Peru: Eine Wissenschaftlerin kämpft gegen Quecksilber
Claudia Vega besuchte die Jesuitenschule im Bezirk El Salvador. Ihre Sorge um die Natur und das Leben aller Menschen hat ihre Wurzeln wohl in den vielen Aktivitäten, die sie dort mit der Pfadfindergruppe der Schule durchführte. Nach dem Abitur investierte sie viel Zeit und Mühe in ihre Studien zu Chemie und Veterinärmedizin, Gesundheit und Umweltschutz.
Dank ihrer Ausbildung gehört Claudia Vega, deren Nachname auf Deutsch übrigens „Au" bedeutet, im peruanischen Amazonasgebiet einer hochrangigen Gruppe von Wissenschaftlern an. In der Region Madre de Dios koordiniert sie das Quecksilberprogramm am Amazon Scientific Innovation Centre (CINCIA), das die Verschmutzung mit dem Schwermetall in diesem Gebiet untersucht. Vega hält fest, dass „leider in Madre de Dios die Hauptwirtschaftsaktivität der handwerkliche Goldabbau in kleinem Maßstab ist. Dieser wird mit Quecksilber, einem giftigen Metall, betrieben. Die damit zusammenhängenden Aktivitäten sind der Haupttreiber für anthropogenes Quecksilber weltweit, und 52 Prozent des durch handwerklichen Goldabbau weltweit freigesetzten Quecksilbers stammt aus Südamerika“.
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der handwerkliche Goldabbau „mit vielen arbeits- und umweltbedingten Gesundheitsproblemen verbunden, besonders wenn dieses informell oder mit begrenzten materiellen und technischen Ressourcen praktiziert wird“. Papst Franziskus weist in seiner Enzyklika Laudato si' aus dem Jahr 2015 darauf hin, dass es historisch gesehen in bestimmten Gebieten des Planeten eine „unverhältnismäßige Nutzung der natürlichen Ressourcen“ gibt. „Der Export einiger Rohstoffe, um die Märkte im industrialisierten Norden zu befriedigen, hat örtliche Schäden verursacht wie die Quecksilbervergiftung in den Goldminen oder die Vergiftung mit Schwefeldioxid im Bergbau zur Kupfergewinnung“, schreibt der Papst dort (51).
Um diesem Phänomen entgegenzutreten, wurde eine Zusammenarbeit zwischen CINCIA, der Wake Forest University (Wfu) und USAID, der United States Agency for International Development, ins Leben gerufen, erläutert Claudia Vega. Dabei sollten in einem Forschungszentrum innovative Lösungen gefunden werden, mit denen die Auswirkungen von handwerklichem Goldabbau auf den peruanischen Amazonas abgemildert werden könnten. Im Jahr 2017 wurde das erste Quecksilber- und Umweltchemielabor eingerichtet, mit dem Ziel, spezifische Studien in der Region durchzuführen. Bisher wurden mehr als dreihundert Proben genommen, um die Situation der Quecksilberbelastung zu analysieren: Boden, Sediment, Fische, Luft, Vögel, Menschen (Haare).
Vega betont, dass sie bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit verschiedenen Fachleuten im Land zusammenarbeitet, darunter Forstingenieure, Biologen und Ökologen aus Peru und anderen Staaten, die die Auswirkungen dieser Aktivitäten kennen und einordnen können. „Wir sind überzeugt, dass Wissen Macht hat“, unterstreicht Vega. „Die Diagnose eines Problems ist der erste Schritt zur Lösung des Problems. Wir müssen wissenschaftliche Informationen produzieren, um sie der Öffentlichkeit und den entscheidenden Institutionen zu vermitteln. Dies mit dem Ziel, dass sie bei der Umsetzung der Politik berücksichtigt werden, die auf eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz der menschlichen Gesundheit und des Ökosystems im Amazonasgebiet abzielt.“
Sie weist in diesem Zusammenhang auch auf das Paradoxon des Bergbaus hin: „Er verursacht Auswirkungen auf das Amazonasgebiet, aber der Nutzen, der durch diese Aktivität entsteht, bleibt außerhalb der Region“. Daher sei es wichtig, auf die Auswirkungen des Kleinbergbaus, wie Abholzung und Quecksilberverschmutzung, hinzuweisen, „um die Menschen für die Notwendigkeit zu sensibilisieren, die Bergbaumethoden zu verbessern und innovative Lösungen zu suchen“.
In einem vom Bergbau geprägten Umfeld ist es nach Ansicht der Wissenschaftlerin unerlässlich, das Bewusstsein in der Bevölkerung und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu schärfen, um Verhaltensänderungen zum Erhalt der Natur zu fördern. Papst Franziskus betont in Laudato si', wie die Erziehung aufgerufen sei, „ein ,ökologisches Bürgertum‘ zu schaffen“, um „mit kleinen alltäglichen Handlungen für die Schöpfung zu sorgen“: „… und es ist wunderbar, wenn die Erziehung imstande ist, dazu anzuregen, bis es zum Lebensstil wird“, schreibt der Papst weiter (211). „Wir haben Fälle von Kindern und Familienmitgliedern von Bergleuten, die Biologie oder verwandte Fächer studieren und mit uns zusammenarbeiten, um Lösungen für die Auswirkungen des Bergbaus zu finden“, erklärt sie. Doch man müsse auch bedenken, dass der Bergbau eine Form des Lebensunterhalts für Tausende von Menschen darstelle: „Dieses Thema hat einen sehr komplexen sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund, der sehr ernste Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit mit sich bringt“.
Ein weiteres wichtiges Element sei es, dass „indigene Gemeinschaften zu den am stärksten von der Quecksilberbelastung betroffenen Bevölkerungsgruppen gehören“. Das Quecksilber sei in bestimmten Fischen, die die Proteinquelle für die Gemeinschaften sind, besonders konzentriert: ein großes Risiko für die Gesundheit der Ureinwohner. Für alle Menschen, so fügt Vega hinzu, „ist es wichtig, die Kosten für alles, was wir verwenden, zu kennen. Gold kann, obwohl es ein Edelmetall ist, negative Auswirkungen auf die Region haben, in der es abgebaut wird. Im Amazonasgebiet verursacht der handwerkliche Goldabbau Abholzung, die Umwandlung des Waldes in Wüste und chemische Verschmutzung.“
Mit Blick auf Zentralamerika gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken: „Das Thema der Auswirkungen des handwerklichen Bergbaus steckt erst in den Kinderschuhen und wird noch nicht als wichtiges Thema angesehen. Allerdings hat es das Potenzial, eines zu werden, denn leider sind wir eine Region, in der es viel Armut gibt und die Menschen nach Mitteln suchen, um zu überleben. Hier sind Regierungsführung und ein Sinn für Naturschutz schwach oder nicht vorhanden“.
2016 hat die peruanische Regierung jedenfalls die Minamata-Konvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit, die durch die unsachgemäße Verwendung von Quecksilber entstehen, zu mindern: Auswirkungen, die - wie die Behörden in Lima anerkennen - vor allem die indigenen Völker betreffen.
(vatican news - mc/cs)
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