Frankreich: Wütend auf Macron
Macron hatte in einer TV-Ansprache am Montagabend Lockerungen des ausgesprochen strengen Corona-Lockdowns in Frankreich angekündigt; dazu gehörte auch die Erlaubnis, wieder öffentliche Gottesdienste zu feiern. Doch die verfügte Obergrenze von dreißig Gläubigen stieß auf heftigen Widerspruch von Bischöfen.
„Lernen Sie bitte rechnen“, hielt der Bischof von Chalons dem Staatschef vor; „grotesk“ lautete die Reaktion des Bischofs von Nanterre. Es sei respektlos, den Gläubigen gerade an Weihnachten den Gottesdienstbesuch zu erschweren. „Nach welchen Kriterien sollen die dreißig Kirchgänger ausgewählt werden?“, zürnte der Bischof von Bayonne. Der Bischof von Montauban rief die Gläubigen sogar dazu auf, die Kirchen zu besetzen.
„Lernen Sie bitte rechnen“
Daraufhin rief der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Eric de Moulins-Beaufort, bei Macron an. Dieser versprach, dass die Obergrenze der Teilnehmer von Gottesdiensten an diesem Donnerstag neu festgelegt werde. Mitte Dezember soll sie außerdem noch einmal evaluiert werden. Die Größe der Kirchenräume werde bei der neuen Regelung jeweils berücksichtigt.
Regierungschef Jean Castex ließ am Donnerstag allerdings wissen, dass es zunächst bei der 30-Personen-Obergrenze bleiben werde. Nach dem 15. Dezember könne sie aber, dem Infektionsgeschehen entsprechend, angepasst und gegebenenfalls gelockert werden.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung spricht an diesem Donnerstag von einem wachsenden Misstrauen von Katholiken gegenüber Macron. „Der Zorn vieler Katholiken ist das Ergebnis einer zentralistischen Führungsmethode, die immer stärker aneckt.“ Paris schrecke vor „Sonderregelungen für die Christen“ zurück und wolle ihnen nicht entgegenkommen, wenn es gleichzeitig den Islam in Frankreich nach dem Mord am Lehrer Samuel Paty durch einen Islamisten stärker regulieren will.
(vatican news/ faz/la croix – sk)
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