Afrika: „Heute schämen wir uns für unsere Kirche“
Was eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich für Frankreich geleistet habe (der sogenannte Sauvé-Bericht), lasse sich nicht auf Afrika übertragen. Zum einen sei die Lage in den 54 Staaten Afrikas zu unterschiedlich; zum anderen fehlten schlicht die Mittel zu einer derart breiten Erhebung.
Joulain äußerte sich am Rand einer Tagung französischer Ordensleute in Lourdes. Ähnlich wie kurz zuvor die französische Bischofskonferenz beschäftigten sie sich mit der Frage, welche Konsequenzen aus dem Anfang Oktober vorgestellten Sauvé-Bericht zu ziehen seien. Der Bericht hatte schockierende Zahlen zu Kindesmissbrauch im kirchlichen Bereich genannt.
„Wir haben zulange geschwiegen und gewartet, dass der Sturm vorüberzieht“, sagte die Superiorin Veronica Openibo, eine Nigerianerin, gegenüber „La Croix“ von diesem Freitag. „Heute schämen wir uns für unsere Kirche und unsere scheinheiligen Gemeinschaften.“
Anders als in Frankreich, wo vor allem Jungen und männliche Jugendliche sexuell missbraucht wurden, trifft sexueller Missbrauch in Afrika in der Regel Mädchen und junge Frauen. Das ergaben die Beiträge eines Runden Tischs in Lourdes. Immer wieder würden auch Ordensfrauen von Priestern missbraucht. „Wir haben dazu geschwiegen und die Kriminellen gedeckt“, so Schwester Openibo.
Auch Joulain, der häufig Ordensgemeinschaften in ganz Afrika besucht, spricht davon, dass es „sexuelle Aggressionen von Priestern und Bischöfen gegen junge Frauen oder Ordensfrauen“ gebe. „Es gibt in diesem Bereich eine institutionelle Lüge.“ Junge Frauen oder Novizinnen würden manchmal dazu aufgefordert, sich „einen priesterlichen Protektor“ zu suchen, um ihre Studien zu finanzieren. Das sei nichts anderes als „eine geheiligte Prostitution“, so der Missionar. Umso wichtiger sei eine gute Ausbildung für Ordensfrauen, damit sie Klerikern selbstbewusst gegenübertreten könnten.
(la croix – sk)
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