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In der Hauptstadt Nursultan, früher Astana In der Hauptstadt Nursultan, früher Astana 

Als Missionar in Kasachstan (2)

Mission in den Weiten von Zentralasien bringt viele Herausforderungen mit sich. Davon erzählt uns Pater Leopold Kropfreiter vom Orden der Diener Jesu und Mariens, der seit 2008 in Kasachstan lebt. Zweiter Teil unserer Mini-Reihe.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Sie stellen nur ein Prozent der Bevölkerung – und sind über das ganze Land verstreut: die Katholiken in Kasachstan. Schwierig, sie überhaupt alle zu erreichen, so Pater Leopold. Oft müsse er Hunderte von Kilometern zurücklegen, um nur einige wenige Personen zu treffen.

„Dennoch sehen wir das als einen wesentlichen Teil unserer Arbeit an, individuell – also nicht quantitativ, sondern möglichst auch qualitativ zu arbeiten und den Glauben zu verkünden. Wir sagen immer, dass unsere Pfarreien nicht nur aus den Menschen bestehen, die die Kirche besuchen und die offiziell zur Pfarrei gezählt werden, sondern gewissermaßen aus allen Menschen guten Willens, die auf dem Gebiet, das man betreuen darf, leben.“

Mission in Schnee, Eis und Kälte

Der Missionar aus Österreich betreut zwei Pfarreien, die sich über ein riesiges Gebiet erstrecken. Außerdem ist er Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke für Kasachstan, weshalb er oft Vorträge oder Wallfahrten organisiert. Und drittens ist er Verwaltungsdirektor eines katholischen Gymnasiums im Norden des Landes mit 200 Kindern; dem angeschlossen ist ein Kindergarten mit etwa 75 Kindern.

„Was sind die größten Herausforderungen bei unserer Arbeit? Rein praktisch gesehen sind natürlich schon die klimatischen Bedingungen sehr herausfordernd. Besonders im Winter hat wohl fast jeder Missionar in Kasachstan sehr komplizierte, mitunter auch gefährliche Erfahrungen mit dem Wetter, mit dem Schnee, Eis und Kälte gemacht.“

„Zurück bleiben wenige Menschen - und große Gebäude“

Was die Seelsorge betrifft, spricht Pater Leopold von einem „richtigen Umbruch“. Und das liegt vor allem an der Abwanderung der sogenannten „traditionellen“ Katholiken, der Deutsch- oder Polnischstämmigen. Die gehen nicht nur, weil sie sich in Europa größere Chancen ausrechnen, sondern auch, weil die kasachische Sprache und die islamische Kultur in Kasachstan immer stärker auf dem Vormarsch sind. Deswegen fühlen sie sich in dem Land, in dem sie geboren wurden, auf einmal „nicht mehr richtig heimisch“.

„Wir sehen also in unseren Pfarreien durchaus eine sehr starke Abwanderung gerade der jüngeren Katholiken. Und das ist natürlich ein riesiges Problem. In meiner Pfarrei z.B. befindet sich ein Dorf, das in den 90er Jahren 1.000 Einwohner hatte. Lauter Deutsche, von denen über 90 Prozent das Dorf dann schon in den 90er Jahren verließen. Zurück bleiben dann wenige Menschen – und große Gebäude, die jetzt irgendwie auf eine gute Weise genützt werden müssen. Das ist wirklich eine echte Herausforderung: wie wir zukunftsfähig werden.“

Zum Nachhören: Gespräch mit Pater Leopold Kropfreiter über die katholische Kirche in Kasachstan - Teil 2

Jetzt auf einmal Kasachisch lernen

Schrumpfende Gemeinden, Umwidmung von Kirchen – kennt man auch in unseren Breiten. Für die Missionare in Kasachstan bedeutet das einen „Paradigmenwechsel“: Sie müssen und wollen jetzt Kasachisch lernen, auf die Mehrheitsbevölkerung zugehen, ihre Kultur immer besser verstehen. Mit ihnen ins Gespräch kommen „und dabei auch auf sich aufmerksam machen“.

Dazu braucht es, wie Pater Leopold formuliert, „Berührungspunkte“, und einer davon sei seine Schule, St. Lorenz. Sie wende sich an Schüler jedweder Couleur, nicht nur an Katholiken. „Es können Muslime sein, Katholiken sein, Orthodoxe sein – alle Menschen, alle Schüler guten Willens sind herzlich eingeladen!“

Eine Kathedrale, die neugierig macht

Auch im digitalen Raum versuchen die Katholiken in Kasachstan, in die Tiefe der Gesellschaft hineinzuwirken. Er glaube, das gelinge „nicht ganz schlecht“, so der rührige Missionar.

„Ein drittes Projekt, das ich erwähnen möchte, wäre die große, neue Kathedrale in Karaganda, die als Denkmal der vielen Opfer der Sowjetunion gebaut wurde, aber auch durch das wunderbare Äußere und durch ihre gute Lage im Zentrum der Stadt unglaublich viele Menschen, auch Nicht-Christen, anspricht – und so die katholische Kirche sehr anziehend und interessant macht.“

Von Assisi in die Halbwüste

Von außen gesehen, wirken die Politiker in Nursultan dem Thema Religion gegenüber ziemlich aufgeschlossen. Das Land führt Kongresse der Weltreligionen durch und sieht sich als führend im Bereich des Dialogs. Von islamischem Fundamentalismus ist in Kasachstan nicht viel zu hören.

„Es ist sehr interessant zu sehen, dass in Kasachstan der interreligiöse Dialog nicht in erster Linie ein großes Anliegen der verschiedenen religiösen Gruppierungen war, sondern vom damaligen Präsidenten Nursultan Nasarbajew angeregt wurde, und zwar als Reaktion auf den Papstbesuch 2001 von Johannes Paul II. Und so fand dann 2003 das erste große interreligiöse Treffen in Astana statt. Dabei berief man sich dann tatsächlich auch auf die interreligiösen Treffen in Assisi als Vorbild.“

„Manchmal bildet man sogar Fahrgemeinschaften, um zu den interreligiösen Treffen zu gelangen“

Allerdings – tiefschürfende theologische Debatten finden bei solchen Events nicht statt, so der Missionar. Dafür bringen sie aber mit sich, dass man sich menschlich kennen- und schätzen lernt.

„Der Vorteil ist, dass diese interreligiösen Treffen nicht nur auf höchster Ebene, sondern auch auf Landes- und Kreisebene durchgeführt werden. Auf diese Weise erlebe auch ich es in meiner praktischen Erfahrung, dass ich die religiösen Führer aus meinem Kreis – Muslime, Baptisten, Orthodoxe, Lutheraner, mit denen man oft im Alltag wenig zusammenkommt – kenne. Man schätzt sich; manchmal bildet man sogar Fahrgemeinschaften, um zu den interreligiösen Treffen zu gelangen!“

Keine Spannungen mit Muslimen

Spannungen gebe es kaum, Terrorismus auch nicht – was natürlich mit der „großen staatlichen Kontrolle und Überwachung“ zu tun hat, wie Pater Leopold Kropfreiter sagt. Übrigens hätten die Katholiken gar nicht so sehr mit Muslimen Schwierigkeiten als mit russisch-orthodoxen Christen.

„Während auf offizieller Ebene die Verhältnisse sehr gut sind, erlebt man es doch manchmal in den Dörfern, dass Katholiken da durchaus etwas schief angeschaut werden bzw. als Schismatiker verunglimpft werden. Allerdings ist das heutzutage kaum mehr der Fall; in den 90er Jahren war das noch etwas häufiger.“

 Milchverkäufer
Milchverkäufer

Priesterseminar für ganz Zentralasien

Vier römisch-katholische Bistümer gibt es in Kasachstan, darunter das Erzbistum der Hauptstadt Astana, die heute Nursultan heißt. Hinzu kommt ein Priesterseminar, in Karaganda.

„Dort werden junge Männer nicht nur aus Kasachstan, sondern aus verschiedenen Staaten Zentralasiens und auch darüber hinaus zum Priester ausgebildet. Sie arbeiten zusammen mit der Katholischen Universität in Krakau, um auch ihre theologischen Abschlüsse und Diplome erhalten zu können.“

Und dann die Schule St. Lorenz, in einem Dorf im Norden.

Berliner Priester gründete Schule

„Die Schule wurde 1996 von einem katholischen Priester gegründet. Der kam 1991 aus Berlin nach Kasachstan mit dem Vorsatz, für genau zehn Jahre in dem postsowjetischen Land zu wirken. Und er sah ein: Um langfristig Menschen zu helfen, genügt es nicht, einfach humanitäre Hilfe zu leisten. Sondern man muss im Bildungssektor beginnen, also dort, wo nicht nur materiell Kinder oder Menschen versorgt werden, sondern auch geistig.“

Gute Ausbildung plus christliches Menschenbild: Das ist nach Angaben von Pater Leopold das Erfolgsgeheimnis der Schule. Ein wichtiger Akzent liege auf Sprachen; so werde auch intensiv Deutsch unterrichtet.

(vatican news)

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18. Mai 2021, 11:18