Caritas Ozeanien: Gemeinsam Probleme angehen, die alle betreffen
Christine Seuss und Linda Bordoni - Vatikanstadt
In dieser Woche ist das jährliche Forum der Caritas-Organisationen zu Ende gegangen. Kardinal Soane Patita Paini Mafi von Tonga ist der neue Präsident von Caritas Ozeanien. Er berichtet im Gespräch von den Prioritäten, aber auch den Schwierigkeiten, die die verschiedenen Caritasverbände miteinander gemein haben.
„Naturschutz bleibt unsere Priorität, denn der Schutz des Gemeinsamen Hauses ist für uns wirklich immer ein großes Problem. Einer unserer größten Schätze ist der Ozean und Naturkatastrophen und der Klimawechsel betreffen viele Menschen hier“, berichtet Mafi, seit 2015 der erste Kardinal des Inselstaates Tonga in Ozeanien.
Sieben Caritasverbände sind derzeit in Caritas Ozeanien zusammengeschlossen, was auch bedeutet, dass die Anliegen vieler verschiedener ethnischer Gruppen unter einen Hut gebracht werden müssen. Doch genau diese Unterscheide in den gemeinsam geteilten Lebenswirklichkeiten bedeuten auch Reichtum, meint der Kardinal, der ohnehin mehr Gemeinsamkeiten hervorhebt:
„Wir leben alle in diesem großen Ozean, dem Pazifik. Einheitsstiftend ist auch der christliche Glaube, denn ein Großteil der Bewohner dieses Lebensraumes sind Christen, ein Drittel etwa Katholiken. Und es ist immer eine besondere Zeit, wenn wir einmal im Jahr zu unserem Caritas Forum als Caritas-Familie zusammenkommen.“
Bei dem Forum besprechen die Caritas-Entsandten dann, wie sie in ihren Lebenswirklichkeiten mit durchaus ähnlich gelagerten Problemen umgehen – der Kardinal nennt unter anderem Umweltschutz und die Folgen des Klimawandels. „Also der gemeinsame Einsatz trotz unserer Unterschiede, und das ist eines der Hauptziele unseres Forums“. In diesem Jahr haben die Caritasverbände sich unter anderem auf eine gemeinsame Advocay-Strategie geeinigt, mit Fokus vor allem auf Umweltschutz, Frauen und Jugend, berichtet Kardinal Mafi.
„Das heißt Solidarität trotz der Trennung durch den Ozean. Wir sind alle durch dieses riesige Meer getrennt, also müssen wir wirklich Wege finden, wie wir diese Prioritäten gemeinsam umsetzen können.“
Inspiration durch Fratelli tutti
Dem Kardinal schwebt dabei die geschwisterliche Solidarität und Zusammenarbeit ganz im Sinn von Fratelli tutti vor. Denn die Enzyklika von Papst Franziskus, das betont Kardinal Mafi, hat trotz der Entfernung von Rom großen Anklang in seinem Wirkungsbereich gefunden, man spreche sehr viel davon. „Aber unser Problem ist es, wir müssen das aus dem Englischen in unsere lokalen Sprachen übersetzen. Und das ist eine Herausforderung für die lokalen Diözesen. Sie haben gute Übersetzer, so dass die lokalen Menschen hier, die Laien, auch Zugang zu diesen Texten bekommen.“
Wie Kardinal Mafi erläutert, gibt es in einigen Gegenden der malinesischen Inselgruppen bis zu 20 Dialekte nebeneinander. Hauptsächlich wird ein jedoch ein Mix aus Englisch und lokalen Dialekten verwendet, während man beispielsweise in Australien hauptsächlich Englisch spricht. „Aber das schaut in anderen Ländern anders aus. Und um Texte wie Fratelli tutti den Menschen zugänglich zu machen, braucht es eine gute Übersetzung in die Ortssprachen.“
Nicht nur die Sprachen sind zahlreich, sondern auch die Ausdehnung des Territoriums enorm. Von Tonga aus beispielsweise fliegt man vier Srtunden nach Sydney oder Brisbane, zum direkten Nachbarn Fidschi geht es in eineinhalb Stunden Flug, ebenso wie nach Samoa. Neuseeland erreicht man in drei Flugstunden: „Wir sind weit voneinander weg, insbesondere die Mikronesischen Gruppen, winzig klein im Ozean...“
Coronavirus schafft auch in Ozeanien Probleme
Weit weg, aber nicht vor den Schwierigkeiten gefeit, mit denen die ganze Welt derzeit kämpft: Der Eindämmung des Coronavirus. Denn zwar sei die Pandemie in einigen Ländern wie Tonga und anderen relativ unter Kontrolle, doch in anderen Staaten wie beispielsweise Fidschi, dem direkten Nachbarn Tongas, fechte man gerade einen harten Kampf aus, um sich der Ausbreitung des Virus entgegenzustemmen. „Caritas hat von Anfang der Pandemie mit dem Jesuitenflüchtlingsdienst und anderen Partnerorganisationen dafür zusammengearbeitet, um die Folgen der Pandemie so gering wie möglich zu halten“, berichtet der Kardinal.
„Und während unseres Treffens, das wir gerade beendet haben, war es sehr beeindruckend, in den Präsentationen der einzelnen Mitglieder zu sehen, wie Caritas und JRS zusammengearbeitet haben, um den verletzlichsten Gemeinschaften der verschiedenen Inselgruppen zu helfen, wie beispielsweise mit Hygiene-Kits und Wassertanks zum Händewaschen, solche Dinge: Der Lockdown hat uns sehr hart getroffen, auch den Tourismus, der die Haupteinnahmequelle für diese vielen kleinen Inseln ist.“
Einen letzten Gedanken widmete der Kardinal aber auch noch den anderen Caritas-Organisationen, die weltweit tätig sind: „Ich denke, wir teilen alle diese schwierigen Zeiten mit Covid-19. Aber mit der Inspiration durch Fratelli tutti gibt es neue Art, auf unsere Leben zu schauen, den anderen im Geist der Geschwisterlichkeit zu lieben und freundlich miteinander umzugehen. Wir müssen zurück zu den Wurzeln, zu den Familieneinheiten und Liebe von dort aus aufzubauen.“
(vatican news - cs)
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