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Zehn Jahre Krieg: Eine Momentaufnahme aus Aleppo, 2016 Zehn Jahre Krieg: Eine Momentaufnahme aus Aleppo, 2016 

Syrien: 9 Millionen Menschen brauchen Nahrungsmittelhilfe

Zehn Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs hat die Not der syrischen Bevölkerung ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. Darauf weist jetzt die österreichische Caritas hin.

Auch Nachbarländer wie der Libanon, die unzählige syrische Flüchtlinge aufgenommen haben, sind nach Caritas-Angaben am Ende ihrer Kräfte. Die Hilfsorganisation verweist an diesem Dienstag auf eine Schätzung des UN-Welternährungsprogramms. Danach sind alleine in Syrien 9,3 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

Laut dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten gibt es in ganz Syrien rund 13,4 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe brauchen; 4,7 Millionen davon sind Kinder.

Neben Nahrungsmittelknappheit sind auch mangelnde Infrastruktur, Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven für die Kinder sowie fehlende medizinische Versorgung Gründe, weshalb sich weiterhin viele Menschen auf die Flucht begeben.

Libanon nahm im Verhältnis am meisten auf

Krankenhäuser, Schulen und Arbeitsstätten seien noch immer zerstört, so die Caritas. Mehr als 6,7 Millionen Menschen seien innerhalb Syriens auf der Flucht. Weitere 5,6, Millionen seien in die angrenzenden Nachbarländer wie Jordanien oder den Libanon geflohen. „Auch diesen Ländern gehen nach zehn Jahren bereitwilliger Hilfe schlicht die Ressourcen aus.“

Die verheerende Explosion im Beiruter Hafen am 4. August 2020 hat auch die angespannte Lage im Libanon weiter verschärft. 300.000 Menschen verloren dort ihre Unterkunft, 160 Schulen wurden teils oder ganz beschädigt. Dennoch bleibe der Libanon jenes Land, „das pro Kopf die höchste Zahl an Schutzsuchenden weltweit aufnimmt“, so die Caritas. Derzeit leben laut UNO Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon. Und nach Schätzungen der jordanischen Regierung beherbergt Jordanien derzeit rund 1,3 Millionen Syrerinnen und Syrer.

Syrische Flüchtlinge 2015 bei der Ankunft auf der griechischen Insel Lesbos
Syrische Flüchtlinge 2015 bei der Ankunft auf der griechischen Insel Lesbos

Kinder am stärksten betroffen

Nach wie vor hätten Flüchtlinge nur begrenzten Zugang zu humanitärer Hilfe und erheblich eingeschränkte Möglichkeiten, ein Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften. „Die massive Explosion in Beirut und die Covid-19-Pandemie haben die ohnehin schon komplexe humanitäre Situation in der gesamten Region weiter verschärft. Diese zeitgleichen Krisen machen den Bedarf an grundlegender Hilfe und Nothilfeeinsätzen immer dringender“, erklärt die Caritas.

Krisen wie jene in Syrien würden Kinder mitunter am stärksten treffen. Denn in diesen Situationen seien sie vermehrt Gewalt, Zwangsarbeit und der Gefahr von Kinderehen ausgesetzt, außerdem besuchten sie oft jahrelang keine Schule. Im gesamten Nahen Osten habe mehr als jedes dritte syrische Kind keinen Zugang zu Bildung. „2,4 Millionen Kinder gehen in Syrien nicht zur Schule, im Libanon sind es 54 Prozent der registrierten Flüchtlingskinder“, so die Caritas. Angesichts dieser Zahlen spreche das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) zu Recht von einer „Lost Generation“.

Gerade für Kinder in Krisengebieten sei der Schulbesuch besonders wichtig, „sind es doch oft die einzigen Stunden am Tag, in welchen sie einfach Kind sein können“. Die Schule ermögliche den Kindern außerdem Tagesstruktur, Stabilität und Sicherheit „und eine Grundlage, um in der Zukunft auf eigenen Beinen stehen zu können“.

(kap – sk)
 

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09. März 2021, 11:49