Kanada: Kinderleichen unter früherem Kinderheim gefunden
Bei dem Kinderheim handelt es sich um ein von der katholischen Kirche 1890 eröffnetes Internat für Söhne und Töchter von indigenen Familien nahe der Kleinstadt Kamloops im Westen des Landes. In den 1950er-Jahren waren dort rund 500 Kinder untergebracht; 1969 übernahmen staatliche Behörden die Leitung, 1978 wurde das Heim geschlossen.
Über den Fund hatte die Leiterin der indigenen Gemeinschaft Tk'emlups te Secwepemc, Rosanne Casimir, bereits am Donnerstag informiert. Die Todesfälle wurden den Angaben zufolge nicht dokumentiert, einige der Kinder waren zum Zeitpunkt ihres Todes erst drei Jahre alt. Die indigene Gemeinde will nun mit Gerichtsmedizinern und Museen in der Region zusammenarbeiten, um weitere Hintergründe aufzuklären. Vorläufige Ergebnisse werden Mitte Juni erwartet.
150.000 indigene Kinder in Einrichtungen
Das Internat von Kamloops war eines von 139 Umerziehungsheimen in Kanada. Zwischen 1863 und 1998 landeten mehr als 150.000 indigene Kinder in diese Einrichtungen. Dort durften sie oftmals ihre Muttersprache nicht sprechen, viele von ihnen wurden misshandelt oder missbraucht.
Der Bischof von Kamloops, Joseph Nguyen, sicherte der indigenen Gemeinschaft und Chief Rosanne Casimir in einem Brief Unterstützung zu. Es gebe keine angemessenen Worte der Trauer, um diese „schreckliche Entdeckung" zu beschreiben.
Mutter-Kind-Heime in Irland
Der Vorfall erinnert an die Kinderleichen, die 2014 auf dem Gelände eines ehemaligen von Ordensfrauen geführten Heims in Tuam in Irland gefunden wurden. In der Anstalt wurden ledige Mütter gegen ihren Willen festgehalten, um dort ihre Kinder zur Welt zu bringen. Eine Untersuchung ergab, dass dort fast 1.000 Kinder starben und vergraben wurden, die meisten im Alter von unter einem Jahr. 2018 bat Papst Franziskus bei seinem Irland-Besuch um Vergebung für das Versagen der Kirche und sprach auch mit Opfern der Mutter-Kind-Heime.
(kna – gs)
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