Myanmar: Ordensfrauen stoppen Polizisten: „Jedes Leben ist kostbar"
In Myitkyina, der Hauptstadt des Bundesstaates Kachin im Norden von Myanmar, verhinderte die Intervention der katholischen Ordensleute wohl ein Massaker. In den vergangenen Tagen hatten mehrere junge Demonstranten auf dem Gelände der katholischen Kirche Zuflucht gesucht. Am 8. März umzingelte Berichten nach die Polizei dann die Kathedrale und es gab weitere Auseinandersetzungen. Die Ordensfrauen und der emeritierte Bischof von Myitkyina, Francis Daw Tang, versuchten beruhigend einzuwirken und die Polizei zu überzeugen, keine Gewalt gegen unbewaffnete junge Menschen anzuwenden. Dennoch wurden zwei junge Demonstranten getötet und mindestens sieben verletzt. Die Polizei nahm laut Beobachtern auch mehr als 90 Menschen fest.
Bischof Daw Tang erklärte: „Ich bin im Ruhestand, aber die Nächstenliebe geht nicht in den Ruhestand. In diesem schwierigen Moment für unser Land sind wir als Christen aufgerufen, unseren Beitrag zu Frieden, Barmherzigkeit und Vergebung zu leisten.“
Ordensfrau wird zu „Ikone des Friedens“
Eindrucksvoll für Frieden und Gewaltlosigkeit in Myanmar engagiert sich auch Schwester Ann Nu Tawng. Das Bild, wie sie Anfang des Monats vor vorrückenden Sicherheitskräften niederkniete um sie zu stoppen und zum Gewaltverzicht zu bringen, ging um die Welt und machte sie zu einer „Ikone des Friedens“. Ähnlich handelte sie nun auch wieder, als Polizisten die Kirche in Myitkyina umzingelten. Die Ordensfrau sagt: „Wir predigen und bezeugen die Wahl der evangelischen Gewaltlosigkeit. Unsere Mission ist es, die Liebe Christi in vollem Umfang zu verkünden und zu leben, auch gegenüber dem Feind.“
Die Ermordung der beiden jungen Menschen, die in der Kirche Schutz gesucht hatten, löste Empörung, Trauer und Verbitterung aus. Trotz der anhaltenden Gewalt versammelten sich katholische Gläubige und Menschen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften schweigend vor der katholischen Kirche des heiligen Kolumban und beteten für die getöteten jungen Menschen und ihre Familien.
Hintergrund
Nach Angaben von Beobachtern hat die Militärjunta zunehmend schwerwiegende repressive Maßnahmen auf den Straßen angeordnet, während bereits mehrere unabhängige Medien verdunkelt wurden. Zudem wird befürchtet, dass die Junta jederzeit eine strenge Ausgangssperre verhängen könnte, um alle Formen von Protest zu unterbinden.
Papst Franziskus hatte wiederholt zu Frieden in Myanmar aufgerufen; jüngst etwa bei seiner Generalaudienz vor einer Woche, bei der er auch die Freilassung der politischen Gefangenen forderte.
(fides – sst)
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