Orthodoxe Ostern: Bartholomaios I. betont Umgestaltung der Welt
Insbesondere in der Türkei ist zu Beginn des vor kurzem begonnenenen Ramadan ein strenger Lockdown verhängt worden. In der fast leeren Istanbuler Georgskathedrale, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen, leitete das Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, die Osterliturgie.
In seiner Osterbotschaft betonte Bartholomaios, der Glaube an die Auferstehung ermögliche eine neue Sicht auf diese Welt und eine neue Beziehung des Menschen zur Schöpfung. Von Ostern her schöpfe alles seine Lebendigkeit, werde alles verständlich und erhalte alles seinen Sinn. Die Auferstehung Christi sei die Antwort der göttlichen Liebe auf die Not und die Erwartung des Menschen. Zugleich mit dieser Sehnsucht der Menschen gebe die Auferstehung der „seufzenden Schöpfung“ die Antwort.
Wer in und durch die Auferstehung Christi selbst frei geworden sei, sehe die „irdischen Dinge“ nicht als absolut an - wie „die übrigen, die keine Hoffnung haben“, so Bartholomaios: „Christus ist unsere Hoffnung, er ist unsere Existenz, die er zur Vollkommenheit führt. Wenn wir Ostern feiern, bekennen wir in der Kirche, dass das Reich Gottes zwar schon gegründet, aber noch nicht vollendet ist“. Im Licht der Auferstehung erlangten die Dinge dieser Welt eine neue Bedeutung, „weil sie bereits verklärt und umgestaltet werden“.
Arbeiten an einem gemeinsamen Osterdatum
In den orthodoxen und altorientalischen Kirchen ist Ostern dieses Jahr einen Monat nach den westlichen Kirchen gefeiert worden. Das spätere Datum orientiert sich am Julianischen Kalender, wogegen der Westen den Gregorianischen Kalender als Basis der Osterdatumsberechnung verwendet. Ein künftiges gemeinsames Osterdatum bis zum Jahr 2025 ist ein zentrales Anliegen des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und des Vatikans.
Der vatikanische „Ökumene-Minister“ Kardinal Kurt Koch begrüßte einen jüngsten Vorstoß aus der orthodoxen Kirche für ein gemeinsames Osterdatum der Christen ab dem Jahr 2025. „Ostern ist das höchste Fest der Christen. Deshalb wäre es ein sehr schönes und wichtiges Zeichen, wenn wir Christen für dieses Fest ein gemeinsames Datum hätten“, so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Dieser Wunsch liege „auch Papst Franziskus und auch dem koptischen Papst Tawadros sehr am Herzen“. Ein gemeinsames Osterdatum zu vereinbaren, werde zwar nicht leicht sein; es lohne sich aber, sich dafür einzusetzen, so Koch.
Zuvor war bekannt geworden, dass sich der Leiter der Ständigen Vertretung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim Weltkirchenrat (ÖRK), Erzbischof Job Getcha von Telmessos, für eine orthodoxe Kalenderreform ausspricht. Mit Blick auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa 2025 meinte er, dies wäre „eine gute Gelegenheit, die Christen über die Notwendigkeit einer Kalenderreform und eines gemeinsamen Osterdatums aufzuklären, um den Beschlüssen des ersten Ökumenischen Konzils wirklich treu zu bleiben“.
Patriarch Kyrill bei Ostervesper für Polit-Distanz
In Moskau sagte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, in der Nacht auf Sonntag, er wünsche sich, dass sein Volk bald und vollständig vom Coronavirus befreit werde. Das Osterfest gebe Hoffnung, dass die Pandemie überwunden werden könne. Viele Gläubige in der Erlöserkathedrale in Moskau trugen eine Maske. Den Gottesdienst in Moskau besuchte auch Kremlchef Wladimir Putin, ohne Mund-Nasen-Schutz. Er hatte sich kürzlich gegen das Virus impfen lassen. Der Präsident dankte dem Kreml zufolge der Kirche, dass sie „drängende soziale Probleme“ löse sowie Ideale und Familientraditionen in der Gesellschaft fördere.
Kyrill hatte am Vorabend des Osterfests mit einer ungewöhnlich deutlichen Warnung an die Machthaber aufhorchen lassen. Die Erfüllung von Befugnissen, die manchmal die Einschränkung von Freiheiten anderer erforderten, könne nicht mit Überheblichkeit und Selbstüberhebung einhergehen, sagte der Patriarch in einer am Samstag verbreiteten Predigt bei der Vesper. „In diesem Fall wird Macht zur Tyrannei.“ Zudem gab der Patriarch zu bedenken, dass sich die Kirche im Fall, dass sie sich mit einer politischen Kraft identifiziere und so zu einem Hebel im politischen Kampf werde, nicht mehr Autorität und spirituelle Mutter für alle sein könne.
In Jerusalem feierten zahlreiche orthodoxe Christen das „Heilige Feuer“. Hunderte Menschen drängten sich am Samstag in der Grabeskirche in Jerusalems Altstadt. Zuvor war es in den Straßen nahe der Kirche zu Auseinandersetzungen zwischen Gläubigen und der Polizei gekommen. Zu der Grabeskirche hatten nur Corona-Geimpfte und Genesene Zutritt. Nach Medienberichten wurde die Teilnehmerzahl unter dem Eindruck der Massenpanik auf dem Meron-Berg mit 45 Toten am Tag zuvor eingeschränkt. In der Altstadt waren zahlreiche Polizisten im Einsatz, es wurden Sperren aufgestellt. Von palästinensischer Seite wurde der Polizei Schikane vorgeworfen. Videoaufnahmen zeigten dichtes Gedränge und Geschubse.
(kap - cs)
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