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Giacaman in seiner Werkstatt Giacaman in seiner Werkstatt 

Betlehem: Mit den Pilgern kommt die Hoffnung zurück

Die Grenzen und die Flughäfen sind jetzt wieder offen: Nicht nur organisierte Gruppen, sondern auch einzelne Pilger können jetzt wieder nach Israel einreisen, wenn sie vollständig gegen Corona geimpft oder davon genesen sind. Mit den Pilgern kommt die Hoffnung zurück - auch nach Betlehem in den palästinensischen Autonomiegebieten.

Andrea del Bussolo - Vatikanstadt

Die Christen in der Geburtsstadt Jesu haben harte Zeiten hinter sich. Ihre Arbeitsplätze hängen vom Pilgerbetrieb ab: Sie arbeiten in den Hotels, als Reiseführer, als Krippenschnitzer oder Rosenkranz-Verkäufer. Dass ein Jahr und neun Monate lang nicht ein einziger Reisebus mit Touristen oder Pilgern durch alle Sperren hindurch nach Betlehem kam, war für die Menschen dort ein schwerer Schlag.

„Ja, wir sehen allmählich wieder eine gewisse Bewegung von Pilgern aus verschiedenen Teilen der Welt!“ Das sagt uns Robert Giacaman, der zusammen mit drei Brüdern einen Handwerksbetrieb für religiöse Gegenstände, Krippen und Figuren leitet. „Es sind zwar bisher nur kleine Gruppen, die nach Bethlehem kommen, um die Geburtsbasilika zu besuchen. Aber nach all dieser Zeit ohne Pilger, in der die Stadt menschenleer war, bringt es neue Hoffnung, unsere Brüder zu sehen, die aus der ganzen Welt kommen, um ihren Glauben mit uns zu teilen.“

Der Krippenplatz: Links die Geburtsbasilika, rechts das Gebäude, in dem sich Giacamans Werkstatt befindet
Der Krippenplatz: Links die Geburtsbasilika, rechts das Gebäude, in dem sich Giacamans Werkstatt befindet

Ohne Touristen arbeitet nicht mal der Gemüseverkäufer

Der 53-Jährige gehört zu den wenigen, die ihren Betrieb ohne fremde Hilfe über die mageren Monate hinwegretten konnten, indem sie Kunden im Ausland belieferten. 1930 wurde das Unternehmen gegründet, vom Großvater Elias; es liegt direkt am Krippenplatz von Bethlehem, nur wenige Schritte von der Basilika mit der Geburtsgrotte Jesu entfernt.

„Wir sind sonst daran gewöhnt, dass die Stadt immer voller Busse ist, die diese heilige Stadt besuchen wollen. Dieser Albtraum der Pandemie hat uns die Stadt leergefegt, das war ein sehr trauriger Anblick. Es war tragisch zu erleben, dass auf einmal keiner mehr zur Arbeit ging. Bethlehem ist vom Tourismus abhängig, und wenn dieser ausbleibt, arbeitet hier niemand, nicht einmal die Gemüseverkäufer! Gott sei Dank bekamen wir nach kurzer Zeit Bestellungen aus dem Ausland. Das erlaubte es uns, die Arbeit wiederaufzunehmen und einige Mitarbeiter wieder in die Werkstatt zu bringen. Aber leider gibt es in Bethlehem immer noch viele Menschen ohne Arbeit, und diese kleine Zahl von Pilgern kann die Stadt nicht wirklich wieder in Schwung bringen. Wir warten darauf, dass mehr Pilger kommen, wie vor zwei Jahren, und dass sich die Stadt erholt! Wir haben keine finanzielle Unterstützung von irgendjemandem, so dass wir uns ausschließlich auf unsere eigene Kraft verlassen müssen.“

Mitarbeiter in Giacamans Werkstatt
Mitarbeiter in Giacamans Werkstatt

Früher war um die Zeit schon alles ausgebucht...

In früheren Jahren, vor der Pandemie, waren alle Zimmer für die Weihnachts- und Silvestertage um diese Zeit immer schon ausgebucht. Das ist jetzt beileibe nicht der Fall. Weil Corona jetzt in Europa wütet, zögern viele Christen, wenn es um Reisen geht. Was würde Giacaman einem solchen Zögerer zu bedenken geben?

„Ich würde ihm sagen, dass wir als Christen heute eine Minderheit sind. Und dass es eine große Freude für uns ist, unsere christlichen Brüder aus der ganzen Welt bei uns zu sehen. Sie geben uns nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geistige Stärke. Wenn die Weihnachtszeit naht, denken wir in Bethlehem nur an Weihnachten. Diese Geschwister an unserer Seite zu sehen, die gemeinsam mit uns beten, bereitet uns große Freude und gibt uns auch die Kraft, als Christen im Heiligen Land Widerstand zu leisten.“

Pilger in der Geburtsgrotte
Pilger in der Geburtsgrotte
Audio: Christen in Betlehem hoffen auf Pilgertourismus an Weihnachten - ein Bericht von Radio Vatikan

Vorfreude auf das Fest

Immerhin: Wer jetzt bucht, der wird an Weihnachten eher nicht Schlange stehen müssen, um in die aus konstantinischer Zeit stammende Geburtsbasilika einzutreten und in der Geburtsgrotte zu beten. Die Heiligen Stätten einmal in Ruhe zu erleben, ohne den Andrang der Massen – eigentlich ist das ein Traum.

„Letztes Jahr konnten wir, Gott sei Dank, alle üblichen Feiern der Weihnachtstage abhalten – allerdings allein. Jetzt gerade bereiten wir uns schon darauf vor, Weihnachten zu feiern, als Stadtverwaltung und als Christen mit unseren Familien, auch mit den vielen katholischen und orthodoxen Pfadfindergruppen, die es in Bethlehem gibt. In der Vorweihnachtszeit wird die Stadt sehr schön, man spürt die Vorfreude auf das Fest, und man sieht überall Pfadfinderkapellen, die Musik machen…“

Noch sind die Rolläden unten: Giacamans Werkstatt
Noch sind die Rolläden unten: Giacamans Werkstatt

Weihnachten wird auch interreligiös und national gefeiert

Übrigens dauert Weihnachten in Bethlehem gefühlt fast zwei Monate, nämlich den ganzen Dezember und Januar. Das liegt unter anderem daran, dass die Christen die Geburt Jesu nicht alle zum selben Termin feiern. Was Freunden der Ökumene Kopfzerbrechen macht, hält der Unternehmer aus Betlehem für eine schöne Sache.

„Obwohl ich katholisch bin, feiere ich Weihnachten mit den Orthodoxen und dann mit den Armeniern! In diesem Jahr wird der Weihnachtsbaum auf dem Krippenplatz am 4. Dezember feierlich illuminiert: Alle Kirchen werden daran teilnehmen, die katholische, die orthodoxe und die armenische. Auch die palästinensische Regierung wird sich beteiligen, denn sie respektiert Weihnachten, das in Bethlehem sowohl ein religiöses als auch ein öffentliches, nationales Ereignis ist.“

Der Stern markiert den traditionellen Ort der Geburt Jesu
Der Stern markiert den traditionellen Ort der Geburt Jesu

„Viele Muslime fragen uns dann, was wir da machen...“

Nun stand zwar die erste Krippe in Betlehem – doch die Krippentradition kommt aus Italien. Franz von Assisi gilt mit der „lebenden Krippe“, die er 1223 im umbrischen Bergdorf Greccio organisierte, als einer ihrer Gründerväter. Robert Giacaman hat in Italien studiert, um die weihnachtlichen Traditionen Europas an der Quelle kennenzulernen.

„Wir stellen Krippen und Weihnachtsbäume in unseren Häusern auf, und in den Vereinen, in denen wir Weihnachtsaufführungen machen, zeigen wir unseren Kindern, unter welchen Umständen Jesus geboren wurde. Wir machen das nur in geschlossenen Räumen, weil wir eine Minderheit sind. Aber draußen führen wir eine Weihnachtsparade auf: mit dem Weihnachtsmann, Menschen, die als Maria, Josef und das Kind gekleidet sind, anderen, die als die Heiligen Drei Könige gekleidet sind, als Hirten, die in Prozession gehen. Viele Muslime fragen uns dann, was wir da machen, und interessieren sich für unsere Traditionen.“

(vatican news – sk)

Pilger in der Basilika
Pilger in der Basilika

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24. November 2021, 12:11