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Amanda Gorman bei der Amtseinführung von Joe Biden am 20. Januar 2021 Amanda Gorman bei der Amtseinführung von Joe Biden am 20. Januar 2021 

USA: Wie Amanda Gorman durch Poesie Versöhnung schafft

Sie zählte zu den Protagonisten bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden am 20. Januar: Die junge US-amerikanische Dichterin Amanda Gorman, die mit ihrem Gedicht Menschen in den USA und darüber hinaus in ihren Bann zog, erläutert im Gespräch mit Vatican News und „L´Osservatore Romano“ ihre Gedanken über die Bedeutung von Bildung, die Kraft der Poesie und die Bewegungen, die durch das Engagement junger Frauen ins Leben gerufen wurden.

Alessandro Gisotti und Mario Galgano - Vatikanstadt

Für viele Beobachter in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern hatte Amanda Gorman bei der Amtseinführung von Präsident Joe Biden mit ihrer Poesie allen die Show gestohlen. Mit gerade einmal 22 Jahren war sie die bisher jüngste Dichterin, die bei einer Amtseinführungszeremonie eines Präsidenten in den Vereinigten Staaten auftrat. Mit „The Hill We Climb“ sorgte die junge afroamerikanische Katholikin mit ihrem Auftritt für Aufsehen. Wie sie uns sagte, wollte sie mit dem Gedicht „den Traum von einer geheilten Menschheit greifbar machen“. Es gehe um einen Traum, der im Leid Hoffnung finde, sich jedoch nicht damit abfinde, Konflikte und Spaltung zuzulassen.

Zum Nachhören - was uns Amanda Gorman sagte

Im Interview mit Vatican News und der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ spricht Amanda über die Kraft der Poesie als Mittel der Versöhnung. Dies sei gerade in einer Zeit, die von Polarisierung geprägt sei, enorm wichtig. Sie unterstreicht deshalb die Dringlichkeit, in Bildung zu investieren, um die Welt zu verändern und der jungen Generation eine bessere Zukunft zu bieten.

Vatican News: Papst Franziskus hat zu vielen Gelegenheiten betont, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen, zum Dialog aufzurufen und mutig für Versöhnung zu arbeiten. Glauben Sie, dass Poesie helfen kann, die Wunden zu heilen, die unsere Welt spalten?

Gorman: Auf jeden Fall. Poesie ist die Sprache der Versöhnung. Sie erinnert uns oft an unser bestes Selbst und an gemeinsame Werte. Auf dieses Erbe habe ich mich beim Schreiben von „The Hill We Climb“ gestützt - und mich grundsätzlich gefragt: „Was kann dieses Gedicht, hier und jetzt, tun, was Prosa nicht kann?“ Es gibt eine besondere Kraft in der Poesie, zu heiligen, zu reinigen und geradezubiegen, sogar inmitten von Unfrieden.

Vatican News: Poesie wird manchmal mit der intellektuellen Elite assoziiert oder scheint ist nur etwas für Leute eines gewissen Alters zu sein. Was würden Sie jungen Menschen sagen, die sich von Ihrer Poesie inspirieren lassen und Ihr junges Alter schätzen?

Gorman: Es ist bedauerlich, dass Poesie in den Schulen oft so gelehrt wird, als sei sie nur der Schaupatz für eine alte, fast schon tote, weiße und männliche intellektuelle Elite, während Poesie in Wirklichkeit die Sprache des Volkes ist. Ich würde anderen jungen Leuten sagen, dass Poesie lebendig ist und sich ständig verändert, und dass die Kunstform uns allen gehört, nicht nur einer ausgewählten Gruppe. Wir brauchen eure Stimmen, wir brauchen eure Geschichten, also habt keine Angst, einen Stift in die Hand zu nehmen.

Vatican News: Malala, Greta Thunberg, jetzt Amanda Gorman: In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie viele junge Frauen als Anführerinnen von Bewegungen auftauchen, die die Mächtigen der Welt herausfordern. Glauben Sie, dass dies einen dauerhaften Wandel markiert?

Gorman: Ich denke, wir sehen, dass junge Frauen als Anführerinnen eine globale Bühne erobern, weil es ein größeres globales Phänomen repräsentiert. Junge Menschen, besonders junge Frauen, auf der ganzen Welt erheben sich und nehmen ihren Platz in der Geschichte ein. Für jede Amanda gibt es unzählige weitere wie mich. Ich mag einzigartig sein, aber ich bin keineswegs allein. Die Welt wird von der nächsten Generation erschüttert und verändert, und es ist an der Zeit, dass wir auf sie hören.

Vatican News: Als Kind hatten Sie einen Sprachfehler, den Sie überwunden haben, und heute bewundert die Welt Sie für Ihre Redegewandtheit. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Bildung, um unsere Welt zu verändern?

Gorman: Bildung ist alles. Ich bin die Tochter einer Lehrerin, deshalb habe ich meine Bildung immer ernst genommen. Ich habe schon in jungen Jahren verstanden, dass Wissen Macht ist. Für marginalisierte Menschen kann es eines der wichtigsten Instrumente in unserem Werkzeugkasten sein. Um die Welt zu verändern, müssen wir sie in Frage stellen, müssen sie untersuchen; wir müssen die ganze Weite der Geschichte betrachten und sehen, wie sie mit der Gegenwart zusammenhängt. Ich habe keinen Zweifel, dass noch viele große soziale Bewegungen im Klassenzimmer beginnen werden.

(vatican news)

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13. Februar 2021, 12:40