Belarus verwarnt katholischen Bischof
Die Generalstaatsanwaltschaft verwarnte am Mittwoch den katholischen Weihbischof von Minsk, Juri Kasabutski, und den Pressesprecher der orthodoxen Kirche des Landes, Sergej Lepin, wegen angeblichen Schürens gesellschaftlicher Spannungen.
Beide hatten auf ihren Facebook-Seiten die Zerstörung des Minsker Gedenkortes für einen Regimegegner durch die Polizei kritisiert. Sicherheitskräfte sollen den 31-jährigen Roman Bondarenko nach Angaben der Demokratiebewegung vergangene Woche getötet haben.
Lepin und Kasabutski hätten zu „Hass gegen Angehörige staatlicher Organe, darunter Ordnungskräfte, und zu Feindseligkeit“ gegen diese angestiftet, teilte die Anklagebehörde mit. Das verstoße gegen die Verfassung und sei „inakzeptabel“. Man habe daher den Regierungsbevollmächtigten für Religionsangelegenheiten angewiesen, einzuschreiten. Weitere Schritte blieben zunächst unklar.
Der Sprecher der katholischen Belarussischen Bischofskonferenz, Juri Sanko, bestätigte am Donnerstag, dass beide Geistliche zur Generalstaatsanwaltschaft gerufen und verwarnt worden seien. Die Kirche stehe hinter Kasabutski, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur: „Unsere Haltung ist unverändert. Bischof Kasabutski ruft zu Wahrheit und Gerechtigkeit auf, wie wir alle.“ Man sei bereit, für die Worte des Bischofs einzustehen.
Gedenkmesse für den Totgeprügelten
Kasabutski ist Generalvikar der Erzdiözese Minsk und muss seit Ende August Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz vertreten, weil die belarussische Regierung dessen Wiedereinreise in sein Heimatland verweigert.
Kasabutski hatte am Freitagabend auch eine Gedenkmesse für Roman Bondarenko in der Minsker Kathedrale gefeiert und ihn dabei „als weiteres Opfer des Terrors und der Gewalt in unserem Land“ bezeichnet. Bondarenko war laut Augenzeugen am Mittwoch voriger Woche in einem Innenhof in Minsk von maskierten Sicherheitskräften zusammengeschlagen und festgenommen worden. Einen Tag später starb er in einer Klinik.
An dem Ort, an dem Bondarenko verprügelt worden war, legten viele Menschen Blumen nieder und stellten brennende Grablichter ab. Auch in anderen Städten gab es solche Gedenkstellen für ihn. Aber Ordnungskräfte entfernten wenig später auf Weisung des autoritären belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko alle Gedenkgegenstände.
Der katholische Bischof hatte am Sonntagabend auf Facebook geschrieben, die Zerstörung des Minsker Gedenkortes für den Getöteten sei „ein weiterer Versuch, alles zu vernichten, was in unseren Leuten edel, rein und hell ist“. Außerdem verurteilte er „Folter und die Missachtung der Menschenwürde“. Alle Repressionen stärkten die Belarussen jedoch nur. „Gleichzeitig sollten wir für die Bekehrung derer beten, die an ihren Händen Blut haben“, so Kasabutski. Seine Worte stehen weiter auf seiner Facebook-Seite.
Der Sprecher der orthodoxen Kirche, Lepin, hatte in dem sozialen Netzwerk betont, er verstehe die „Verhöhnung von Porträtfotos des Getöteten“ nicht. „Warum dieses satanische Stampfen auf Lämpchen und Ikonen, der Kampf gegen die improvisierte Gedenkstätte?“, fragte er. „Was hat das für einen Sinn?“ Gegenüber einem belarussischen Online-Portal erklärte Lepin, er habe nicht im Namen der orthodoxen Kirche geschrieben. Es handele sich um seine persönliche Meinung. Aber er stehe zu seinen Worten. Sie sind ebenfalls weiter online.
Machthaber Alexander Lukaschenko hatte die Facebook-Einträge der Geistlichen am Dienstag bei einer Sitzung im Präsidentenpalast zitiert und sich über sie beklagt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Belta meldete. Die Ikonen, Grablichter und Blumen seien „sehr vorsichtig“ zu einem Friedhof gebracht worden, wo sie hingehörten, behauptete er. „Wir wollen, dass die Menschen wissen, dass wir keine Vandalen sind.“
Die Beseitigung des Gedenkortes für Bondarenko rechtfertigte Lukaschenko mit den Worten: „Es ist unzulässig, aus Minsk einen Friedhof zu machen! Das ist, was 99,9 Prozent der Minsker denken.“
(kna – sk)
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