Frankreich: Kirche will Missbrauch besser bekämpfen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Versammlung hatte zwei große Themen: Die Pflege des gemeinsamen Hauses, sprich Umweltschutz, und der Kampf gegen Missbrauch. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Reims, Éric de Moulins-Beaufort, sprach in seiner Abschlussrede am Freitag ausführlich über diese Anliegen.
Da die gesundheitlichen Bedingungen es zuließen, konnten die Bischöfe Frankreichs zu dieser Frühjahrssitzung nach Lourdes reisen. Dennoch nahmen etliche Bischöfe per Videokonferenz an der Arbeit teil.
Im Rahmen eines 2019 begonnenen Zyklus zur integralen Ökologie beschäftigten sich die Bischöfe erneut mit der ökologischen Krise. Auf der Grundlage von Konferenzen, Erfahrungsberichten und Arbeitsgruppen hätten sich mehrere Erkenntnisse ergeben, hieß es im Abschlussdokument. Bischof de Moulins-Beaufort.beklagte, dass die Kirche auf der sakramentalen Ebene „eine Verheißung einer gemeinsamen Heimat inmitten der Menschheit“ sei, dies aber „in der Realität nicht immer so ist“. Explizit prangerte er auch „Machtspiele“ an. Man müsse sich bemühen, unterschiedliche Gedanken und Meinungen zu unterstützen, plädierte er, bevor er sich dem heiklen Thema des Missbrauchs zuwandte.
Elf Resolutionen gegen Missbrauch
Ein großer Schwerpunkt des Treffens war nämlich das Thema Missbrauchsprävention. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof de Moulins-Beaufort, erkannte an, dass das Handeln der Kirche nicht immer der traurigen Realität entsprochen habe. Er berichtete auch von den Anstrengungen, die unternommen wurden, um den Opfern zuzuhören und eine einheitliche Linie unter den Bischöfen zu erreichen. „Wir haben viel miteinander diskutiert, um einen Weg zu finden, den Opfern Gutes zu tun, die so viel gelitten haben, nicht nur durch die sexuelle Gewalt und die Übergriffe, die sie erlitten haben, sondern auch durch die Gleichgültigkeit, die Unfähigkeit der Menschen um sie herum, die nicht sehen oder hören wollten. Es war die Unfähigkeit der Kirche, in ihren Gemeinden und ihrer Leitung, die die Opfer im Laufe der Zeit erlebten und ertragen mussten, auch über die Taten hinaus, die sie erlitten haben. Wir empfinden Wut, aber vor allem Traurigkeit und Scham darüber, dass Priester die ihnen von Christus gegebene und von der Kirche anvertraute Macht nutzen konnten, um an Kindern und Jugendlichen Werke des Todes zu begehen.“
Die Bischöfe haben daher elf Maßnahmen beschlossen, die darauf abzielen, die Prävention in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen, die pastoralen Beziehungen umzugestalten, aber auch Mittel bereitzustellen, um die Tatsachen, die „uns auf die gerechteste und wirksamste Weise offenbart wurden oder offenbart werden“, zu untersuchen. Diese Resolutionen wurden im Anschluss an das Treffen veröffentlicht, begleitet von einem Brief, der an alle Katholiken in Frankreich gerichtet war. „Dies wird einige enttäuschen, andere überraschen. Was wir erarbeitet haben ist in der Tat bescheiden, aber es verpflichtet uns für die Zukunft.“
Werk der Wahrheit
Der Erzbischof schloss mit drei Worten: Zunächst an die Missbrauchsopfer, indem er ihnen versichere, dass ihr Wort ernst genommen werde; dass die Bischöfe ihnen weiterhin zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten werden und sich bemühen, die notwendigen materiellen und geistlichen Mittel zu mobilisieren, um sie zu begleiten. „Wir wissen, dass wir Sie leicht verletzen und verängstigen können. Was Sie durchgemacht haben, offenbart uns ein Ausmaß des Bösen, das wir nicht sehen wollten. Wir sind uns bewusst, dass unsere heiligsten Gesten gegen Sie verwendet wurden. Wir sind darüber empört, wir Bischöfe ebenso wie Priester und Gläubige, aber wir sind es Ihnen schuldig, unsere Art der Ausübung und des Verständnisses des apostolischen Amtes, das der Herr uns anvertraut hat, aufzugreifen.“
Ein zweites Wort galt allen Gläubigen, „die schockiert und enttäuscht sind von diesen Verbrechen“, die den ganzen Leib der Kirche besudelt hätten. „Heilen ist nicht nur eine sanfte Begleitung. Es erfordert auch harte Entscheidungen, es erfordert immer eine Arbeit der Wahrheit, eine Arbeit der Diagnose, rigoros“, so der Erzbischof. Die Gläubigen werden daher ermutigt, den Opfern zuzuhören und sie zu begleiten.
Ein letztes Wort richte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an die Priester, die entsetzt sind über die Verbrechen, die einige ihrer Mitbrüder durch den Missbrauch ihres Amtes begangen haben und die „unser eigenes Selbstverständnis“ in Frage stellen. In dieser Hinsicht erinnerte er daran, dass der priesterliche Dienst „mehr denn je ein Dienst des Lebens und der Güte bleibt, besonders durch das Sakrament der Versöhnung“. „Das Beichtgeheimnis ist keineswegs eine Komplizenschaft mit dem Bösen und noch weniger eine Gefälligkeit für erstaunliche Vertraulichkeiten“, gab er zu bedenken.
(vatican news)
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