Ordensfrau im Flüchtlingslager Moria: „Es erinnert an Auschwitz"
Francesca Sabatinelli und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Knapp 13.000 Flüchtlinge lebten im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos - bis es 2020 in Flammen aufging. Das Feuer zerstörte das größte Flüchtlingslager in der Ägäis fast völlig. Die Behörden haben mittlerweile ein provisorisches Lager auf Lesbos errichtet, in dem rund 6000 Menschen untergebracht sind: Es ist auch als Moria 2 bekannt. Dorthin hat sich diesen Monat eine Gruppe von Ordensfrauen begeben, um zu helfen.
Sieben Skalabrinerinnen im Dienst der Flüchtlinge auf Lesbos
„Diese Situation hier zu sehen ist wirklich entsetzlich", sagt Schwester Patrizia Bongo im Gespräch mit Radio Vatikan. Eigentlich ist Bongo Krankenschwester und Missionarin in der Schweiz. Diesen August ist sie jedoch, gemeinsam mit sechs weiteren Frauen ihres Ordens, auf die griechische Flüchtlingsinsel Lesbos gereist, um die Not der Menschen im Flüchtlingslager zu lindern.
„Ich hatte zwar schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was mich hier erwarten würde: durch Berichte von Sant'Egidio und durch Fotos. Aber als ich dann hier auf der Insel ankam, mich dem Lager genähert habe, die Gitterstäbe, den Stacheldrahtzaun und die Polizeikontrollen gesehen habe, hat mich das schon sehr an Auschwitz erinnert. Es hat mich sehr traurig gestimmt zu sehen, dass die Lage hier so kompliziert ist."
Hitzewelle erschwert die Lage
Von Europa vergessen
Auf Lesbos herrscht ein ständiger Alarm, auf den alle reagieren sollten, erklären die Skalabrinerinnen. Sie sind dazu berufen, all jenen zu helfen, die weiterhin die Mittelmeerrouten bevölkern. Die Missionstätigkeit auf der griechischen Insel ist nicht nur eine Antwort auf konkrete Bedürfnisse – die Ordensfrauen wollen so auch all jenen Trost spenden, die alles verloren haben, insbesondere ihre Liebsten:
Gebetsecke zwischen Rettungswesten
So wie aktuell mit dem Sommer-Aufenthalt auf Lesbos, den die Skalabrinerinnen in Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio bereits zum zweiten Mal organisiert haben. Dort, wo die Schwimmwesten der Mittelmeer-Migranten abgelegt werden, haben die Schwestern eine Gebetsecke eingerichtet, in der sie Gott um Hilfe für alle zur Migration gezwungenen Menschen bitten.
Hintergrund
Der Skalabrinerorden entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Italien und ist nach seinem Gründer, Giovanni Battista Scalabrini, benannt. Ursprünglich kümmerte sich der Orden darum, italienischen Emigranten beizustehen, die massenweise nach Amerika auswanderten. Mit der Zeit weitete sich die Mission auf die Arbeit für Migranten generell aus. Weltweit gibt es heute etwa 700 Skalabriner und Skalabrinerinnen, die in mehr als 30 Ländern aktiv sind. Hauptsitz des Ordens ist Rom. Sitz des Europa-Zentrums ist das italienische Piacenza. Die Skalabriner in Europa kümmern sich etwa in Italien, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Spanien und Belgien um Migranten und Flüchtlinge unabhängig ihres Glaubens und ihrer Herkunft.
(vatican news - sst)
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