Italien: Immer mehr Bootsmigranten auf Lampedusa - Hilfe gefordert
Es handele sich um eine „unendliche Tragödie“, schrieb er auf Facebook. Zahllose Menschen kämen auf ihrer verzweifelten Reise zur Küste Italiens ums Leben. „Aber niemand rührt einen Finger - weder in Rom noch in Brüssel“, kritisierte der Politiker.
Auch der Pfarrer von Lampedusa, Carmelo La Magra, kritisierte die mangelnde Versorgung der Migranten. Mehr als 200 Menschen hätten die Nacht auf einem Pier unter „unbeschreiblichen hygienischen Bedingungen“ und ohne funktionierende Toiletten verbringen müssen, so der Priester, der an die Adresse der Regierung anfügte: „Eine Schande!“ Ein Phänomen, das sich seit Jahrzehnten wiederhole, zu einer akuten Notlage zu stilisieren, diene letztlich nur dazu, die Politik aus der Verantwortung zu nehmen, bemerkte der Geistliche.
Zuvor waren binnen 24 Stunden mehr als 2.000 Migranten auf Lampedusa angekommen. Das dortige Aufnahmezentrum ist heillos überfüllt. Nach Angaben des Innenministeriums sind seit Jahresbeginn 12.894 Migranten über das Mittelmeer nach Italien gelangt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 4.184, im Jahr 2019 gerade einmal 1.009. Die meisten Ankömmlinge in diesem Jahr sind den Angaben zufolge tunesische Staatsbürger (13 Prozent). Relativ hoch ist auch der Anteil der Personen aus der Elfenbeinküste (10 Prozent) und aus Bangladesch (9 Prozent).
Bereits im vergangenen Jahr war es über die Verteilung der Bootsmigranten zu einem wochenlangen Streit zwischen der Regierung in Rom und mehreren Regionalpolitikern gekommen. Lampedusas Bürgermeister Salvatore Martello drohte mit einem Generalstreik. Regionalpräsident Musumeci sorgte obendrein mit einem drastischen Dekret für Aufsehen. Es sah die Räumung aller Migrantenzentren seines Verwaltungsgebiets vor. Die Verordnung wurde schließlich gerichtlich außer Kraft gesetzt.
(kna/agi - cs)
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