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Ein Junge im Südsudan transportiert mit einem Eselskarren Wasser in einem Flüchtlingscamp Ein Junge im Südsudan transportiert mit einem Eselskarren Wasser in einem Flüchtlingscamp 

Südsudan: Nicht nur von Frieden reden, sondern Taten folgen lassen

Die Kriegsparteien im Südsudan sollten nicht nur über Frieden reden, sondern müssen auch Taten folgen lassen. Das betonte der südsudanesische katholische Bischof Erkolano Lodu Tombe während der Heiligen Messe in der Christkönigskathedrale der Diözese Yei.

„Unser Mund ist voll von dem Wort Frieden, aber unsere Handlungen sind voller Gräueltaten und fehlendem Frieden“, so der Bischof in seiner Predigt. Er wies darauf hin, dass das Versäumnis, den Worten Taten folgen zu lassen, „uns alle in diesem Land wahrscheinlich zu Lügnern macht. Wir alle reden von Frieden und wir wollen Frieden, aber was wir erleben, ist Krieg, Unsicherheit und kein Frieden“. Dies sei „schmerzhaft“ für die kirchlichen Führungspersönlichkeiten. „Wir appellieren an Sie, über Frieden zu sprechen, zu arbeiten und Frieden zu schaffen“, betonte der südsudanesische Bischof, der seit November 1986 an der Spitze der Diözese Yei steht, an die Adresse der Konfliktparteien.

In seiner Predigt während der Eucharistiefeier am 19. September rief Bischof Tombe auch die Sicherheitskräfte zur Ehrlichkeit auf: „Unsere Soldaten, Polizisten und bewaffneten Gruppen, alle, lasst uns ehrlich sein und nicht lügen; wir wollen Frieden, wir reden von Frieden, und wir führen Krieg.“

Interessen der Bürger über Eigeninteressen stellen

Bei der gleichen Messe forderte auch der Generalsekretär der Diözese Yei, Emmanuel Lodongo Sebit, von den Verantwortlichen, die Interessen der Bürger über ihre eigenen zu stellen.

Mit Blick auf die jüngste Pastoralbotschaft der katholischen Bischöfe im Südsudan sagte Pater Sebit: „Wir müssen Diener in unserer Führung sein, Diener in unseren Familien als Vater und Mutter, Diener in unseren Gemeinschaften als Älteste und Häuptlinge.“

Von Regierungsvertretern, einschließlich „(Staats-)Gouverneuren, Ministern, Kommissaren und dem Präsidenten“, werde erwartet, „dass sie mit gutem Beispiel vorangehen; nicht der Diener, der zuerst an sich selbst denkt oder an die kleine Clique von Leuten, die ihn unterstützen.“

In ihrem am 15. September veröffentlichten Hirtenbrief hatten die Mitglieder des Sekretariats der katholischen Bischöfe des Südsudan (SSCBS) die Notwendigkeit eines echten Friedens im Land unterstrichen und dem Gebrauch von Gewalt zur Erreichung der eigenen Ziele eine Absage erteilt.

Eine schwierige Situation

Der Südsudan wird seit Jahren von gewaltsamen Konflikten erschüttert. Nach Erlangung der Unabhängigkeit vom Sudan am 9. Juli 2011 schien eine positive Ära für das jüngste Land der Welt anzubrechen. Doch seit im Dezember 2013 die politischen Auseinandersetzungen zwischen Präsident Salva Kiir und seinem damals einzigen Vizepräsidenten Riek Machar in der südsudanesischen Hauptstadt Juba in Gewalt umschlugen, sind die Menschen in dem ost- und zentralafrikanischen Land mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert.

Der gewaltsame Konflikt zwischen den beiden Regierungsparteien breitete sich auch auf andere Teile des Landes aus, darunter insbesondere auf die Gegenden Bentiu und Bor, und führte zur Vertreibung von Hunderttausenden von Menschen „in nur einem Monat des Konflikts“, berichtet Mercy Corps, eine weltweit tätige humanitäre Hilfsorganisation, die in Übergangskontexten tätig ist.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation hat der Südsudan, in dem mindestens 3,7 Millionen Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden sind, die drittgrößte Flüchtlingskrise nach Syrien und Afghanistan zu bewältigen.

Zahlreiche Binnenvertriebene

Im Laufe des jahrelangen Bürgerkriegs wurden einige Friedensabkommen unterzeichnet, darunter insbesondere im September 2018 das wiederbelebte Abkommen zur Konfliktlösung im Südsudan (R-ARCSS).

Die Friedensvereinbarungen wurden wiederholt verletzt, und die Lage im jüngsten Staat der Welt ist nach wie vor äußerst instabil, da es immer wieder zu Gewaltausbrüchen kommt, die teilweise durch Konflikte zwischen den Volksgruppen ausgelöst werden.

Papst Franziskus hat in der Vergangenheit immer wieder seinem Willen Ausdruck verliehen, den Südsudan als Zeichen der Verbundenheit und zur Förderung des Friedens zu besuchen. Bislang war dies aus Sicherheitsbedenken jedoch nicht möglich gewesen. Am 11. April 2019 hatte er die politischen und religiösen Führer des Landes zu einem Einkehrtag und zu gemeinsamen Gebet um Frieden in den Vatikan eingeladen. Dabei kniete Franziskus vor den Machthabern nieder und küßte in einer aufsehenerregenden Geste ihre Füße, während er sie um ihren Einsatz für Frieden bat.

(aciafrica - cs)

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23. September 2021, 12:59