Libanon: Maronitischer Patriarch verurteilt Gewalt in Beirut
Am Donnerstag hatte es schwere Zusammenstöße in Beirut gegeben, bei denen mindestens sieben Menschen starben und mehr als 30 verletzt wurden. Kardinal Raï sprach am Sonntag in seiner Predigt den Familien der Opfer sein Beileid aus und mahnte zu Friedfertigkeit und Achtung der Justiz: „Wir müssen die Justiz von politischer Einmischung und sektiererischem Aktivismus befreien und ihre Unabhängigkeit nach den Prinzipien der Gewaltenteilung respektieren", forderte der maronitische Patriarch. Gewalt oder Drohungen seien keine Handlungsoption in einer Demokratie. Konkret warb er auch für religionsübergreifenden Dialog: „Die libanesische Jugend ist nicht für den Krieg geschaffen, sondern für die Brüderlichkeit [...]. Junge Christen sind eingeladen, die Wahrheit über den Islam, seinen Glauben und seine Werte kennen zu lernen, und junge Muslime sind eingeladen, das wahre Wesen des Christentums, seinen Glauben und seine Werte kennen zu lernen. Das Zusammenleben ist die Seele des Libanon, seine Besonderheit und seine Mission, die Essenz der kulturellen und religiösen Vielfalt in der Einheit", betonte Kardinal Raï .
Unter Hinweis auf den friedlichen Aufstand vom 17. Oktober 2019, der von dem Bestreben geprägt war, konfessionelle und kommunale Besonderheiten zu überwinden, rief der Patriarch die Libanesen auf, ihren Wunsch nach Veränderung nicht mit Gewalt sondern an der Wahlurne bei den nächsten Parlamentswahlen im Mai 2022 zu bekunden.
Hintergrund
Grund der gewaltsamen Auseinandersetzung sind Streitigkeiten über die Aufklärung der verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut vom August 2020. Bei einer Demonstration gegen den mit den Ermittlungen beauftragten Richter Tarek Bitar hatten am Donnerstag Scharfschützen auf die Menschen geschossen. Es kam auch zu einem Feuergefecht zwischen Unterstützern der von den schiitischen Bewegungen Hisbollah und Amal organisierten Kundgebung und den Heckenschützen. Die genauen Hintergründe des Gewaltausbruchs sind jedoch unklar.
Kadinal Raï rief die Regierung zu einem Treffen auf, um die Autorität des Staates zu bekräftigen, wobei er auch die vorrangige Rolle der libanesischen Armee bei der Wahrung der Sicherheit betonte. Er verurteilte explizit das „Eingreifen jeglicher anderer Kräfte, die den zivilen Frieden im Lande verletzen".
Der Metropolit von Beirut, Bischof Elias Audi, dessen Wort in griechisch-orthodoxen Kreisen maßgebend ist, rief seinerseits die Verantwortlichen auf, „die Autorität des Staates wiederherzustellen und durchzusetzen", damit das Land „wahre Unabhängigkeit" erlangt. Auch Bischof Audi verurteilte die tödlichen Kämpfe vom Donnerstag, die die Libanesen an den Beginn des Bürgerkriegs erinnerte. Er betonte, dass Land sei nicht bereit „diesen Krieg erneut zu erleben".
Papst Franziskus' initiierte Libanon-Gebetstag
Papst Franziskus hatte erst im Sommer mehrere Kirchenführer zu einem Gebetstag für den Libanon im Vatikan eingeladen. Zehn Kirchenführer tauschen sich dabei zunächst zur Lage in dem Land aus, das einfach nicht mehr zu Ruhe kommt. Das Treffen endete mit einem gemeinsamen Gebet.
(asianews/diverse - sst)
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