Mosambik: Wo der Kimawandel ein Gesicht bekommt
Andreas Wenzel und Christine Seuss – Mosambik/Vatikanstadt
Erst an diesem Montag hat die deutsche Umweltorganisation Germanwatch mit dem Globalen Klima-Risiko-Index einen aktuellen Bericht darüber vorgelegt, wie der Klimawandel zu immer stärkeren Wetterextremen führt. 2019 sei ein Jahr der extremen Wirbelstürme gewesen, insbesondere Entwicklungsländer seien besonders gefährdet, geht aus dem Bericht hervor. Im Jahr 2019 waren es demnach unter anderem Mosambik, Simbabwe und die Bahamas, die am stärksten von Wetterextremen betroffen waren, gefolgt von Japan, Malawi, Afghanistan und Indien.
Für Mosambik bedeutet das in der aktuellen Situation: Innerhalb von zwei Jahren haben die Menschen dort nun schon den dritten Zyklon überlebt. Nach Idai im März 2019 verwüstete vor drei Wochen der Zyklon Chalane die Gegend und nun mit großer Heftigkeit der Zyklon Eloise, berichtet Andreas Wenzel, Caritas-Berater in Mosambik, dessen eigenes Haus durch den jüngsten Sturm in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Umgestürzte Bäume, abgerissene Äste und abgeknickte Strommasten – sowohl aus Holz wie auch aus Stahl – blockieren die Straßen. In den besser gestellten Stadtvierteln gibt es eine halbwegs funktionierende Kanalisation, in den ärmeren Stadtvierteln steht das Wasser nun meist knietief. Besonders betroffen sind alle, die in einfachen, meist schlecht gebauten Unterkünften wohnen – in der Stadt Beira sind dies einige Hunderttausend Menschen.
In den Flüchtlingslagern um Beira sowie in den Distrikten westlich und südlich von Beira sind die Überschwemmungen verheerend. In dem Lager, das er besucht habe, seien etwa 70 Prozent der Behausungen zerstört gewesen. Zahlreiche Menschen, die er dort gesehen habe, hätten nach der dritten Katastrophe innerhalb relativ kurzer Zeit nicht einmal mehr die Kraft zum Aufräumen und seien völlig apathisch gewesen, berichtet Wenzel.
Wie bereits im März 2019 ist nun schon wieder die Ernte verloren und die nächste Hungerperiode steht an. Der Wirbelsturm hat die Blätter der Pflanzen in der Luft zerrissen, so dass – wenn überhaupt noch Maispflanzen und andere Pflanzen stehen, diese nun zu schwach sind, die Feldfrüchte zum Reifen zu bringen. Der Wirbelsturm Eloise, der zwischen Freitag und Samstag über das Land hinweggegangen war, sei bereits der vierte Zyklon gewesen, den er erlebt habe, so Wenzel.
Seit drei Tagen sei mittlerweile vielerorts der Strom ausgefallen, was die Arbeit zusätzlich erschwere, meint der Caritas-Beauftragte. Das Leid der Menschen vor allem in den Flüchtlingslagern sei kaum zu beschreiben. Dort habe er beispielsweise ein älteres Ehepaar gesehen, das völlig durchnässt war. Dennoch habe es im Sand nach einzelnen verlorenen Maiskörnern gesucht, um diese sorgfältig zum Trocknen auf eine Plastikplane zu legen und vor den anrückenden hungrigen Hühnern zu verteidigen – eine Szene, die ihm unter die Haut gegangen sei, so der erfahrene humanitäre Helfer.
Die Caritas sei bereits dabei, Hilfen zu organisieren. Doch auch die Hilfswerke könnten nur punktuelle Hilfe leisten - und auch das nur dank der Spenden, die sie für ihre Arbeit erhalten. Der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels sei hingegen ein Kampf, der ausnahmslos alle Menschen angehe. Vielleicht sei es „treffender, statt des Euphemismus „Klimawandel“ das Wort „Klimakrieg“ zu verwenden, denn darum handelt es sich letztendlich: Ein Klima, das durch unangepasste Lebensführungen ausgelöst wird und dessen Folgen Naturkatastrophen sind, die längst aus dem Ruder gelaufen sind“, meint Wenzel abschließend.
Der Klima-Anpassungsgipfel startet am Montagnachmittag
Auf einem virtuellen Gipfel beraten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt von Montagnachmittag an über Maßnahmen, mit denen dem Klimawandel entgegengesteuert werden kann. Auch UNO-Generalsekretär Guterres und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben ihre Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung des so genannten Klima-Anpassungsgipfels zugesagt. Bei dieser Gelegenheit wird auch eine Videobotschaft von Kardinal Pietro Parolin erwartet.
(vatican news - cs)
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