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Die Christus-Statue von Rio de Janeiro Die Christus-Statue von Rio de Janeiro 

Brasilien: Katholische Parlamentarier trafen Bischöfe

Am Wochenende trafen sich in Rio erstmals katholische Parlamentarier mit der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB). Die Begegnung sollte den Dialog zwischen beiden Seiten fördern, um die von Papst Franziskus in seinem Schreiben „Fratelli tutti" beschworene „bessere" Politik aufzubauen, so die CNBB.

An dem Treffen beteiligten sich rund 80 Ratsmitglieder, Abgeordnete und Senatoren auf Bundes- und Landesebene. Der Vorsitzende der Brasilianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Walmor Oliveira de Azevedo, betonte die Rolle des Dialogs zwischen Kirche und Politik als  „Instrument zur Schaffung neuer Verständnisse und Antworten beim Wiederaufbau der brasilianischen Gesellschaft auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens, im Lichte der Werte und Grundsätze des Evangeliums".

Der Erzbischof von Belo Horizonte erklärte, die brasilianische Parlamentarier sollten sagen, was sie von der Kirche erwarten, und gleichzeitig bereit sein, „sich selbst in Frage stellen zu lassen und zu hören, was die Kirche ihrerseits von ihnen erwartet".

„Verteidigung der Förderung demokratischer Prinzipien“

Er betonte zugleich, dies dürfe nicht als „eine Verschanzung in der Verteidigung von Sektor- und Gruppeninteressen" missverstanden werden. An erster Stelle müssten als Fixpunkte der Soziallehre der Kirche stets das Gemeinwohl, der Sinn für Solidarität und Gleichheit sowie „die Verteidigung der Förderung demokratischer Prinzipien" stehen.

Aktuelle Herausforderungen

Erzbischof de Azevedo erwähnte auch aktuelle Themen, bei denen die Politik besonders gefordert sei. Hier nannte er etwa „die Verschärfung der Probleme durch das Auftreten der Covid-19-Pandemie" und die „gefährliche" Anziehungskraft, die Polarisierung und Extremismus auf die Bürger ausüben und welche oftmals die öffentliche Debatte im Lande bestimmten.

In diesem Zusammenhang seien die katholischen Parlamentarier aufgerufen,  „auf der Grundlage der Werte und Prinzipien der universellen Geschwisterlichkeit" zu handeln. Der Papstbotschafter in Brasilien, Giambattista Diquattro, betonte ganz im Sinne des Schreibens „Fratelli tutti" von Papst Franziskus

„In einer Welt, in der wir alle miteinander verbunden sind, reichen Ordnung und wirtschaftlicher Fortschritt allein nicht aus, und es ist dringend notwendig, dass die Zivilgesellschaft ihre Botschaft der Geschwisterlichkeit, der Integration und des Friedens bekräftigt."

„Es ist dringend notwendig, dass die Zivilgesellschaft ihre Botschaft der Brüderlichkeit, der Integration und des Friedens bekräftigt“

Die Notwendigkeit einer erneuerten und besseren Politik in Brasilien gemäß der Vision des Papstsschreibens „Fratelli tutti" stand auch im Mittelpunkt der Einführungsrede von Senatspräsident Rodrigo Pacheco. Er rief dazu auf, die derzeitige politisch-institutionelle Sackgasse zu überwinden und die starken sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die durch die Covid-19-Krise im Land verschärft wurden, zu verringern. 

Streit um Christus-Statue

Unterdessen spitzt sich offenbar der seit Monaten schwelende Konflikt um die Zuständigkeit für die berühmte Christus-Statue auf dem Corcovado-Berg in Brasilien zu. Die dem Umweltministerium unterstellte Behörde ICMBio habe Mitarbeitern der Erzdiözese von Rio de Janeiro mehrfach den Zugang zu dem Monument verweigert, berichteten örtliche Medien am Freitag. Das Landesparlament spricht angesichts des Streits zwischen Kirche und Behörden von einer Enteignung des der Kirche unterstellten Monuments. Jedes Jahr pilgern mehr als zwei Millionen Besucher zu der „Cristo Redentor" („Christus Erlöser") genannten Statue auf der Spitze des 710 Meter hohen Berges in Rio de Janeiro.

Die Erzdiözese stellte am vergangenen Montag eine Anzeige wegen religiöser Intoleranz gegen ICMBio. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen sei dem von der Erzdiözese eingesetzten Verwalter des Monuments, Padre Omar Raposo, zwei Mal der Zutritt zu dem Monument verweigert worden. So habe am 3. September eine dort geplante liturgische Feier und am 11. September eine Taufe abgesagt werden müssen. Die Behörde ICMBio verübe wiederholt „feindselige Aktionen", so die Kirchenvertreter.

Die Statue steht auf einem rund 500 Quadratmeter großen Grundstück, das der Erzdiözese gehört. Der 1961 eingerichtete Naturpark rundherum wird jedoch von der Behörde verwaltet, die dem Umweltministerium in der Hauptstadt Brasilia unterstellt ist. ICMBio erhebt die Eintrittsgelder für den Park und kontrolliert die Zufahrten zum Monument.

Seit mehr als einem Jahr streiten sich Kirche und Behörde nun bereits um die Verwaltungshoheit über die Statue und die dort angesiedelten Shops und Restaurants. Während ICMBio den Bereich an die Privatwirtschaft abgeben will, besteht die Kirche auf ein 1965 erlassenes Dekret, das ihr die alleinige Zuständigkeit über die Bergspitze garantiert.

(vatican news/kap/kna - sst)

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20. September 2021, 11:27