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Militär in Aden Militär in Aden 

Jemen: Der Krieg im Krieg

Richtung Westen zeigen sich die Vereinigten Arabischen Emirate von ihrer besten Seite: Vor zwei Jahren haben sie den Papst zu einer historischen Visite eingeladen, im abgelaufenen Jahr diplomatische Beziehungen zu Israel angeleiert. Im Jemen allerdings kann man die Herren von Abu Dhabi von einer etwas weniger freundlichen Seite kennenlernen.

Stefan von Kempis und Olivier Bonnel – Vatikanstadt

Vor etwa fünf Jahren sind sie an der Seite Saudi-Arabiens in den – ohnehin schon verwickelten – Konflikt eingestiegen. Dabei haben sie es offenbar besonders auf Energiequellen im Süden abgesehen. Zum jemenitischen Bürgerkrieg kommt damit ein Krieg im Krieg hinzu, bei dem sich vermeintliche Alliierte manchmal auf gegnerischen Seiten wiederfinden.

„Im Süden des Jemen gibt es, in Balhaf, eine Fabrik für die Verflüssigung von Gas“, erklärt uns der französische Jemen-Experte Franck Mermier. „Sie wird heute von der Luftwaffe der Emirate und ihren örtlichen Verbündeten kontrolliert. Das Gas kommt von einem Ort 300 km weiter nördlich, der in den Händen von Regierungstruppen ist. Aber das Gas konnte seit 2015, also seit Beginn des Eingreifens der saudischen Koalition im Jemen, nicht mehr ausgeführt werden; alle Gas- und auch Öl-Exporte sind praktisch völlig zum Erliegen gekommen.“

Alle wollen das Gas

Und das führt dazu, dass der Regierung die Ressourcen ausgehen und sie auf einmal ohne Geld dasteht, erklärt Mermier. „Denn der Export von Flüssiggas machte von 2009 bis 2015 etwa 45 Prozent der Einnahmen des Landes insgesamt aus. Die Gemengelage im Süden des Jemen ist jetzt also ganz besonders komplex: Die Regierung hat dort keinen Zugriff mehr, alles wird von den Emiraten kontrolliert und den Milizen, mit denen sie zusammenarbeiten. Außerdem stößt man im Süden auch auf al-Quaida.“

Wie schlecht die Sicherheitslage im Süden des Jemen ist, hat ein Anschlag am Jahreswechsel gezeigt. Dabei starben am Flughafen der Hafenstadt Aden 26 Menschen. Der Anschlag galt der neuen „Regierung der nationalen Einheit“ für den Jemen, die am 18. Dezember in Saudi-Arabien gebildet wurde. Sie soll verschiedene streitende Gruppen unter einen Hut bringen, die immerhin alle einen gemeinsamen Feind haben: die Houthi-Rebellen nämlich. Diese schiitische Gruppe wird vom Iran unterstützt und kontrolliert den Norden des Jemen.

Nach dem Anschlag am Flughafen von Aden
Nach dem Anschlag am Flughafen von Aden

Iranische Interessen

„Für den Iran ist das ein Krieg, der ihn nichts kostet und der es ihm erlaubt, eine weitere arabische Hauptstadt zu kontrollieren, nämlich Sanaa im Norden, die Hauptstadt des Jemen. Von dort aus kann es seinen Gegnern, Saudi-Arabien und den Emiraten, etwas entgegensetzen. Der Iran sieht diesen Krieg also als günstig an, und die internen Rivalitäten im Jemen machen es dem Iran auch möglich, über seine Verbündeten einen wichtigen Teil des Jemen zu kontrollieren, in dem der Großteil der Bevölkerung lebt.“

Typisch für den Jemen-Konflikt ist seine Fragmentierung: Es gibt da nicht zwei Fronten, sondern eine Vielzahl verschiedener Akteure, von denen jeder sein eigenes Spiel spielt. Auch Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi oder dem „Übergangsrat“ des Südens geht es ganz wesentlich um die Kontrolle der Gasvorkommen. Und nicht nur Saudis und Emirate haben ihre Interessen, sondern auch Frankreich. Schließlich wurde die oben erwähnte Flüssiggas-Fabrik in Balhaf von der französischen Total-Gruppe betrieben.

Zum Nachhören: Jemen - ein Krieg im Krieg

Krieg ohne Bilder

„Die Total-Gruppe hat Schwierigkeiten, Balhaf wieder zu reaktivieren, weil die Sicherheit der Fabrik nicht wirklich garantiert ist. Sie könnte zum Beispiel bombardiert werden, von Sanaa aus oder auch von Rebellengruppen, die ja auch immer wieder Orte in Saudi-Arabien angreifen und Balhaf problemlos erreichen würden. Mit Balhaf verbinden sich französische Interessen; zugleich hat der französische Staat aber auch sehr wichtige Interessen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ein entscheidender Verbündeter der Franzosen in dieser Weltgegend sind. Wegen dieser Interessen fällt es Frankreich jetzt schwer, Druck auf seinen Verbündeten, die Emirate, auszuüben.“

Längst erinnert das jemenitische Durcheinander mit seinem Knäuel widerstreitender ausländischer Interessen an den anderen großen Krieg in der Region, den Krieg in Syrien nämlich. Nur dass es aus dem Jemen weniger Bilder gibt und damit weniger Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft.

(vatican news)
 

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06. Januar 2021, 11:52