Haiti: Umliegende Staaten fordern Entwaffnung
Haiti ist aktuell mit mehreren Katastrophen konfrontiert: Die immer noch ungeklärte Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli, ein tödliches Erdbeben im August, das Tausende von Menschen obdachlos machte, und eine Welle von Entführungen, die Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zum Ziel haben und diese Woche zu einem Generalstreik führten.
Gedanken über Lösungen für das krisengeplagte Land machen sich auch die umliegenden Staaten, die nicht zuletzt stark von Migrationsbewegungen, die von Haiti ausgehen, betroffen sind. In einer gemeinsamen Erklärung regten die Präsidenten von Panama, Costa Rica und der Dominikanischen Republik laut einem Bericht der Tageszeitung „Listin Diario“ vom Donnerstag eine umfassende Entwaffnung im Karibikstaat an. In einer ersten Reaktion begrüßte auch der dominikanische Bischof Jesus Castro Marte aus der Diözese Higüey den Vorstoß.
Mittel zur Unterstützung der Menschen in dem Land, das als das ärmste in der westlichen Hemisphäre gilt, seien zwar grundsätzlich vorhanden, man könne die Menschen jedoch nicht erreichen, weil kriminelle Banden die Straßen kontrollierten, erklärte der haitianische Bischof Ogé Beauvoir die Schwierigkeit humanitärer Bemühungen gegenüber „CBS news“.
Geiselnehmer fordern Lösegeld
Haiti erhielt zuletzt erhöhte mediale Aufmerksamkeit, weil sich aktuell sechzehn Amerikaner und ein Kanadier, Mitglieder einer in der USA ansässigen Missionsgruppe, in Geiselhaft befinden. Sie waren zusammen mit ihrem haitianischen Fahrer am Samstag entführt worden.
Wilson Joseph, der Chef der berüchtigten haitianischen Bande „400 Mawozo“, die der Entführung beschuldigt wird, drohte in einem Video mit der Ermordung der Geiseln, sollte man das geforderte Lösegeld nicht erhalten. Anfang der Woche hieß es von Seiten der haitianischen Regierung, die Bande fordere eine Millionen Dollar Lösegeld für jeden der Entführten, wobei zunächst nicht klar war, ob dies auch für die fünf Kinder der entführten Gruppe gilt, darunter ein acht Monate altes Baby.
US-Regierung um Freilassung bemüht
Die US-amerikanische Regierung bekräftigte, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die gekidnappten Personen zu befreien. Vertreter des Außenministeriums und des FBI würden sich dazu derzeit in Haiti aufhalten, sagten US-Beamte diese Woche. Dass die US-Regierung das geforderte Lösegeld bezahlt, scheint unwahrscheinlich. Bisher verfolgten die Vereinigten Staaten immer eine strikte Politik, kein Lösegeld für Geiseln zu zahlen, um nicht mehr Amerikaner dem Risiko der Geiselnahme auszusetzen und den Terrorismus zu finanzieren, wie es heißt.
Polizeichef trat zurück
Inmitten dieser schwierigen Lage entschied sich der haitianische Polizeichef Leon Charles seinen Posten zu räumen. Er war für seine Ermittlungen im Mordfall an dem Ex-Präsidenten und seine Unfähigkeit, die Bandenkriminalität wirksam zu bekämpfen, in der Kritik gestanden. Ein neuer Polizeichef ist mit Frantz Elbe schon gefunden.
(diverse – gh)
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