USA: Bischöfe fordern Ende der Todesstrafe
Erzbischof Paul Coakley von Oklahoma City und Vorsitzender des Ausschusses der US-Bischofskonferenz für innerstaatliche Gerechtigkeit und menschliche Entwicklung wiederholt den Aufruf, die Anwendung der Todesstrafe zu beenden, da mehrere US-Bundesgefangene in der Todeszelle kurz vor der Hinrichtung stünden. Es sei zu befürchten, dass durch den Amtswechsel von Trump auf Joe Biden die weiteren Vollverstreckungen durchgeführt würden. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Erzbischof Coakley:
„Es ist 60 Jahre her, dass es in den USA bundesstaatliche Hinrichtungen gibt, historisch gesehen waren es aber bisher nur vier, die letzte war 2003. Letztes Jahr jedoch gab es zehn Hinrichtungen auf Bundesebene, was mehr ist als die Summe aller fünfzig Bundesstaaten zusammen.“
Erzbischof Coakley sprach in dem Interview mit Vatican News über die ablehnende Haltung der Kirche gegen die Anwendung der Todesstrafe, da die scheidende Regierung von Präsident Donald Trump in ihren letzten Tagen das Tempo der Hinrichtungen auf Bundesebene beschleunige.
Siebenfacher Mörder
Corey Johnson (52) war 1993 wegen siebenfachen Mordes im Zusammenhang mit Drogenkriminalität zum Tode verurteilt worden. Sein Anwalt hatte von der Trump-Regierung gefordert, die Strafe in eine lebenslange Haft umzuwandeln – erfolglos. Johnson sei ein verurteilter Serienmörder, der zahlreiche unschuldige Menschen umgebracht habe. Deren Familien würden seit Jahrzehnten darauf warten, dass die Strafe vollstreckt werde. Zuvor war eine Frau durch die US-Bundesjustiz hingerichtet worden. Die 52-Jährige war wegen des grausamen Mordes an einer Schwangeren zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht im Bundesstaat Indiana hatte die Vollstreckung des Urteils am Montag wegen Zweifeln an Montgomerys Geisteszustand zunächst ausgesetzt. Ein Berufungsgericht hob die Entscheidung einen Tag später jedoch auf. Der Supreme Court in Washington gab schließlich den Behörden recht. Es war die erste Hinrichtung einer Frau durch die US-Bundesjustiz seit dem Jahr 1953.
„Das Tragische an der Sache ist, dass sie eine so zutiefst beunruhigende Geschichte von Geisteskrankheit und lebenslangem Missbrauch erlebt hatte", sagte Erzbischof Coakley. Er betonte jedoch, dass die verheerende Wirkung der Verbrechen, die von zum Tode Verurteilten begangen werden, in keiner Weise heruntergespielt werden dürfe, und rief dazu auf, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren.
„Man verwirkt nicht seine gottgegebene Würde, egal wie abscheulich ein Verbrechen war, an dem man beteiligt war“, bekräftigte er.
Mehrere Erklärungen der Bischofskonferenz
Erzbischof Coakley, wie auch mehrere Bischöfe in den Vereinigten Staaten, haben sich sehr lautstark gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Letzten Monat gab Erzbischof Coakley eine Erklärung heraus, in der er die Regierung aufforderte, die Hinrichtungen auf Bundesebene zu stoppen, in Anerkennung von „Gottes unverdientem Geschenk der sich selbst schenkenden Liebe“.
Mit Blick auf die weiteren geplanten Hinrichtungen drückte der Erzbischof seinen Wunsch aus, dass die Verwaltung „die Hinrichtungen, die derzeit geplant sind, in den kommenden Stunden aussetzen möge.“ Er hoffe, dass die kommende Administration des gewählten Präsidenten Joe Biden, der am 20. Januar 2021 in sein Amt eingeführt werden soll, die Möglichkeiten für einen Dialog in Bezug auf die Todesstrafe aufnehmen werde.
Der Erzbischof verwies auch auf das aktive Engagement der Katholiken in den Vereinigten Staaten bei der Bewusstseinsbildung, beim Eintreten gegen die Todesstrafe und bei der Gewissensbildung.
Die Sorge von Papst Franziskus
Unter Hinweis auf das Eintreten von Papst Franziskus für die Heiligkeit des Lebens und gegen die Anwendung der Todesstrafe begrüßte Erzbischof Coakley die Offenheit des Papstes in dieser Hinsicht.
„Das ist sehr hilfreich für uns als Bischöfe in den Vereinigten Staaten und als Katholiken, dass wir unsere Botschaft, mit der des Heiligen Vaters in Einklang bringen können“, sagte Erzbischof Coakley.
(vatican news - mg)
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