Bauernaufstand in Indien: Bischof fordert gemeinsame Lösung
Am Dienstag, Tag der Republik, marschierten Zehntausende Bauern in die indische Hauptstadt Neu Delhi, fuhren mit Traktoren hinein und stürmten den Palast Red Fort, auf dem Premier Narendra Modi alljährlich zum Unabhängigkeitstag die indische Flagge hisst. 2021 zogen die wütenden Landwirte die Fahnen des Bauernverbandes auf. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. Mindestens ein Demonstrant starb, Dutzende wurden verletzt, auf beiden Seiten.
Grund für die massiven Proteste ist die geplante Agrarreform, die aus Sicht der Kritiker die Großunternehmen in der Landwirtschaft stärken und die Bauern weiter schwächen würde.
„Die Regierung gibt ein Gesetz mit drei Regeln für den Handel der Produkte der Bauern vor“, fasst der Erzbischof von Bangalore, Peter Machado, im Gespräch mit uns zusammen. „Viele sagen, diese Regeln führen zu Ungerechtigkeiten. Aber eine Minderheit hält die neuen Verpflichtungen auch für hilfreich. Es gibt viele Dinge, die wir noch nicht ganz verstehen. Deshalb haben wir uns als Bischöfe bisher zurückgehalten. Wir sind aber grundsätzlich für die Belange der Landwirtschaft, weil wir wissen: Alle brauchen Nahrung. Wir beten für die Bauern, damit die Situation sich löst und sie Frieden finden.“
Von der Landwirtschaft leben in Indien rund 60 Prozent der 1,3 Milliarden Einwohner. Allerdings mit vielen Sorgen. „In unserem Land sind alle Bauern arm“, erklärt der Erzbischof von Bangalore. „Aber sie arbeiten für die Nation, für uns alle. Sie sind superarm, oft verschuldet. Mit der Industrialisierung, mit dem Aufkommen von immer mehr Maschinen, werden sie noch ärmer als vorher. Deshalb tun wir als Kirche viel für sie.“
Gespräche zwischen Bauern- und Regierungsvertretern haben bisher nicht zu einer Einigung geführt. „Es wäre besser, wenn die Regierung auf die Bauern hören würde“, schlägt der Erzbischof vor. „Wir bitten die Regierung, die Bauern anzuhören und ihre Anliegen soweit möglich zu lösen. Es braucht eine Lösung, die gut für die Bauern ist und auch für die Regierung passt.“
Im Mittelpunkt der Agrarreform steht der Verkauf landwirtschaftlicher Produkte, allen voran von Getreide. Bisher verkauften die Bauern ihre Ware auf staatlich organisierten Großmärkten zu garantierten Mindestpreisen. Die Reform sieht vor, dass Landwirte ihre Produkte ohne Zwischenhändler auch direkt an Privatfirmen verkaufen können. So könnten die Erzeuger höhere Preise erzielen, argumentiert die Regierung. Aus Sicht der Bauern würde das Gegenteil eintreten. Sie fürchten einen Preisverfall, weil sie bei Verhandlungen mit Agrarkonzernen in einer schwächeren Position wären.
(vatican news/dpa – gs)
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