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Indigene bei einem Protest gegen die Regierung im Mai 2021 Indigene bei einem Protest gegen die Regierung im Mai 2021 

Kolumbien: Indigene fordern Schutz „unserer gemeinsamen Heimat“

In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Führer der größten indigenen Gruppen Kolumbiens die „Erhaltung, Bewahrung und den Schutz unserer gemeinsamen Heimat“, dem Amazonasgebiet.

In dem Dokument, das die indigenen Führer nach einem gemeinsamen - vom Regionalbüro für Sozialpastoral im Südosten Kolumbiens organisierten - Treffen veröffentlichten, weisen sie auf die Gefahren hin, die dem Amazonasgebiet und damit der Heimat vieler Stämme drohen. Das vermehrte Eindringen öffentlicher sowie privater Akteure und Bergbauunternehmen verursache schwere Umweltschäden, die zu einem Ungleichgewicht und zum Verlust von Leben führten, nicht nur bei den indigenen Völkern, sondern im gesamten Ökosystem, heißt es. „Wir indigenen Völker des kolumbianischen Amazonasgebietes bringen daher, als Verteidiger und Bewahrer des Lebens, unsere große Besorgnis zum Ausdruck und fordern Räume für Konsultationen, um Dialoge zu führen, die zum Verständnis, zur Bewahrung und zum Erhalt unseres gemeinsamen Hauses führen".

Indigene in Kolumbien haben immer wieder mit Vertreibung von ihren Ländereien zu kämpfen. Der Grund: Die Indígenas leben oft in abgelegenen Regionen Kolumbiens, die wegen ihrer Bodenschätze begehrt sind: Entweder lagern Kohle und Erdgas unter der Erde, oder es herrschen beste Bedingungen für den Anbau von Koka, Zuckerrohr oder Ölpalmen.

Fünf Forderungen

Konkret richten die Indigenen-Führer fünf Forderungen an die Politik: Der Staat müsse die indigenen Völker schützen und ihnen ein würdiges Leben garantieren. Die Gebiete der indigenen Völker des Amazonas müssten respektiert und die Autonomie der indigenen Völker anerkannt werden. Der Lebensraum im Amazonasgebiet müsse geschützt und die Kontinuität der kulturellen Traditionen für jedes im kolumbianischen Amazonasgebiet lebende indigene Volk gewährleistet werden.

Unterstützt werden die Indigenen von kirchlichen und anderen Hilfsorganisationen. Im Vatikan wurde etwa 2019 eine Bischofssynode zum Amazonas-Gebiet durchgeführt; Papst Franziskus hat mehrfach zum Schutz der indigenen Völker in dem Gebiet gemahnt. In dem Schreiben aus Kolumbien bitten die Vertreter der indigenen Völker alle kirchlichen Instanzen, „weiterhin Unterstützung bei der Verteidigung der indigenen Völker und bei der Pflege und dem Schutz des gemeinsamen Hauses zu suchen".

Gesellschaftlicher Beitrag indigener Völker unterschätzt

In Kolumbien sind zirka 3,4 Prozent der Bevölkerung Indigene. Obwohl dieser Anteil deutlich geringer als in Ländern wie Bolivien oder Guatemala (rund 40 Prozent) ist, zeigt die indigene Bewegung im Land eine verhältnismäßig starke Präsenz auf nationaler und internationaler Bühne. Kolumbien ist überdies das einzige Land in Lateinamerika, in dem es eine Quotenregelung für indigene Politiker im nationalen Parlament gibt. Indigene im Land sind jedoch nach wie vor mit starkem Rassismus und Verachtung konfrontiert. Teile der Bevölkerung werfen den Indigenen vor, sie seien vermehrt am Drogenhandel beteiligt. Rund neun Prozent der Anbaugebiete für Koka des Landes sollen einer Studie des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung zufolge in indigenen Territorien liegen. Dazu kommt, dass die meisten Indigenen Subsistenzwirtschaft betreiben, also Nahrung nur für den eigenen Gebrauch anbauen, und damit keinen wirtschaftlichen Beitrag leisten. Andererseits profitieren sie dadurch nicht von den wirtschaftlichen und politischen Fortschritten im Land.

Dennoch wehren sich die Indigenen-Führer gegen die Annahme, die Indigenen würden nichts Bedeutendes leisten: „Für die Regierung sind wir zwar keine Region, in der Geld verdient wird, und wir produzieren wirtschaftlich nichts, aber wir garantieren der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Regierung das Wichtigste und Wertvollste: das ‚Leben', den Schutz der Schöpfung und den Frieden für das ganze Land, die Welt und die zukünftigen Generationen“.

(fides – gh)

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20. Oktober 2021, 12:45