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Wilton D. Gregory Wilton D. Gregory 

Erster afroamerikanischer Kardinal: „Die Gläubigen sind meine Helden“

Er ist der erste afroamerikanische Kardinal in der Kirchengeschichte - und auch der Nachfolger des ersten wegen Missbrauchs aus dem Kardinalskollegium entfernten Kardinals als Erzbischof von Washington: Wir sprachen nach dem Konsistorium mit Wilton D. Gregory über seine neue Aufgabe als „enger Mitarbeiter des Papstes“.

Mario Galgano und Sr. Bernadette Reis - Vatikanstadt

Zu den 13 neuen Trägern des roten Biretts zählt auch der Erzbischof von Washington, Wilton Gregory. Der 72-Jährige wird der erste Afroamerikaner sein, der in die Gruppe der möglichen Papstwähler einzieht. Er selbst betrachte seine Ernennung als Zeichen der Wertschätzung für die afroamerikanische Gemeinschaft, sagte Gregory. Seine Ernennung mache ihn zu einem „symbolischen Individuum“, fügte er hinzu.

Kardinal Wilton D. Gregory
Kardinal Wilton D. Gregory

Radio Vatikan: Eminenz, Sie gehören nun zu den ganz wenigen Menschen auf der Welt, die dem Kardinalskollegium angehören; es ist Ihre Aufgabe, den Papst zu beraten und schließlich einen Papst zu wählen. Inwieweit wird Ihr Amt als Erzbischof in den USA von diesem weiteren Dienst, zu dem Sie berufen wurden, abhängig sein?

Kardinal Gregory: Ich denke, dass mein Amt in Washington nicht direkt beeinträchtigt sein wird. Ich hoffe, dass die Tatsache, dass ich dem Kardinalskollegium angehöre, die Zuneigung und Hingabe der Menschen in der Erzdiözese Washington für Papst Franziskus und sein Petrusamt verstärken wird. Aber ich glaube nicht, dass sich an meinen täglichen Aktivitäten als Erzbischof von Washington viel ändern wird. Ich werde weiterhin die Pfarreien besuchen, Treffen abhalten, im Pastoralzentrum der Erzdiözese arbeiten und den Dialog mit allen beratenden Gremien der Erzdiözese fortsetzen. Obwohl ich also Mitglied des Kardinalskollegiums bin, werde ich, wenn ich in Washington bin, meinen pastoralen Dienst ausüben und Erzbischof von Washington sein.

„Ich muss die Herde schützen, pflegen, stärken, sie ermutigen, weiterhin unseren Glauben zu leben und zu praktizieren“

Radio Vatikan: Der McCarrick-Bericht wurde kurz nachdem der Papst Sie in das Kardinalskollegium berufen hatte, veröffentlicht, was sicherlich als eine Geste des Vertrauens Ihnen gegenüber zu werten ist, wenn man bedenkt, dass Theodore McCarrick leider Ihr Vorgänger war. In der Erklärung, die Sie nach der Lektüre des Berichts abgaben, erinnerten Sie daran, dass jeder Priester zum Zeitpunkt der Priesterweihe „seinem himmlischen Vater verspricht, sein kostbares Volk immer an die erste Stelle zu setzen“. Wie stellen Sie sich vor, den Weg der Erzdiözese Washington zu leiten, und wie stellen Sie sich Ihr Engagement vor, vor allem angesichts der Definition, die Sie selbst als Priester gegeben haben?

Kardinal Gregory: In meiner Antwort auf die Veröffentlichung des McCarrick-Berichts wollte ich das Volk, meine Priester und vor allem mich selbst daran erinnern, dass meine Beziehung zu der mir anvertrauten Herde meine erste Verantwortung als Priester, als geweihter Pfarrer sein muss; ich muss die Herde schützen, pflegen, stärken, sie ermutigen, weiterhin unseren Glauben zu leben und zu praktizieren; ich muss sie zu kontinuierlichen Werken der Nächstenliebe und zu sozialer Solidarität einladen, und in diesem Sinne hat die Erzdiözese Washington eine lange und schöne Tradition. Diese Erklärung war also ein Versprechen, aber sie ist für mich auch eine Mahnung. Ich habe nicht nur über Priester im Allgemeinen geschrieben: Ich habe auch über den Priester Wilton Gregory geschrieben.

Versprechen und Mahnung

Radio Vatikan: An wen denken Sie persönlich für Inspiration in Ihrem Amt als Pastor und Wegweiser in der katholischen Kirche?

Kardinal Gregory: Ich habe einen geistlichen Vater, den ich öfter sehen sollte, aber offensichtlich waren diese letzten zwei Wochen für mich keine „normale Zeit“. Aber ich bitte auch meine Mitbrüder, Priester und Bischöfe, für mich zu beten. Das Maß an Hingabe, Güte und echtem Eifer unserer Priester und Diakone hat mich sehr inspiriert. Ich fand Männer von großer Integrität und großer Hingabe an die Mission der Kirche. Sehen Sie, sie inspirieren mich besonders in diesen Monaten, in denen wir mit den Einschränkungen durch Covid-19 leben mussten. Die Priester, Diakone und Ordensleute der Erzdiözese, die mit mir die Seelsorge für unser Volk teilen, haben mich mit ihrer Kreativität inspiriert. Sie haben „kreative Experimente“ gemacht, sie haben ihre Leute einbezogen. Bei einigen Gelegenheiten wurde ihnen klar, wie schwierig diese Zeit ist, denn keiner von uns – Bischöfe, Priester, Diakone – hat sich je unter diesen Umständen im Dienst wiedergefunden. Wir haben kein Handbuch, das uns sagt, wie wir unter solchen Umständen vorgehen sollen. Doch die Priester, Diakone, Ordensmänner und Ordensfrauen, Laien, Pfarrer, Menschen im Pastoralzentrum, sie alle waren sehr kreativ in ihrem Wunsch, ihre Verantwortung gegenüber der Ortskirche in der bestmöglichen Weise für die Umstände, unter denen wir leben, zu erfüllen.

Radio Vatikan: Normalerweise sprechen diejenigen, die eine derartige Frage beantworten, über ihre persönlichen Helden. Was ich heraushöre, ist, dass Ihre Helden genau die Mitglieder des Volkes Gottes sind, denen Sie dienen. Ist das so?

Kardinal Gregory: Das ist in der Tat so. Sie sind die Menschen, die mir Mut machen, die mir den Impuls geben, morgens aufzustehen und meine Arbeit mit großem Enthusiasmus, Eifer und Hoffnung zu tun.

Das Interview mit dem neuen Kardinal führte Schwester Bernadette Reis. 

(vatican news)

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28. November 2020, 17:26