D/Brasilien: Amazonas-Bischof kritisiert Regierung Bolsonaro
Die offiziellen Zahlen der Erkrankten seien absichtlich „verheimlicht oder einfach nicht publiziert worden“, um die Bevölkerung vor den anstehenden Wahlen nicht zu verunsichern, sagte der aus Deutschland stammende Bischof von Obidos in einem aktuellen Video-Interview des Portals katholisch.de vom Donnerstag. Auch habe es Korruptionsfälle im Gesundheitswesen gegeben.
Ein großer Teil der Bevölkerung sei durch die Folgen der Krise „arg in Mitleidenschaft gezogen“ worden, so Bahlmann. Viele Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen hätten ihre Lebensgrundlage verloren. Die Kirche in der Region versuche, durch den Ausbau von Gesundheitseinrichtungen und Lebensmittelspenden konkret zu helfen.
Viri probati: Diskussion muss weiter reifen
In dem Interview äußerte sich der Bischof auch zu Themen wie der Frage nach der Priesterweihe für verheiratete Männer. Die Diskussion um die sogenannten Viri probati würde weitergeführt, sagte Bahlmann. Das Thema befindet sich in einer „Zeit des Reifens“. „Viri probati“ seien bei der Amazonien-Synode im Vatikan im Oktober 2019 aber nur „ein Thema von vielen“ gewesen, betonte Bahlmann, der bei der Versammlung dabei war.
Bischöfe und Laien aus ganz Amazonien hatten damals im Vatikan über pastorale, ökologische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen der Region diskutiert. Die Synodenteilnehmer sprachen sich mehreitlich für eine Priesterweihe bewährter, verheirateter Männer in der Amazonas-Region aus. Papst Franziskus hatte den Punkt in seinem Nachsynodalen Schreiben „Querida Amazonia“ aber nicht aufgegriffen.
„Wie können wir trotz Priestermangel weiterhin eine lebendige Kirche sein?“, müsse die Leitfrage bei der Diskussion um die Seelsorge im Amazonas-Gebiet sein, betonte Bahlmann. Ein wichtiger Schlüssel dazu sei die Stärkung der Laien, die in Amazonien bereits vielfach Führungspositionen bekleideten. Die Lebendigkeit der Kirche sei „nicht unbedingt abhängig vom geweihten Ministerium, sondern vom Engagement jedes Einzelnen“, so der aus der deutschen Diözese Münster stammende Bahlmann.
Der Bischof nannte die Amazonas-Synode einen Meilenstein auf dem Weg der Neuorientierung der Kirche Amazoniens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Bei der Umsetzung des Abschlussdokuments und von „Querida Amazonia“ müsse man Geduld haben.
Bahlmann kritisierte, dass die Frage nach der Ökologie als ein Schwerpunkt der Synode „in gewisser Weise zu kurz gekommen“ sei. Das Thema sei im Vergleich zu den pastoralen Herausforderungen besonders drängend, denn: „Was nützen die besten Predigten, wenn wir in Zukunft keinen Lebensraum mehr haben?“
(kna/katholisch.de – pr)
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