in Leinenbinden gehüllt. Sie sind ebenso intakt wie die aufgefunden Statuen und andere Grabbeigaben, die den Weg ins Totenreich ebnen sollten.
Eine ausgedehnte und antike Nekropole
Die Nekropole Sakkara liegt im Süden Kairos. Dort, im Schatten der Stufenpyramide des Pharaos Djoser, wurden die Toten der altägyptischen Hauptstadt Memphis bestattet. Erst im Oktober hatten die ägyptischen Autoritäten dort 60 gut erhaltene Särge entdeckt, weitere Entdeckungen auf dem weitläufigen Terrain sind zu erwarten. Das ist zumindest die Einschätzung von Alessia Amenta, Kuratorin der Abteilung Antikes Ägypten und Naher Osten der Vatikanischen Museen. „Derart bedeutsame Entdeckungen von Verstecken oder großen Ansammlungen von Sarkophagen kamen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr vor. Bereits im Oktober wurden rund 60 Särge gefunden. Es handelt sich um eine der weitläufigsten Nekropolen: eine wichtige Grabstätte für die gesamte Geschichte des antiken Ägypten.“
Die ägyptischen Behörden hoffen, bald auch die Ateliers zu entdecken, die für die Produktion derart großer Mengen an äußerst sorgfältig gearbeiteten Särgen gedient haben und die sich in der Nähe der Grabstätten befinden sollten. „In Sakkara“, so erläutert Alessia Amenta, „sind schon immer große Schätze geborgen worden, und es sind viele ausländische Archäologen-Teams am Werk. Jedes Jahr gibt es dort wichtige Entdeckungen von Gräbern, die mit bedeutsamen Beigaben und archäologischen Elementen versehen sind.“
Der beeindruckend gute Zustand, in dem sich die Mumien und ihre hölzernen Hüllen noch nach über 2000 Jahren befinden, verdankt sich den stabilen klimatischen Bedingungen, die in den Grabanlagen herrschen. „Diese sorgen in diesen Gräbern dafür, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit gleich bleiben. Das Klima hat sich auch in Ägypten in den letzten Jahrzehnten geändert, aber in den Schächten sind die Klimabedingungen stabil geblieben und haben eine perfekte Konservierung der Mumien und fragiler Materialien wie Holz ermöglicht.“
Noch für Überraschungen gut
Die Nekropole ist nicht nur enorm weitläufig, sondern auch sehr alt. Selbst die Nekropole, die in der jüngeren Zeit ihre Schätze freigibt, genauso wie die rund 4.700 Jahre alte Pyramide des Djoser (die älteste Pyramide überhaupt) sind ihrerseits auf noch älteren Grabanlagen errichtet worden. Ein Stätte also, die noch zahlreiche Überraschungen für die Forscher bergen könnte. „Die Nekropole geht auf den Beginn der pharaonischen Herrschaft in der Mitte des 3. Jahrtausends vor Christus zurück. Wir kennen ihre genaue Ausbreitung nicht“, erläutert die Kuratorin der Vatikanischen Museen. Ausgrabungen in den tiefen Grabschächten sind mit großen Schwierigkeiten verbunden, und das Gelände birgt Hunderte davon.
Was den wissenschaftlichen Erkenntniswert der Ausgrabungen betrifft, so zeigt sich die Kuratorin begeistert von dem Schlaglicht, das die Funde auf das Leben im antiken Ägypten werfen. „Vor allem, was die Prosopographie [die wissenschaftliche und biographische Erforschung eines bestimmten Kreises von Personen, Anm.] betrifft: Die Rekonstruktion von Familienverbänden oder der Identität von Menschen, die in den lokalen Behörden gedient haben, ermöglicht es uns, die Geschichte zu rekonstruieren. Über die Titel dieser Menschen ist es nämlich möglich, Rückschlüsse auf die staatliche Organisation der Epoche zu ziehen.“
Einige der Särge, die an der Grabstätte geborgen worden sind, sollen mit vielen anderen Artefakten im Großen Ägyptischen Museum ausgestellt werden, das derzeit bei den Pyramiden von Gizeh entsteht. Den Planungen zufolge wird das neue Museum, das den Angaben der Betreiber zufolge über die größte archäologische Sammlung der Welt verfügen soll, im nächsten Jahr seine Pforten für Besucher öffnen.
(vatican news)
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