Irland: Autor schlägt Behörde zur Missbrauchs-Aufarbeitung vor
In einem solchen „National Memory Institute“ könnten dann alle Unterlagen der Orden und Diözesen einsehbar sein – „solange die notwendigen Persönlichkeitsrechte respektiert werden“.
Viele Orden sperrten sich gegen einen solchen Schritt, weil sie meinten, kein faires Gehör zu bekommen, so der Journalist weiter. „Aber für viele Überlebende von Gewalt und Missbrauch halten die Orden den Schlüssel zu ihrer Identität in der Hand.“ Scally ist Deutschland-Korrespondent der „Irish Times“. Vor kurzem erschien sein Buch „The Best Catholics in the World“ – „Die besten Katholiken in der Welt“, in dem er sich mit der Stellung der von zahlreichen Skandalen erschütterten Kirche in Irland auseinandersetzt.
Sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen
Die Iren müssten noch lernen, sich der Vergangenheit offen zu stellen, sagte Scally. Bisher gehe die Tendenz in der Gesellschaft immer noch dahin, die dunklen Kapitel auszublenden. „Mit Blick auf die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der katholischen Kirche verhindert diese Einstellung die Bereitschaft zu überlegen, dass wir auch Täter gewesen sein könnten. Aber erst, wenn wir es schaffen, diese Kirche als Teil von uns zu betrachten, können wir zu dem kommen, was ich eine informierte Empathie nenne.“
Anfang des Jahres legte eine von der Regierung eingesetzte Kommission ihren Abschlussbericht zu den irischen Mutter-Kind-Heimen vor. Demnach starben in den 18 untersuchten katholischen Einrichtungen für unverheiratete Frauen im Zeitraum zwischen 1922 bis 1998 insgesamt rund 9.000 Kinder.
(kna - cs)
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