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Im Lager Lipa, Bosnien-Herzegowina, harren Migranten aus Asien und Afrika bei Minusgraden aus Im Lager Lipa, Bosnien-Herzegowina, harren Migranten aus Asien und Afrika bei Minusgraden aus 

Balkan: Caritas fordert würdige Behandlung von Migranten

In Bosnien und Herzegowina bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an. Vor Weihnachten zerstörte ein Brand das Flüchtlingslager in Lipa, 1.200 Menschen harren bei Minusgraden in Zelten aus. Die Caritas Italien hilft – und richtet ihrerseits einen Hilferuf an Europa.

Versuche, den Migranten aus Asien und Afrika ein Dach über den Kopf zu finden, scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. Deshalb werden die Menschen nach tagelangem Ausharren in der Kälte auf den Straßen oder in behelfsmäßigen Bussen in das Lager zurückverlegt, das die bosnische Armee soeben wieder aufbaut. Daniele Bombardi von der italienischen Caritas berichtete im Gespräch mit Radio Vatikan aus Sarajevo von einer „ungeeigneten Lösung, weil die Mindestvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Überleben fehlen". Das Lager war und ist gefährlich und wird, so Bombardi, auf unabsehbare Zeit ohne Strom, Trinkwasser und Heizung sein – und das im Januar.

Zum Nachhören - die Lage in Bosnien und Herzegowina

Die Caritas fordert deshalb eine sofortige institutionelle Initiative, um angemessene Aufnahmeeinrichtungen für diese 1.200 Menschen zu schaffen. Darüber hinaus brauche es langfristige Lösungen - und die seien auch möglich, erklärt Bombardi. „Ein solch langes Verharren in Bosnien für Familien und Kinder ist absolut schädlich. Es ist möglich und notwendig, Schulkurse, Sprachkurse, die Aufnahme eines Berufes zu organisieren, um sowohl lokal eine Integration zu leisten als auch auf persönlicher Ebene die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auszulöschen.“

Bombardi erzählt von den Leben, den Gesichtern, den Erwartungen, der Flucht vor Krieg, Armut, Umwelt- und Sozialkrisen, die jeder der im Lager gestrandeten Menschen den Caritas-Leuten erzählt. „Niemand flieht gerne", resümiert Bombardi unter Verweis auf die Gefahren einer Migration, „aber alles ist besser als das, was diese Menschen hinter sich zurücklassen“.

„Aber alles ist besser als das, was diese Menschen hinter sich zurücklassen“

Wie kann man unter diesen Bedingungen die Hoffnung auf eine Zukunft und ein besseres Leben aufrecht erhalten? Für die meisten dieser Menschen, sagt Bombardi, siegt die Hoffnung, trotz der widrigen Umstände. Nur wenige geben auf und entscheiden sich zu bleiben oder sogar zurückzugehen. „Hier gibt es Familien, die ein Jahr lang mit kleinen Kindern und in einer fremden Umgebung gestrandet sind, und das ist die härteste Prüfung.“

[ Photo Embed: Wiederaufbau des Lagers Lipa durch bosnische Soldaten]

Die Caritas versorge die Menschen nicht nur in ihren Grundbedürfnissen, sondern versuche in allem, was sie tut, auch „die Flamme der Hoffnung zu nähren“. Sie trete aber auch mit politischen Forderungen auf. Die Politik, sagt Bombardi, solle eine sichere und geschützte Einreise bedrohter Flüchtlinge ermöglichen und sie nicht auf langen und riskanten Routen allein lassen. „Wir versuchen, so zu arbeiten, dass ihre Fähigkeiten entwickelt werden und sie bereit sind, ein neues Leben zu beginnen: Wir arbeiten kurz- und langfristig, denn eine bessere Zukunft ist möglich, so schwer sie auch erscheinen mag".

Es braucht mehr Aufmerksamkeit für die Balkanroute

Bombardi sagt, es braucht mehr Aufmerksamkeit für die Balkanroute, die in Griechenland beginnt und an den Grenzen Italiens oder Österreichs endet. Auf dieser Route sind Tausende von Menschen in provisorischen Flüchtlingslagern gestrandet. Erschwerend kommen die Seuchenschutzmaßnahmen dazu, denn viele durchziehende Migranten wurden in ungeeigneten Einrichtungen unter Quarantäne gestellt. Lager, die an sich schon unzureichend und überfüllt sind, haben sich in Orte mit extremen und nicht mehr tragbaren Bedingungen verwandelt, berichtet der Caritasmann: ohne Bäder, unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen, mit ernsthaften Risiken für die psychische Gesundheit der Migranten, von denen viele gezwungen sind, im Freien zu leben.

Der Brand im Lager Lipa erinnert an das Feuer, das im September letzten Jahres das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zerstörte. Die Migranten auf dieser Insel wurden in ein neu aufgestelltes Zeltlager verbracht, weiterreisen durften die meisten nicht. In einzelnen europäischen Ländern wie Österreich regt sich aber zunehmend zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen die Weigerung der Regierungen, nicht einmal Minderjährige aus dieser bedrohlichen Lage zu retten.

(vatican news – gs)

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05. Januar 2021, 11:16