Russland: 30 Jahre Wiedergeburt, Bischof Werth dankt Deutschen
„Am 13. April 1991 wurden die Strukturen der katholischen Kirche in der damaligen Sowjetunion neu errichtet. Und das war etwas sehr Entscheidendes in der Geschichte der katholischen Kirche in Russland“, erzählt Bischof Werth. Denn:
„70 Jahre haben die Katholiken in der Sowjetunion gelebt ohne Strukturen der katholischen Kirche, das heißt ohne Bischöfe, ohne Priester, ohne Gotteshäuser, ohne Sakramente, ohne Heilige Messen. Die Menschen haben sich versammelt in Privathäusern, aber oft auch nicht versammelt - aus Angst vor Verfolgung. Denn in diesen 70 Jahren hat die Kirche in der Sowjetunion die schwersten Verfolgungen erlebt, ähnlich wie die Verfolgungen in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums oder im 17. und 18. Jahrhundert in Japan und anderswo: Priester wurden ermordet, Kirchen wurden zerstört, die Gläubigen hatten oft Angst, ihren Glauben zu zeigen.“
„Ein Geschenk vom Himmel“
Mit der Neuerrichtung der Struktur der katholischen Kirche in Russland, so Werth, „wurde der Kirche wirklich ein Geschenk vom Himmel geschickt. Wir erinnern uns auch heute noch mit Dankbarkeit an diesen Tag. Wer uns 1991 besonders geholfen hat, die Kirche aus den Ruinen zu erheben, das war die Kirche in Deutschland, aber auch die Kirchen in der ganzen freien Welt.“ In Deutschland gründeten die katholischen Bischöfe bald darauf das Hilfswerk Renovabis, auch Kirche in Not setzte sich von Anfang für die wiedererstandene Kirche in Russland ein, erinnert sich Werth. „Mit dieser Hilfe aus der ganzen Welt konnten wir in diesen Jahren einige Kirchen bauen und viele andere Projekte ins Leben rufen, auch soziale Projekte.“
„Durch diese Struktur der Caritas konnten wir in diesen 30 Jahren sehr viel helfen, besonders Armen und Notleidenden. Auch heute noch. Wir sind ja in Russland eine Minderheit, und alleine könnten wir nicht das tun, was wir tun. Wir sind auch heute noch angewiesen auf die Hilfe aus dem Ausland. Ich will besonders den deutschsprachigen Katholiken danken, aber auch allen anderen, die uns in all diesen Jahren an der Seite stehen, mit ihrem Gebet, aber auch mit finanzieller Unterstützung.“
Rund um das Jahr 2000 schuf der Heilige Stuhl zwei weitere Bistümer in Russland, Irkutsk am Baikalsee und Saratow an der Wolga. Bischof von Saratow ist der deutsche Geistliche Clemens Pickel.
„Ein Wunder“
Von 30 Jahren „der Gemeinschaft und Einheit“ spricht Erzbischof Paolo Pezzi in Moskau. Unzählige Gläubige hätten große Opfer gebracht, um dieses „Wunder“ Wirklichkeit werden zu lassen. Für mehrere katholische Russen des letzten Jahrhunderts sind Seligsprechungs-Verfahren angelaufen.
Russland ist mehrheitlich orthodox. Die Katholiken im Land sind größtenteils Nachfahren polnischer, deutscher und litauischer Einwanderer. Hinzu kommen Katholiken aus Afrika, Lateinamerika oder dem Kaukasus, die in Russland arbeiten.
In den Jahrzehnten der Sowjetherrschaft fand katholisches Leben in Russland fast ausschließlich im Untergrund statt; die Wiedererrichtung katholischer Strukturen stieß nach 1989 anfänglich auf Widerstand aus der orthodoxen Kirche, die Russland als ihr „kanonisches Territorium“ betrachtet.
(asianews / vatican news – sk)
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