Mosambik: Terrorismus und Gewalt – internationale Hilfe nötig
Stefanie Stahlhofen und Antonella Palermo – Vatikanstadt
Der Italiener Don Silvano Daldosso ist seit mehr als 13 Jahren Priester im Bistum Nacala, im Norden von Mosambik – unweit der Krisenregion Cabo Delgado im Nord-Osten. Wir haben ihn gefragt, wie die aktuelle Lage ist:
„Es ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, mit Cabo Delgado zu kommunizieren, die Verbindungen sind schon seit einiger Zeit abgebrochen. Aber es kommen hunderte von Vertriebenen bei uns an, und aus ihren Erzählungen können wir uns ein Bild machen. Sie erzählen wirklich schreckliche Dinge. Die meisten sind vorsichtshalber geflohen, bevor Schlimmeres passierte. Andere berichten, dass Häuser, Felder und Ernteeinträge in Flammen aufgingen. Es gab ja auch Berichte von Save the Children über Enthauptungen, auch von Kindern. Es sind Kriegsberichte, es sind so schlimme Sachen, dass es ihnen selbst schwerfällt, davon zu berichten.“
Auch aus der Küstenstadt Palma schafften es einige in die Region von Don Silvano. Dschihadisten, die einer islamistischen Gruppierung mit Verbindungen zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ angehören sollen, hatten die Stadt in der Grenzregion zu Tansania am Mittwoch überfallen. Nach zweitägigen Gefechten übernahmen sie am Freitagabend die Kontrolle über die 75.000-Einwohner-Stadt.
„Was da passiert, bereitet uns Sorge, dieser wachsende Terrorismus. Es war für mich überraschend, was in Palma passiert ist, dort gab es viel Militärpräsenz. Von daher war das ganz klar ein organisierter Angriff, vorbereitet und gezielt. Ich habe von mehr als 200 Toten gehört, wir allein in unserer Provinz zählen rund 70.000 Vertriebene“, berichtet der Kirchenmann. Während es früher eher Auseinandersetzungen in kleineren Dörfern gegeben habe, handele es sich nun um gezielte Angriffe auf strategisch wichtige Punkte:
Internationale Hilfe nötig
„Was nun zu tun ist, ist schwierig zu sagen, und wahrscheinlich bin ich auch nicht der richtige für einen internationalen Appell. Aber die Regierung könnte international um Hilfe bitten. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Provinz Cabo Delgado zwar eine der ärmsten ist, aber auch besonders reich an natürlichen Ressourcen.
Es gibt wirtschaftliche Interessen, die sehr groß sind, auch wenn das vielleicht nicht sofort offensichtlich ist. Aus geopolitischer Sicht ist es eine strategisch wichtige Zone, nicht nur für Afrika, sondern auch für die Weltwirtschaft.“
Die Küstenstadt Palma, Ziel der jüngsten Attacken, befindet sich in der gasreichen Provinz Cabo Delgado im Nordosten Mosambiks. Der französische Energiekonzern Total ist dort an einem 16,9 Milliarden Euro teuren Flüssigerdgas-Projekt beteiligt. Die terroristische Unruhestiftung könne auch weltwirtschaftliche Auswirkungen haben, gibt Don Silvano Daldosso zu bedenken. Die jüngsten Attacken erschüttern ihn aufgrund ihrer Grausamkeit, aber auch, weil er nach dem Besuch von Papst Franziskus in Mosambik vom September 2019 Hoffnung auf positive Entwicklungen im Land hatte:
„Der Papst hat positive Erwartungen geweckt, auch wenn er nur sehr kurz hier war. Er hat frischen Wind gebracht, auch in der Politik. Das waren sehr schöne und intensive Tage. Jetzt sehe ich nur, dass wir dazu aufrufen können, über das zu berichten, was hier passiert: Wie gesagt, 70.000 Vertriebene alleine bei mir in der Region, 2.000 Tote seit Beginn der Auseinandersetzungen - diese Zahlen belegen, dass es eine humanitäre Katastrophe ist, das muss wahrgenommen werden“, mahnt der Italienische Priester Don Silvano Daldosso aus dem Bistum Nacala, im Norden von Mosambik, im Gespräch mit uns angesichts der jüngsten Terrorattacke in Palma.
Hintergrund
Seit 2017 kommt es in Cabo Delgado immer wieder zu brutalen Angriffen durch islamistische Milizen. Dabei sollen nach Angaben der UN-Flüchtlingshilfe 670 000 Menschen vertrieben und mehr als 2000 gestorben sein.
(vatican news/diverse – sst)
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