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Covid-Abteilung in einem Krankenhaus im russischen Oryol Covid-Abteilung in einem Krankenhaus im russischen Oryol 

Russland: Bischof berichtet über Corona-Lage

In Russland steigen die Corona-Neuinfektionen. Die Behörden meldeten mit 1.159 Toten einen neuen Tageshöchstwert. Zur Eindämmung gibt es seit diesem Donnerstag in Moskau einen strickten Lockdown. Es falle vielen Russen schwer, mit dieser Situation zurechtzukommen, sagt Bischof Clemens Pickel der südrussischen Diözese St. Clemens gegenüber dem Domradio.

Die Krankenhäuser in Russland kämen an ihre Belastungsgrenze. Die Klinikbetten für Corona Patienten seien bereits zu 90 Prozent belegt. Jeder zehnte Patient befinde sich in einem ernsten Zustand, der Staat versuche die Lage mit Finanzspritzen und arbeitsfreien Tagen in den Griff zu bekommen, das heißt also wieder Lockdown in Russland.

Bischof Clemens Pickel des südrussischen Bistums St. Clemens sagt, es sei ein großes Problem, dass viele Leute nicht geimpft seien. „Also zwei Drittel der Russen sind noch ungeimpft und das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit von steigenden Coronazahlen jeden Tag sehr groß ist“, fügt er an.

Vorsicht und Misstrauen

Zur Ursache der niedrigen Impfquote meint Bischof Pickel: „Soweit ich verstehe, sind die Leute vorsichtig und sagen, dass sich natürlich alles noch in dieser Erprobungsphase befindet. Deshalb hat man kein Vertrauen auf Sachen, die nicht zu Ende geprüft sind. Vielleicht liegt es auch daran, weil die Impfung kostenlos angeboten wird. Da sagen sich viele, dass da nichts Gutes dran sein könnte, wenn die Impfung kostenlos angeboten wird, oder die Leute haben das Gefühl, sie schaffen das auch so.“

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„Ich habe einen persönlichen Brief geschrieben an unsere Gemeinden und die Leute gebeten keine Angst zu haben“

Als Kirche und als Seelsorge würde er und die Gläubigen Leute kennen, die die schwer betroffen seien. Auf diese Weise hätten sie „eine ganz andere Geschichte“ und hätten deshalb Vertrauen in die Impfung. „Ich habe einen persönlichen Brief geschrieben an unsere Gemeinden und die Leute gebeten keine Angst zu haben“, so Bischof Pickel.

Bischof Clemens Pickel
Bischof Clemens Pickel

Auch ärmere Menschen und vor allem in den Dörfern sei dennoch die wenig Vertrauen in die Impfstoffe zu sehen, stellt der Bischof fest:

Krankenhaus ohne Corona-Test und Behandlung

„Ich kann ihn Beispiel erzählen: eine junge Mutter mit 34 Jahren und vier Kindern ist schon schwer krank. Alles deutet auf Corona hin. Der Mann hat auch schon Fieber. Sie rufen an und der Arzt kommt nicht. Zwei Tage kommt kein Arzt da draußen ins Dorf, dann setzt sich der fieberkranke Mann ins Auto und bringt seine Frau in die Stadt, 50 Kilometer ins Krankenhaus. Da steht er stundenlang an zum Röntgen, ohne Corona-Test oder so. Am Ende wird geröngt und dann wird sie nach Hause geschickt, weil sie nur auf einer Seite Lungenentzündung hat. In der Nacht bekommt sie Bluthusten. Der Mann fährt sie mit letzter Kraft wieder zum Krankenhaus und glücklicherweise wurde sie sodann aufgenommen, aber nicht behandelt. Da haben wir versucht rauszufinden, was man denn noch machen muss, damit die Frau endlich behandelt wird. Es geht alles so schnell, wenn das Virus erstmal drin ist, in der Lunge. Und dann sagt uns die Ärztin, was wir brauchen. Dann haben wir die Medikamente gesucht in verschiedenen Apotheken. Wir haben jene gekauft, die gebraucht wurden und dann war die Ärztin nicht mehr da, denn sie war dann selbst krankgeschrieben.“

Maßnahmen

Jeden Tag sterben im Land um die 1.000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, hatte Präsident Wladimir Putin vom 30. Oktober bis zum 7. November eine arbeitsfreie Phase angeordnet. In dieser Zeit sollen die meisten staatlichen Organisationen und privaten Unternehmen ihren Betrieb einstellen. Die meisten Geschäfte sowie Kindergärten, Schulen, Fitnessstudios und die meisten Unterhaltungseinrichtungen werden geschlossen.

(domradio - mg)

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28. Oktober 2021, 13:03