Syrien/Türkei: Vermehrt Moschee-Bauten in jesidischen Dörfern
Damit versuche der türkische Staat die Islamisierung der einst multi-religiösen Region voranzutreiben und eine besonders radikale Auslegung des sunnitischen Islam zu verbreiten, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert. Über seinen deutschen Ableger Ditib versuche dieselbe Behörde, ihre religiösen Ansichten auch in deutschen Schulen zu tragen.
„Jesidischen Quellen berichten uns vom Bau einer Moschee im einst jesidischen Dorf Shadere, südlich von Afrin-Stadt. Dort leben noch 45 Personen jesidischen Glaubens – vor der türkischen Besatzung waren es 450“, berichtet Kamal Sido, der Nahostexperte der GfbV. „Nachdem die meisten vertrieben waren, hat die Türkei dort radikale Muslime angesiedelt. Sie unternehmen regelmäßig Raubzüge gegen die einheimische kurdische Bevölkerung.“
Was in den Moscheen und neuen Koranschulen in Afrin gepredigt werde, bestimme das türkische Diyanet. „Oft müssen schon kleine Mädchen ein Kopftuch tragen. Währen des letzten Gaza-Krieges wurde an den Moscheen zudem massiv gegen Israel und Juden gehetzt“, so Sido. „Vor diesem Hintergrund ist es besonders unverständlich, dass diese türkische Behörde nun in Deutschland ganz offiziell Einfluss auf den islamischen Religionsunterricht bekommen soll.“
Einst mindestens 96 Prozent kurdisch
Die Bevölkerung Afrins war einst zu mindestens 96 Prozent kurdisch. Nach der türkischen Besatzung wurden die meisten vertrieben, der Anteil der kurdischen Bevölkerung sank auf etwa 25 Prozent. „Somit steht die Türkei kurz davor eines ihrer wichtigsten Ziele zu erreichen: Afrin kurdenfrei zu machen“, erklärt Sido. Die Kurden in Afrin seien überwiegend moderat-sunnitische Muslime. Früher lebten in Afrin auch 20.000 bis 30.000 jesidische Gläubige. Heute sind es nur noch einige Tausend.
(pm – mg)
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