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In vielen Regionen der Welt fehlt es an Grundnahrunsmitteln In vielen Regionen der Welt fehlt es an Grundnahrunsmitteln 

Rückschritte bei Hungerbekämpfung

Die „Welthungerhilfe“ hat den diesjährigen „Welthunger-Index“ veröffentlicht. Dieser zeichnet ein düsteres Bild: Die Hungerkrise hat sich verschärft, 41 Millionen Menschen leben am Rand einer Hungersnot.

Am Samstag ist Welternährungstag, eine Gelegenheit auf eines der nach wie vor dringlichsten Probleme der Welt aufmerksam zu machen: Hunger. Laut dem UN-Welternährungsprogramm gehen jeden Tag 700 Millionen Menschen, also acht Prozent der Weltbevölkerung, mit leerem Magen ins Bett.

„Welthunger-Index“: 41 Millionen leben am Rande einer Hungersnot

Ähnlich gravierende Zahlen präsentiert der „Welthunger-Index 2021“, der von der „Welthungerhilfe“ veröffentlicht wurde. Der „Welthunger-Index“ untersucht die Ernährungslage in 128 Ländern und bewertet die Hungerlage in den Ländern auf einer Skala von 1-50 anhand von vier Kriterien: dem Anteil der Menschen, die ihren Kalorienbedarf nicht decken können, dem Anteil von Kindern unter fünf  Jahren, die ein zu niedriges Gewicht in Bezug auf die jeweilige Größe haben, dem Anteil der Kinder unter fünf Jahren, die eine zu geringe Körpergröße in Bezug auf das jeweilige Alter haben und der Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren.

41 Millionen leben laut dem Bericht am Rande einer Hungersnot. Besonders dramatisch ist die Lage in Somalia, das das einzige Land ist, in dem die Lage vom WHI als gravierend eingestuft wird. In den fünf Ländern Zentralafrikanische Republik, Tschad, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar und Jemen ist die Hungersituation sehr ernst, in vier weiteren Ländern – Burundi, Komoren, Südsudan und Syrien – zumindest vorübergehend sehr ernst. Für 31 Länder wird das Ausmaß an Hunger als ernst und für weitere sechs Länder vorläufig als ernst eingestuft.

Rückschritte bei Hungerbekämpfung

Tatsächlich hat die globale Hungerbekämpfung deutliche Rückschläge einstecken müssen. Zahlen dazu liefert das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen: Während die Anzahl der Menschen, deren gewöhnliche Ernährungszunahme nicht zur Beibehaltung eines normalen, aktiven und gesunden Lebens reicht, in den letzten Jahren immer zirka um 600 Millionen gelegen ist, ist diese im Jahr 2020 auf 768 Millionen deutlich gestiegen. Auch der Welthunger-Index bestätigt die deutlichen Rückschritte bei der Hungerbekämpfung.

Pandemie, Konflikte und Klimawandel als Hungertreiber

Die Gründe dafür sind vielfältig, Hauptursache dürfte jedoch die Coronapandemie sein. Diese verursachte wirtschaftliche Krisen und sorgte für eine finanzielle Fokussierung auf die Pandemiebekämpfung. Wichtige Mittel fehlten daher häufig an anderer Stelle. Außerdem brachte die Pandemie Bewegungseinschränkungen und Krankheit mit sich, die die Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Arbeitskräfte einschränkten und steigende Lebensmittelpreise nach sich zogen. Darüber hinaus wurden aufgrund der Pandemie Angebote medizinischer Leistungen wie Impfungen, Behandlungen von Fehlernährung und Schwangerschaftsbetreuungen weniger in Anspruch genommen, was ebenfalls Fehlernährung befeuerte.

Ebenso dürfte eine Zunahme von Konflikten in den letzten Jahren einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verschärfung der Hungerkrise geleistet haben. Denn in acht von zehn Ländern mit einer sehr ernsten oder gravierenden Hungersituation sind es Konflikte, die maßgeblich zum Hunger beitragen, zeigt der „Welthunger-Index“. „Mehr als die Hälfte aller unterernährten Menschen lebt in Ländern, die von Gewalt, Konflikt und Fragilität geprägt sind. Wo Krieg herrscht, werden Ernten, Felder und wichtige Infrastruktur zerstört. Die Menschen verlassen ihre Dörfer aus Angst vor Kämpfen und Übergriffen und sind auf humanitäre Hilfe zum Überleben angewiesen. Wo Hunger und Armut herrschen, nehmen aber auch Konflikte zu“, erläutert Marlehn Thieme, Präsidentin der „Welthungerhilfe".

Zu den größten Hungertreibern zählen außerdem auch der Klimawandel und infolge vermehrt auftretende Wetterextreme.

Krisenherde Afrika und Südasien

Die kritischsten Hungerlagen weisen im „Welthunger-Index“ Afrika südlich der Sahara und Südasien auf, die im Index auf ähnliche Werte kommen (27,1 beziehungsweise 26,1). Diese Hungerwerte gelten als ernst, während Europa und Zentralasien, Lateinamerika und die Karibik, Ost- und Südostasien sowie Westasien und Nordafrika jeweils eine niedrige oder mäßige Hungersituation aufweisen. Im Jahr 2000 war Afrika noch deutlich schlechter als Südasien gelegen, konnte jedoch seither in allen vier Kategorien Fortschritte erzielen. In Südasien stagnierte wiederum seither der Anteil der Menschen, die ihren Kalorienbedarf nicht decken konnten, während sich der Anteil der Kinder erhöhte, die ein zu niedriges Gewicht für ihre Größe hatten.

Lösungen gefordert

Um die Hungerkrise in den Griff zu bekommen, brauche es auch Lösungen in den Krisen, die den globalen Hunger maßgeblich vorantreiben, erklärt Mahrlen Thieme. Also auch mehr Einsatz beim Thema Klimaschutz: „Die Klimakrise ist eine Frage der Gerechtigkeit. Daher brauchen wir auf der anstehenden Klimakonferenz im November in Glasgow klare und verbindliche Ziele für die Reduzierung des CO-2-Ausstoß sowie finanzielle Unterstützung für die Förderung von Klimaresilienz.“ Außerdem sei die Lösung von Konflikten maßgeblich, wie sie betont: „Wir brauchen tragfähige politische Konfliktlösungen und eine Stärkung des Rechts auf Nahrung. Der Einsatz von Hunger als Kriegswaffe muss endlich konsequent sanktioniert werden. Darüber hinaus benötigen wir flexible Finanzierungsmodelle, die die Wechselwirkung von Ernährung und Frieden stärker in den Blick nehmen“.

(pm – gh)

 

 

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14. Oktober 2021, 14:36