US-Regierung: Freilassung entführter Missionare hat Priorität
Washington stehe in Kontakt mit haitianischen Behörden. Entführungen in Haiti seien im Allgemeinen nicht so brutal wie die von Terrororganisationen im Nahen Osten, dennoch werde der Fall mit höchster Dringlichkeit angegangen, hieß es von Seiten der Regierung. In Haiti selbst folgten unterdessen am Montag (Ortszeit) zahlreiche Menschen dem Aufruf zu einem Generalstreik gegen die wachsende Kriminalität und Gewalt im Land. Zahlreiche Geschäfte in der Hauptstadt Port-au-Prince blieben Medienberichten zufolge geschlossen.
Missionare in Haiti entführt
Die 17 mennonitischen Missionare - davon 16 US-Staatsbürger und ein Kanadier - befanden sich nach Angaben der in Ohio ansässigen Hilfsorganisation am Samstag auf dem Weg zurück vom Bau eines Waisenhauses, als Mitglieder der Gang „400 Mawozo" sie entführten. Das Portal „Diario Libre" berichtete, die bewaffnete Gruppe habe die Missionare in Ganthier entführt. Eine der Geiseln soll noch minderjährig sein. Die Gruppe „400 Mawozo" soll bereits in der Vergangenheit für zahlreiche Entführungen verantwortlich gewesen sein, unter anderem für eine Geiselnahme katholischer Geistlicher im April.
Aufruf zu Gebet
In einer Stellungnahme riefen die „Christian Aid Ministries" zu Gebeten für die Entführten auf. „Wir suchen Gottes Führung für eine Lösung, und die Behörden suchen nach Wegen, um zu helfen." Nach Informationen der „Washington Post" hatte sich ein entführter Missionar über den Messenger-Dienst WhatsApp aus der Gefangenschaft gemeldet. „Wir wissen nicht, wohin sie uns bringen", hieß es demnach in der Botschaft. Über Lösegeldforderungen war zunächst nichts bekannt.
Zunahme an Geiselnahmen in Haiti beobachtet
Das „Zentrum für die Untersuchung der Menschenrechte" (CARDH) beobachtete in diesem Jahr eine dramatische Zunahme an Geiselnahmen in Haiti. Allein im September seien 117 Entführungen gezählt worden. Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der Entführungen damit auf 628 Fälle an. Auch Geistliche werden immer wieder Ziel von Attacken. Jüngst wurde ein katholischer Priester Opfer eines Raubmordes. Die Haiti-Expertin der Universität von Kalifornien in Irvine, Amy Wilentz, sagte, Amerikaner würden in Haiti in der Regel als „Luxusziele" angesehen, da sie hohe Lösegelder versprächen.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und wurde zuletzt immer wieder durch Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Wirbelstürme verwüstet. Zudem steckt das Land nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Juli in einer schweren politischen Krise.
(kap/kna – gh)
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