Brasilien: Neuartige Schule für kirchliche Berufungen eröffnet
Die neue Schule „São Justino de Roma“ für kirchliche Berufungen wurde am 8. Juli in der Diözese Caixas im Bundesstaat Maranhão eröffnet. Im Unterschied zu anderen kirchlichen Ausbildungsstätten wie etwa Priesterseminaren ist der Zuschnitt dieser Schule breiter, erklärt Erwin Kräutler, der emeritierte Bischof von Xingu in Amazonien.
„Hier werden zukünftige Diakone zusammen mit ihren Frauen und Leuten aus den Gemeinden ausgebildet. Damit wird die Zusammenarbeit mit anderen Berufungen begünstigt. Die Geweihten gehören zur Gemeinde und stehen kraft ihrer Weihe nicht über der Gemeinde, sondern sind Diener des Volkes Gottes.“
Der aus Österreich stammende Bischof Kräutler ist Sekretär der bischöflichen Sonderkommission für Amazonien der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), die an der Errichtung der neuen diözesanen Schule in Caixas maßgeblich mitgewirkt hat. Bei der Bischofssynode zu Amazonien in Rom vom Herbst 2019 war das Thema der sakramentalen, seelsorgerlichen und katechetischen Grundversorgung der Gläubigen eines der zentralen Themen gewesen. Beim Punkt der Ausbildung von Priestern, Seelsorgern, Katecheten und Gemeindeleitern war auch von der hohen Hürde des klassischen Priesterseminars, etwa für Indigene, die Rede gewesen. Diese Lücke will die neue Schule schließen.
Den „Stallgeruch der Schafe“ annehmen
Bischof Kräutler erinnert daran, dass Papst Franziskus von Beginn seines Pontifikats an mehrfach die Priester dazu aufgefordert hatte, den „Stallgeruch der Schafe“ anzunehmen. „In den traditionellen Seminaren werden die Kandidaten kaum auf diese Weise, Teil der Herde zu sein, vorbereitet, sondern sie leben ein vom Volk Gottes distanziertes Leben“, beobachtet Bischof Kräutler. „In der Schule von Caxias haben alle Berufungen Platz. Leider Gottes noch mit Ausnahme der angehenden Priester.“
Das große Ziel einer Schule wie der in Caxias ist es, freudig an dem vom Papst geförderten Reformprozess der Kirche teilzunehmen, heißt es in einer Mitteilung der bischöflichen Sonderkommission für Amazonien. Es gehe darum, „eine Kirche auf den Weg zu bringen, die Mauern niederreißt und Brücken baut, um allen zu begegnen, vorzugsweise aber den Armen, in den geografischen und existentiellen Randgebieten“.
Frage des Frauendiakonates sehr präsent
Die bei der Amazoniensynode breit debattierte Frage nach einem eventuellen Zugang von Frauen zum Ständigen Diakonat ist in Brasilien nach wie vor sehr präsent, erklärt Bischof Kräutler. „Viele Bischöfe setzen auf Ständige Diakone, und dies nicht in erster Linie für den Dienst am Altar, sondern in der Caritas und in den Sozialwerken. Leider ist das Frauendiakonat noch nicht möglich. Diese Tatsache bringt ein Problem mit sich: Frauen machen in den Gemeinden mehrheitlich die Dienste eines Diakons. Sie leiten die Gemeinde und haben bischöfliche Erlaubnis, die Kinder zu taufen und bei Hochzeiten der Feier vorzustehen. Den Gedanken, Frauen, die Gemeinden seit Jahren leiten, durch einen geweihten Mann, nur weil er Mann ist, zu ersetzen, finden viele unlogisch.“
Im Auftrag von Papst Franziskus untersucht nun bereits die zweite theologische Kommission die Frage des Frauendiakonats. Der Ständige Diakonat der Männer war nach dem II. Vatikanischen Konzil wieder eingeführt worden. Gesichert ist, dass in der frühen christlichen Kirche Frauen im diakonalen Dienst wirkten.
(vatican news – gs)
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