Australien: Nachdenklichkeit und Kritik bei Nationalkonzil
In einer nachdenklichen Predigt zog Brisbanes Erzbischof Mark Coleridge eine erste Bilanz der Versammlung, die den Weg zu einer Reform der Kirche bereiten soll. Am Ende dieser „außergewöhnlichen Woche“ fühle man sich „erleichtert, sogar leicht überrascht, denn so vieles hätte schiefgehen können“, sagte Coleridge laut dem auf der Website des Konzils veröffentlichten Predigttext.
Er sei zufrieden, weil die Versammlung „echte Früchte hervorgebracht“ habe, und „gespannt, was zwischen jetzt und der zweiten Versammlung passiert“.
„Gärungsprozess“
Der Erzbischof sprach von einem „Gärungsprozess“, in dem sich die gemeinsamen Überlegungen in den kommenden Monaten „intensiv fortsetzen“ würden. Die „in der ersten Versammlung ausgesäten Samen“ könnten dann in Sydney „endlich Früchte tragen und uns gut rüsten... für die lange Phase der Umsetzung ihrer Entscheidungen“.
Das sogenannte Plenarkonzil ist das fünfte in der Geschichte der katholischen Kirche in Australien und das erste seit 1937. Aufgrund der Corona-Pandemie musste sein Beginn mehrfach verschoben werden; auch jetzt tagten die Delegierten nur virtuell und multimedial. Die zweite Vollversammlung der 280 Teilnehmer soll vom 4. bis 9. Juli 2022 in Sydney stattfinden.
Kritischer äußerte sich John Warhurst, Vorsitzender des Netzwerks „Besorgte Katholiken“. Er nannte die erste Vollversammlung einen „ersten kleinen Schritt hin zu dringenden Veränderungen“. Bei der nächsten Versammlung müssten die „Themen der wirklichen Welt“ wie die Rolle von Frauen, Führung der Kirche und Transparenz deutlicher angesprochen werden, sagte Warhurst am Sonntag. Der wichtige Prozess bis Juli müsse „viel transparenter und integrativer sein als der Prozess hinter verschlossenen Türen, der die Tagesordnung für die erste Vollversammlung geprägt“ habe.
Ein weiterer Teilnehmer, Francis Sullivan, kritisierte in der Erklärung der „Besorgten Katholiken“, dass sich die 17.500 Eingaben an das Nationalkonzil aus der zweijährigen Konsultativphase kaum in der Tagesordnung widergespiegelt hätten. „Die Mitglieder mussten ziemlich von vorn anfangen und eigene Ideen einbringen“, sagte Sullivan, der ehemalige Leiter des von der Bischofskonferenz für die Zusammenarbeit mit der staatlichen Missbrauchskommission geschaffenen „Rates für Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung“.
(kna – sk)
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