Religionsforum zum G20-Gipfel: Zeit für Dialog und Heilung
Gleichzeitig, so der Staatspräsident weiter, wachse die Anerkennung des konstruktiven Beitrags von Religionen für Frieden und Kooperation angesichts großer Herausforderungen für die gesamte Menschheit. Botschaften gab es auch von Sloweniens Präsident Borut Pahor, Sri Lankas Premierminister Mahinda Rajapaksa, UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet, dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses Ronald Lauder sowie vom russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I.
G20-Präsidentschaft Italiens
Das Treffen in Bologna wird organisiert von der italienischen G20-Präsidentschaft. Es versammelt rund 370 Religionsführer und Regierungsvertreter, Diplomaten und Experten aus 70 Ländern. Unter dem Motto „Zeit zu heilen“ beraten sie bis Dienstag in 32 Arbeitssitzungen sowohl über die Folgen der Covid-19-Pandemie wie auch über Wunden durch bewaffnete Konflikte, religiöse Verfolgung und den Klimawandel.
Als einer der Teilnehmer bekräftigte am Montag der Augsburger Bischof Bertram Meier die Dialogbereitschaft der katholischen Kirche. Das aufrechte Gespräch mit anderen sei nicht nur pragmatische Notwendigkeit, sondern gehöre zum Wesen der Kirche, so der deutsche Bischof. Schon Papst Paul VI. (1963-1978) habe betont: Ziel des interreligiösen Dialogs sei es, dass Gläubige unterschiedlicher Religionen sich gemeinsam für Religionsfreiheit, Geschwisterlichkeit sowie soziale, kulturelle und staatliche Belange engagieren.
Innerkonfessionelle Bedenken, der eigene Glaube werde relativiert, konterte Meier mit dem Hinweis, bei Dialog gehe es „nicht um Relativismus oder Synkretismus“; markante Unterschiede würden keineswegs verschwiegen. Meier leitet in der Deutschen Bischofskonferenz die für das Thema zuständige Unterkommission.
Im Interview mit Radio Vatikan betonte Bischof Meier, dass er die internationalen und mehrsprachigen Gespräche sehr gut fand. Er habe an vielen Gesprächsrunden teilnehmen können und wolle diese Erfahrung mit nach Deutschland nehmen. Gerade der Synodale Weg könne daraus Vieles lernen, so der Augsburger Bischof. So könne man anhand solcher Gipfeltreffen auch sehen, dass nicht immer Deutschland im Mittelpunkt des Geschehens stehe.
Einen Schwerpunkt des Treffens in Bologna bilden interreligiöse Beratungen zur bevorstehenden UN-Klimakonferenz 2021 (COP 26) im November in Glasgow. An diesen nehmen auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel und die Generalsekretärin von Religions for Peace, Azza Karam, teil.
Gedenkfeier zu den Anschlägen von 1980
Begonnen hatte das Forum am Samstagabend mit einer Gedenkfeier an die über 8.000 Menschen, die seit 1980 bei Anschlägen auf religiöse Gebetsstätten getötet wurden. Darauf nahm auch Papst Franziskus Bezug, als er in seiner Videobotschaft vor einem weltweiten „schädlichen Klimawandel“ bei den Religionen warnte. Um religiösen Fundamentalismus und Gewalt zu begegnen, müsse in allen Kulturen „das religiöse Analphabetentum“ bekämpft werden.
Ziel des „G20 Interfaith Forum“, so EU-Parlamentspräsident David Sassoli bei der Eröffnung am Sonntag, sei es auch, Ideen und Hoffnungen auszutauschen. Man wolle bekräftigen, dass „Begegnung und gegenseitiges Verständnis wesentliche Elemente sind, um das Leben der Menschen zu verbessern“. In der Hinsicht könne Europa „der ganzen Welt zu einem friedlichen Zusammenleben verhelfen“.
Am Dienstag wurden unter anderem Reden von Ministerpräsident Mario Draghi sowie Bolognas Erzbischof, Kardinal Matteo Zuppi, erwartet. Enden soll der Religionsgipfel von Bologna mit einem an die G20-Länder gerichteten Dokument. Dieses, so Sassoli, werde nur drei gemeinsame Verpflichtungen enthalten: „Wir werden uns nicht gegenseitig umbringen. Wir werden uns gegenseitig retten. Wir werden einander verzeihen.“
(kna – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.